Strommasten in der Morgendämmerung.
In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind die Netzentgelte im deutschlandweiten Vergleich eher günstig. Bildrechte: picture alliance/dpa | Daniel Vogl

Strompreis Warum Netzentgelte je nach Region unterschiedlich teuer sind

09. April 2024, 06:34 Uhr

Auf der Stromrechnung ist neben Steuern und Umlagen auch das sogenannte Netzentgelt aufgeführt. Das ist der Preis, der für die Nutzung des Stromnetzes anfällt und an den Netzbetreiber zu zahlen ist. Je nach Region schwankt die Höhe der Netzentgelte teils deutlich. Das ist auch einem MDR AKTUELL-Hörer aus Leipzig aufgefallen. Er fragt sich deshalb, wie diese Preisunterschiede zustande kommen und wie die Höhe der Netzentgelte bestimmt wird.

Auf der Deutschlandkarte des Vergleichsportals Verivox leuchtet der Norden dunkel, die südlichen Bundesländer sind in blasseren Farben eingezeichnet. Die Karte bildet die durchschnittlichen Netzentgelte in den Ländern ab.

Bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch eines Vier-Personen-Haushalts von 4.000 Kilowattstunden im Jahr, liegt das Netzentgelt in Schleswig-Holstein bei 549 Euro. Im nördlichsten Bundesland ist es damit am höchsten. In Bayern dagegen zahlt der derselbe Haushalt im Schnitt 423 Euro. Das Vergleichsportal Check24 kommt zu ähnlichen Ergebnissen.

Netzentgelte sind staatlich reguliert

Die Unterschiede hängen mit dem Stand beim Ausbau der erneuerbaren Energien in den Regionen zusammen, erklärt Maria Trottner, Sprecherin von Check24: "Wo die Gewinnung erneuerbarer Energien etwa durch Wind und Solarparks ausgebaut wird, muss auch die Strominfrastruktur erweitert werden, beispielsweise um Leitungen oder Verteilerstationen." Außerdem müssten Schwankungen im Stromnetz ausgeglichen werden, was ebenfalls zu Kosten führt.

Diese Kosten geben dann die Netzbetreiber an die Verbraucherinnen und Verbraucher weiter. Die mehr als 850 Netzbetreiber in Deutschland legen die Netzentgelte in Zusammenarbeit mit der Bundesnetzagentur fest. Sie sind also staatlich reguliert und richten sich nach den Kosten etwa für Betrieb und Ausbau der Netze.

Bundesnetzagentur plant neue Regeln für Netzentgelte

Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zahlen momentan im deutschlandweiten Vergleich weniger. In der Vergangenheit sah das aber noch anders aus. Gerade Sachsen-Anhalt habe in den vergangenen 20 Jahren besonders großzügig die erneuerbaren Energien ausgebaut, sagt Energieminister Armin Willingmann.

Dass deshalb früher hier besonders hohe Netzentgelte anfielen, sei ein Systemfehler, sagt Willingmann im MDR AKTUELL-Podcast Wahlkreis Ost: "Das bleibt ein politisches Ärgernis, dass es den Südländern der Bundesrepublik – vor allem Bayern und Baden-Württemberg – gelungen ist, sich im Grunde davor zu drücken, erneuerbare Energien auszubauen und darauf zu vertrauen, dass man das im Norden und im Osten schon tun wird und sie damit beliefert."

Die Bundesnetzagentur will das System reformieren. Künftig sollen Regionen mit fortgeschrittenem Ausbau der erneuerbaren Energien entlastet werden. Frühestens im Januar 2025 sollen die neuen Regeln gelten.

Preisunterschiede auch innerhalb der Bundesländer

Starke Preisunterschiede gibt es auch innerhalb der Bundesländer. Das liege daran, dass es in den Ländern auch mehrere Netzbetreiber und dadurch in den Regionen unterschiedliche Netzentgelte gibt, erklärt Check24-Sprecherin Maria Trottner.

Außerdem sei auch die Bevölkerungsdichte ein Faktor. Weil die Kosten auf die Haushalte in der Region umverteilt werden, können die Kosten in einer dicht besiedelten Region auf mehr Menschen umverteilt werden. Deshalb ist der Strom auf dem Land auch tendenziell teurer als in der Stadt.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 09. April 2024 | 06:24 Uhr

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