Hauptsitz der Thüringer Energie AG in Erfurt
Die Angebote für Neu- und Bestandskunden unterscheiden sich bei dem Energieversorger nach Angaben eines Sprechers der Thüringer Energie AG nicht. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Martin Schutt

Energieversorger Warum Strompreise bei der Thüringer Energie AG über dem Durchschnitt liegen

14. Mai 2024, 05:00 Uhr

Ein MDR-Hörer aus Erfurt will seinen Stromvertrag mit der Thüringer Energie AG (Teag) verlängern. Doch statt wie bisher 27 Cent soll er künftig 39 Cent pro Kilowattstunde bezahlen. Die Teag begründet ihm diese Preiserhöhung damit, dass er in den vergangenen zwei Jahren sehr von einem niedrigen Strompreis profitiert habe. Unser Hörer fragt, ob der Energieversorger mit Bestandskunden anders umgeht als mit Neukunden. Das sagen Teag und Verbraucherzentrale Thüringen.

Jan Bräuer
Bildrechte: MDR/Jan Bräuer

Zunächst ein Strompreis-Vergleich: Wer in Erfurt den Anbieter wechseln will und das gleich für 24 Monate, erhält auf verschiedenen Vergleichsportalen Angebote zwischen 19 Cent und 35 Cent pro Kilowattstunde.

Die Thüringer Energie AG selbst ruft über ihre Website einen Arbeitspreis von 38 Cent auf – und zwar für den Tarif "Strom-Extra". Ein Tarif für alle, wie Firmensprecher Martin Schreiber sagt: "Die Angebote für unsere Kunden unterscheiden sich nicht für Neukunden oder Bestandskunden."

Strompreis bei der Teag liegt über dem Durchschnitt

Die Preise bei Neuabschluss eines Vertrages orientieren sich bei der Teag wie bei anderen Unternehmen an der Entwicklung des Strommarkts. Eine Entwicklung, die durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine in den vergangenen Monaten extremen Schwankungen ausgesetzt war. Spitzenwerte im Jahr 2022 waren 80 Cent und mehr pro Kilowattstunde. Inzwischen gibt die Website "Strom-Report" einen durchschnittlichen Preis pro Kilowattstunde zwischen 25 und 35 Cent an. Das bedeutet, dass die Teag mit 38 Cent über dem Durchschnitt liegt.

Teag-Sprecher Schreiber bezeichnet das als notwendig. Denn bei der Preisgestaltung müssten einige Einflüsse berücksichtigt werden: "Da gibt es zum einen Netzentgelte, das ist der Preisbestandteil, den der Netzbetreiber für den Betrieb des Strom-Netzes verlangen darf. Dann gibt es Vertriebsanteile, das ist das, was wir für den Einkauf berechnen. Dann gibt es Stromsteuer-Anteile, Mehrwertsteuer, Konzessionsabgaben und etwa ein Viertel des Strompreises ist das, was bei für das Bezahlen der Mitarbeiter der Teag verbleibt."

Thüringer Energie AG (Teag) Die Teag hat knapp 2.000 Beschäftigte. Perspektivisch sollen 300 weitere Stellen geschaffen werden. Das Geld dafür ist vorhanden. Im vergangenen Jahr lag der Unternehmensgewinn bei 81 Millionen Euro, was durch Dividendenzahlungen vor allem Kommunen im Freistaat zugute kommt. Sie sind in der Kommunalen Energie Beteiligungsgesellschaft Thüringen organisiert und halten 84,8 Prozent der Anteile an der Teag.

Verbraucherzentrale: Bisher keine Unterschiede zwischen Neu- und Bestandskunden

Aber zurück zur Hörerfrage: Geht die Thüringer Energie AG mit allen Kunden gleich um? Die Referentin für Energie- und Baurecht der Verbraucherzentrale Thüringen, Claudia Kreft, sagt, Unterschiede zwischen Neu- und Bestandskunden habe sie noch nicht feststellen können. Dennoch sei der Energieversorger oft Thema bei den Ratsuchenden: "Manche verstehen die Rechnung nicht. Manche finden die Rechnung zu hoch. Andere fragen sich, was denn mit dem Kundenservice los ist."

Kreft rät, Energielieferverträge nur mit einem Jahr Laufzeit abzuschließen. Das erhöhe die Flexibilität und mache es leichter, auf Preisschwankungen reagieren zu können. Sie empfiehlt bei Problemen mit der Teag, zu schreiben statt anzurufen: "Wir haben dafür Musterbriefe im Internet vorbereitet. Da gibt es verschiedene Fallgestaltungen, wo man die Musterbriefe nutzen und dann selbst an die Teag senden kann."

Probleme mit dem direkten Kundenkontakt räumt auch Teag-Sprecher Martin Schreiber ein. Das Callcenter sei oft überlastet – noch. Das Unternehmen plant Abhilfe. "Im Bereich der Hauptverwaltung Erfurt wird ein Gebäude errichtet, was vor allem für den Kundenkontakt genutzt werden soll." Im kommenden Jahr soll es fertig und erreichbar sein.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 14. Mai 2024 | 06:21 Uhr

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