Ausstellungsansicht "Aus dem Dunkel der Vorzeit", 2024 3 min
Die Sonderausstellung "Aus dem Dunkel der Vorzeit" zeigt die prähistorische Sammlung des Altenburger Museums in einem neuen Licht. Katrin Engelhardt berichtet. Bildrechte: Steven Ritter
3 min

Das Schlossmuseum Altenburg präsentiert seine sehenswerte archäologische Sammlung. Manche Exponate aus der Ur- und Frühgeschichte sind seit Jahrzehnten erstmals wieder zu sehen. Fast alle stammen aus der Region.

MDR KULTUR - Das Radio Fr 17.05.2024 08:38Uhr 03:26 min

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Neue Ausstellung Altenburg präsentiert erstmals Schätze seiner prähistorischen Sammlung

18. Mai 2024, 03:00 Uhr

Altenburg ist für einiges bekannt: den Prinzenraub, sein Lindenau-Kunstmuseum oder die weltberühmten Spielkarten. Aber die ehemalige Residenzstadt im Osten von Thüringen besitzt auch eine sehenswerte archäologische Sammlung. Die wird jetzt erstmals seit Jahrzehnten in einer neuen Ausstellung im Schlossmuseum präsentiert. Fast alle Exponate stammen aus der Region. Eröffnung der Schau ist pünktlich am Internationalen Museumstag am Sonntag.

Das Schlossmuseum in Altenburg präsentiert in seiner neuen Ausstellung viele Exponate aus der Ur- und Frühgeschichte, die erstmals seit Jahrzehnten wieder zu sehen sind. Fast alle stammen aus dem Osten Thüringens. Dank moderner Forschung erzählen die Objekte der Schau aufregende Geschichten.

Goldschmuck von Häuptlingen

Kleine Goldringe, aus einem dünnen Draht gebogen und nur 1,5 Zentimeter groß, sind einer der Hingucker in der Ausstellung. Es handelt sich um Lockenringe. In der frühen Bronzezeit galten sie als Statussymbole, berichtet Ronny Teuscher. Er ist der Kurator der neuen Ausstellung "Aus dem Dunkel der Vorzeit. Altenburgs prähistorische Sammlung in neuem Licht". Laut dem Archäologen wurden diese Goldringe vor gut hundert Jahren auf dem Altenburger Lerchenberg gefunden, in einem Tonkrug unter einer Porphyrplatte versteckt.

Goldene Lockenringe vom Altenburger Lerchenberg, Frühbronzezeit, 2000-1775 v. Chr.
Die Goldenen Lockenringe vom Altenburger Lerchenberg stammen aus der Frühbronzezeit. Sie werden auf circa 2000 bis 1775 vor Christus datiert. Bildrechte: punctum Esther Hoyer

Warum die Goldringe einst unter die Erde gebracht wurden, ist unbekannt. Wahrscheinlich waren es rituelle Gründe, sagt Kurator Teuscher.

Die Ringe sind 4.000 Jahre alt – so wie die berühmte Himmelsscheibe von Nebra. Diese wird laut Teuscher in der heutigen Forschung so interpretiert, dass sich in der Region der erste Fürstensitz der Ur- und Frühgeschichte befunden hat. "Einen Fürsten werden wir in Altenburg nicht gehabt haben, aber eine Ebene darunter: einen Häuptling." Solche goldenen Ringe haben nach Einschätzung des Fachmanns die Häuptlinge als Zeichen ihrer Macht und Würde in den Locken der Haaren getragen.

Spitzhaue von Kopitzsch, Epi-mesolithisch bis Jungneolithikum, 5. Jahrtausend v. Chr.
Zu den ausgestellten Funden zählt auch diese Spitzhaue von Kopitzsch, die aus dem 5. Jahrtausend vor Christus stammt. Bildrechte: punctum Esther Hoyer

Für die Ausstellung wurden sie mit modernen Analyseverfahren untersucht – im gleichen Labor wie die Himmelsscheibe. Dass das Material der Altenburger Ringe, wie das Gold der Himmelscheibe, aus Cornwall in Südwestengland stammt, habe bei den Untersuchungen nicht bestätigt werden können – aber auch nicht ausgeschlossen. "Es kann sein, dass das Gold aus Cornwall stammt, es kann aber auch aus Süddeutschland stammen", sagt der Archäologe.

Regionale Funde, überregionales Ansehen

Viele Exponate der stimmungsvoll präsentierten Schau wurden in der Region gefunden. Da sind zum Beispiel die Schlöbener Ringe, Objekte aus Bronze und Eisen, die Bauern 1850 auf einem Feld bei Jena entdeckten. Sie gelangten in den Besitz der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes (GAGO), einem der ältesten Archäologievereine Mitteldeutschlands. Dieser Fund machte die GAGO in ganz Deutschland berühmt, denn eines ihrer Mitglieder schleppte den Fund 1860 in einem Koffer nach München. 

Bodenbacher Nadeln und Fibel von Kriebitzsch, 4.-3. Jh. v. Chr. & 150 v. Chr.
Die Bodenbacher Nadeln (4. bis 3. Jahrhundert v. Chr.) und die Fibel von Kriebitzsch (150 v. Chr.) werden im besonderen Licht des Altenburger Schlosses präsentiert. Bildrechte: punctum Esther Hoyer

Damals habe in München die versammelte Elite der Altertumsforschung getagt, so Teuscher. "Alle waren begeistert: Was habt ihr für tolle Sachen in Altenburg!" Daraufhin habe man sich entschieden, die nächste Tagung in Altenburg stattfinden zu lassen – obwohl Städte wie Halle und Jena ebenfalls im Gespräch waren.

Auch heute braucht sich die Altenburger Sammlung nicht zu verstecken. Das zeigt die übersichtliche und abwechslungsreiche Ausstellung im Schloss- und Spielkartenmuseum. Sie präsentiert ihre mehrere tausend Jahre alten Fundstücke dank moderner Forschung in einem neuen Licht.

Luftbild vom Schloss Altenburg
Das Schloss- und Spielkartenmuseum befindet sich im Residenzschloss Altenburg, einem beliebten Ausflugsziel in der Region. Bildrechte: Schloss- und Kulturbetrieb Residenzschloss

Weitere Informationen

"Aus dem Dunkel der Vorzeit. Altenburgs prähistorische Sammlung in neuem Licht"

Ort:
Schloss- und Spielkartenmuseum im Residenzschloss
Schloß 16, 04600 Altenburg

Eröffnung:
19.5.2024, 15.00 Uhr
Festsaal

Ausstellungszeitraum:
20. Mai bis 10. November 2024

Katalog:
Sonderband im Verlag Beier & Beran
264 Seiten mit zahlreiche Abbildungen
19,50 Euro

Führungen durch die Sonderausstellung:
7.6.2024, 14.00 Uhr, mit Ronny Teuscher, Kurator der Ausstellung
12.7.2024, 14.00 Uhr, mit Uwe Kraus, Archäologe
23.8.2024,14.00 Uhr, mit Mario Küßner, Leiter des Museums für Ur- und Frühgeschichte Thüringens
13.10.2024, 14.00 Uhr, Sonntagsführung
8.11.2024, 14.00 Uhr, mit Matthias Wöhrl, Archäologe
Die Führungen kosten 3 Euro zuzüglich zum Eintritt.

Quelle: MDR KULTUR (Katrin Engelhardt), Altenburger Museen
Redaktionelle Bearbeitung: bh

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 17. Mai 2024 | 07:40 Uhr

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