Das Altpapier am 30. November 2023: Porträt des Altpapier-Autoren Ralf Heimann
"Das Altpapier" ist eine tagesaktuelle Kolumne. Die Autorinnen und Autoren kommentieren im aktuellen Altpapier die wichtigsten Medienthemen des Tages. Bildrechte: MDR | MEDIEN360G

Kolumne: Das Altpapier am 30. November 2023 Ironie der Lokalgeschichte

30. November 2023, 12:07 Uhr

Woran ist das Online-Magazin "Karla" gescheitert? An den Stiftungen, am schwierigen Markt, an zu hohen Ansprüchen? Oder vielleicht auch an eigenen Fehlern? Heute kommentiert Ralf Heimann die Medienberichterstattung.

Das Altpapier "Das Altpapier" ist eine tagesaktuelle Kolumne. Die Autorinnen und Autoren kommentieren und bewerten aus ihrer Sicht die aktuellen medienjournalistischen Themen.

Blauäugig – oder ein Rechenfehler?

Zwei Tage, nachdem das gemeinnützige Magazin "Karla" am vergangenen Freitag bekannt machte, dass es zum Jahresende aufgeben muss, ist Josef-Otto Freudenreich nach Konstanz gefahren, um sich mit dem Team zu treffen, unter anderem mit Redaktionsleiter Michael Lünstroh und Geschäftsführerin Anna Kulp. Über seinem Artikel in der Wochenzeitung "Kontext" ist ein Foto des Bodensees in der Abenddämmerung zu sehen. Auf einem Baum sitzt ein Vogel. Darunter steht: "Blick von Konstanz auf den Bodensee im November 2023: Reiher wittern Morgenluft, Medienprojekte eher nicht."

Michael Lünstroh hat selbst für "Kontext" geschrieben. Freudenreich besucht also einen Kollegen, aber sein Bericht ist kein Freundschaftsdienst, eher eine kritische Würdigung. Freudenreich schreibt:

"Der Schmerz hat etwas nachgelassen, die Wut nicht. Sie gilt den Stiftungen (Schöpflin, Hertie, Augstein, Böll), von denen sie gefördert worden sind, die jetzt aber nicht mehr wollen beziehungsweise nur noch wollen, wenn die anderen auch wollen. Und die meisten wollen nicht. Aus 'Karla'-Sicht ein blödes Spiel, business as usual bei den Wohltätern. Sie sehen sich nicht als Dauerfinanziers eines Projekts, sie wollen Modellcharakter und ihre Wege sind oft unergründlich lang. Zu lang für journalistische Start-ups."

Die "Ironie der Geschichte" sei, so erzählt es Stephanie Reuter Freudenreich, dass die Augstein-Stiftung gerade dabei gewesen sei, ein Förderantrag zu bewilligen.

Um alles zu verstehen, müsste man also zuallererst den Stiftungen eine Frage stellen. Sie lautet: Woran hat’s gelegen? Gab es bei der Finanzierung im ersten Jahr ein Missverständnis? Also hatte man eigentlich nur einen Anschub geben wollen? Fehlte die Geduld? Waren da noch andere Kritikpunkte, die öffentlich noch nicht diskutiert wurden?

Michael Lünstroh sagt, zehn Euro für die Abos zu nehmen, sei womöglich "blauäugig" gewesen. Freudenreich kommentiert:

"Oder ein Rechenfehler bei Einnahmen und Ausgaben, würde man jetzt bei der Kontext: Wochenzeitung – mit zwölf Jahren Erfahrung im Non-Profit-Journalismus – entgegnen."

Hier geht es vor allem um die Bezahlung der Redaktion. Der von Michael Lünstroh "energisch vorgetragenen" Aussage, "auf keinen Fall 'Selbstausbeutung' betreiben, sondern 'faire Löhne' für professionellen Journalismus bezahlen zu wollen", entgegnet Freudenreich:

"Das ist aller Ehren wert, jederzeit zu unterstützen und aus voller Gewerkschaftsbrust zu intonieren. Aber womit bezahlen und zu welchem Preis?"

Die Kritik ist also: Wer die Bezahlung festlegt, ohne auf die Einnahmen zu schauen, verkennt die Realität.

Mehr Geduld, mehr Selbstkritik

Den Schluss, dass unabhängiger Journalismus unter dem wirtschaftlichen Druck und ohne engagierte Stiftungen "immer unmöglicher" werde, will Freudenreich so nicht zulassen. "Also sein lassen? Bereits nach einem Jahr?", schreibt er und antwortet:

"Bei Kontext würde man jetzt, auch nach zwölf Jahren, sagen: nein. Mehr revolutionäre Geduld und darüber nachdenken, was falsch gelaufen ist, was besser zu machen ist."

Festhalten lässt sich: Mit lokalen Inhalten Geld zu verdienen, ist aus mehreren Gründen schwer. Die Erfahrung machen wir mit RUMS in Münster, das ich mitgegründet habe, seit knapp vier Jahren.

In den ersten Monaten wuchs die Zahl der Abonnements sehr schnell. Doch die Entwicklung endete schon sehr bald. Unserer Interpretation ist: Die Menschen, die sich beruflich oder aus Interesse mit lokaler Politik, gesellschaftlichen Themen und lokalen Debatten beschäftigen, erreichten wir schnell. Und wenn sie uns auch nicht abonnierten, irgendwann wussten sie immerhin, dass es uns gibt. Die übrigen Menschen zu gewinnen – es sind immerhin 600.000 in und rund um Münster –, ist trotz sozialer Medien und der vielen Möglichkeiten, Werbung auf Zielgruppen zuzuschneiden, sehr mühsam. Möglicherweise spielt dabei auch ein Punkt eine Rolle, der für soziale Netzwerke wichtig ist: der Tipping Point.

Das ist der Punkt, an dem klar wird: Hier spielt die Musik. An diesem Punkt verselbstständigt sich das Wachstum; Menschen wollen dabei sein, weil andere dabei sind. Die Frage ist, ob lokale Medien diesen Punkt überhaupt erreichen können, wenn sie sich fast ausschließlich mit Inhalten beschäftigen, die man als journalistisch wertvoll bezeichnen würde.

Was Lokalzeitungen ausgemacht hat und noch immer ausmacht, sind schließlich auch sozial verbindende Elemente wie Fotos, auf denen irgendwer aus dem Viertel oder der Nachbarschaft zu sehen ist, Leserbriefe von Menschen, die man kennt, oder auch einfach Todesanzeigen. Es kann auch sein, dass journalistische Neugründungen ein Angebot unterschätzen, das fast alle Lokalzeitungen machen. Es lautet: Bei uns steht alles drin.

Lokalblätter vermitteln schon allein durch die schiere Menge der veröffentlichten Artikel das Gefühl, dass das wohl alles sein muss, was innerhalb eines Tages auf so engem Raum passieren kann. Dieses Gefühl vermitteln Online-Medien, die pro Woche zwei, drei hochwertige Artikel veröffentlichen, nicht. Ihr Antrieb ist eher der Gedanke: Den ganzen PR-Schrott können wir auch weglassen.

Zu dieser Gruppe gehöre ich selbst. Ich halte es aber für möglich, dass ich das alles nicht richtig verstanden habe. Irgendetwas muss den großen Erfolg von Lokalzeitungen in der Vergangenheit ja erklären: Vielleicht war es einfach die Tatsache, dass es sonst keine Möglichkeit gab, sich über lokale Themen zu informieren, also dass es eine Art Informationsmonopol gab. Nachdem ich schon öfter in Lokalarchiven alte Zeitungen aus den Siebziger-, Achtziger- oder Neunziger- Jahren durchgesehen habe, bin ich mir in einem Punkt jedenfalls sicher: Journalistische Qualität war nicht der hauptsächliche Erfolgsfaktor.

Es fehlt das Geld

Zu zwei weiteren Punkten, um die es in Josef-Otto Freudenreichs Artikel geht, kann ich aus eigener Erfahrung etwas sagen. Freudenreich schreibt zum einen:

"Mehr Wirklichkeit, weniger Versprechen. Auch das hätte helfen können. Wenn ein Redaktionsteam, das aus einer Handvoll Journalist:innen besteht, und seien sie noch so eifrig, drei bis vier sauber recherchierte, womöglich investigative Geschichten pro Woche in Aussicht stellt, dann ist das Zauberei."

Im Fall von RUMS ist einer der am häufigsten geäußerten Wünsche: mehr Investigativrecherche im Lokalen. Dahinter steht der legitime Wunsch, das zu erfahren, was eigentlich nicht öffentlich werden soll. Direkt dahinter rangiert das Verlangen nach Abwechslung. Man möchte auch nicht, dass immer auf den gleichen Themen herumgekaut wird.

Man kann das verstehen. Nur im Restaurant wäre jetzt den meisten Menschen klar, dass ein Filetsteak etwas mehr kostet als ein Wiener Schnitzel. Man schmeckt es ja auch. Im Journalismus fehlt vielen Menschen (verständlicherweise) ein Gefühl für den Wert von Qualität. Wenn es eine Woche gedauert hat, an eine Information zu kommen, die sich in einem Absatz formulieren lässt, merkt man das beim Lesen nicht sofort. Aber dieser Absatz hätte dann umgerechnet wahrscheinlich den Wert eines Filetsteaks.

Auf Basis dieser Erkenntnis haben Lokalzeitungen die Qualität jahrelang systematisch heruntergefahren. Man sieht einem Text nicht sofort an, ob er aufwändig recherchiert oder dahingeschludert ist (looking at you, ChatGPT). Und wenn die Informationen über die Qualität eines Produkts zwischen Käufer und Verkäufer ungleichmäßig verteilt sind – das hat der Wirtschaftswissenschaftler George Akerlof schon im Jahr 1970 sehr eindrucksvoll am Beispiel von Gebrauchtwagen erklärt –, dann gehen die Preise in den Keller.

Einfach gesagt: Kaum jemand würde so viel für ein lokales Investigativ-Magazin zahlen wollen, wie es kostet.

Das bedeutet: Man muss den Menschen eine realistische Vorstellung davon vermitteln, was sie für ihr Geld erwarten können, und dazu vielleicht zur Abwechslung eine gute Nachricht: Als wir bei RUMS den Preis von 10 auf 12 Euro im Monat erhöht haben, hat so gut wie niemand gekündigt. Und etwa ein Viertel der Menschen, die uns lesen, zahlen mehr, als sie müssten. Ein bisschen Spielraum scheint da also schon noch zu sein.

Der andere Punkt, den Josef-Otto Freudenreich anspricht, hat unmittelbar mit der Kalkulation zu tun; es ist generell die betriebswirtschaftliche Expertise, die notwendig ist, um ein Unternehmen zu führen. Daran, dass sie fehlt, scheitern journalistische Vorhaben sehr oft, vielleicht werden sie aus diesem Grund in einigen Fällen schon am Anfang nicht gleich verworfen.

Aus der Erfahrung mit RUMS kann ich sagen: Ohne Kaufmann in der Geschäftsführung hätte es das Projekt schon nach einem Jahr nicht mehr gegeben. Mit Blick auf die selbstkritische Analyse des "Karla"-Teams, die Freudenreich etwas vermisst, schreibt er:

"Zarte Ansätze sind erkennbar, wenn die Geschäftsführerin Kulp, von Haus aus Journalistin, einräumt, eine Fachkraft in Betriebswirtschaft wäre auch nicht schlecht gewesen."

Das Problem sieht aus allen Perspektiven gleich aus: Es fehlt das Geld. Und das eint so gut wie alle journalistischen Projekte, die sich ausschließlich oder fast ausschließlich über Abonnements finanzieren oder jedenfalls nicht über Rundfunkbeiträge – es eint auch die überregionalen, die von Beginn an etwas größer dimensioniert geplant waren und das Versprechen, hochwertigen Journalismus zu liefern, noch am ehesten erfüllen können.

"Die Republik" in Schwierigkeiten

Vor zwei Wochen meldete das Schweizer Wirtschaftsportal "Insideparadeplatz" etwa, dass das Vorzeigeprojekt "Die Republik" wieder mal in finanziellen Schwierigkeiten steckt und mit 2,2 Millionen Franken (etwa 2,3 Millionen Euro) überschuldet sei.

Das Magazin habe zwar 29.000 zahlende Leserinnen und Leser, allerdings weist der Pfeil nach unten. Der Jahresabschuss zeige, dass die Rechnung nicht aufgehe, "hinten und vorne nicht", so steht es im Artikel. Das Magazin habe im laufenden Jahr einen Nettoverlust von 1,6 Millionen Franken gemacht. Das Missmanagement habe tiefe Spuren hinterlassen.

"Dass das ganze 'Republik'-Konstrukt überhaupt noch am Leben ist, hängt mit den Haupt-Gläubigern zusammen", schreibt der Autor Lukas Hässig. Sie hätten erklärt, sich im Falle eines Konkurses ganz hinten in die Schlange der Gläubiger zu stellen.

Der neue "Samariter" des Magazins solle Michel Huissoud werden, der frühere Chef der Eidgenössischen Finanzkontrolle. Der verstehe viel von Finanzen, verstehe aber offenbar wenig von Journalismus, denn er habe von 100.000 Abos schwadroniert. Hässig schreibt:

"Statt mit harten Schnitten das Unternehmen radikal auf gesunde Beine zu stellen, sendet der frische Oberlotse in seiner Auftakt-Vorstellung das Signal aus, noch viel stärker als bisher auf die Ausgabetube zu drücken. Huissoud im Wonderland."

Dem könnte man entgegnen: Dass es auch nicht die alleinige Rettung ist, im Falle von wirtschaftlichen Problemen, Leute zu entlassen, die Kosten zu reduzieren und am Produkt zu sparen, das würden viele deutsche Regionalverlage sicher aus eigener Erfahrung bestätigen. Aber man könnte tatsächlich auch sagen: Wenn 29.000 Menschen bereit sind, für diese Art von Journalismus Geld zu bezahlen, dann muss es doch möglich sein, diesen 29.000 Menschen etwas Bezahlbares zu liefern.


Altpapierkorb (Rundfunkbeitrag, Heike Raab, Der öffentlich-rechtliche Rundfunk und die Kreativen, European Media Freedom Act, Thadeusz, Hessischer Rundfunk, Presseausweis, Tuncay Özdamar)

+++ Im Streit um die Erhöhung des Rundfunkbeitrags hat Florian Herrmann, Chef der bayerischen Staatskanzlei, Katja Wildermuth, die Intendantin des Bayerischen Rundfunks, kritisiert (Altpapier), berichtet unter anderem die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Sie hatte die Ministerpräsidenten indirekt aufgefordert, nicht die Verfassung zu brechen, indem sie eine Beitragserhöhung grundsätzlich ablehnen. Herrmann hält die Aufforderung für "unangemessen" und sagt, die Erhöhung des Rundfunkbeitrags sei auch ein politischer Vorgang. Das stimmt so aber nicht ganz. Zur Erinnerung: Das Verfahren ist so konstruiert, dass die Politik die Erhöhung nicht einfach ablehnen kann, wenn die Kommission zu dem Ergebnis kommt, dass die Anstalten das Geld brauchen (denn dann könnte sie das auch einfach machen, um die Anstalten zu bestrafen, zum Beispiel für eine zu kritische Berichterstattung). Um den Beitrag verringern, müsste die Politik den Auftrag ändern. Diese Verantwortung möchte man aber nicht übernehmen.

+++ Timo Niemeier hat den sechs Staatskanzleien, die angekündigt haben, eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags abzulehnen, für das Medienmagazin "DWDL" einige Fragen gestellt. Eine davon ist: "Begehen Sie einen kalkulierten Verfassungsbruch, sollten Sie einer Erhöhung nicht zustimmen, wenn die KEF eine solche empfohlen hat?" Schlüssige Antworten hat er nicht bekommen. Niemeier beantwortet die Frage in seinem Kommentar selbst: "Es ist ein angekündigter Verfassungsbruch, den man so nicht benennen will. Aber das Bundesverfassungsgericht war in seinen Entscheidungen zum öffentlich- rechtlichen Rundfunk zuletzt sehr klar. Dass die Medienpolitik das einfach ignoriert und sich nicht einmal die Mühe macht, ihre Sichtweise unter Einbeziehung der höchstrichterlichen Rechtsprechung zu erklären, sagt mehr über die Politik aus als über einen möglicherweise überdimensionierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk."

+++ Christian Meier schreibt zur Debatte um die Erhöhung des Rundfunkbeitrags bei "Weltplus" (Titel: "Es geht immer so weiter – bis es nicht mehr weitergeht"): "Eine signifikante Senkung des Beitrags wäre nur möglich, wenn die Bundesländer sich auf grundlegende Reformen von Auftrag und Struktur einigen würden, beispielsweise eine Zusammenlegung von ARD und ZDF oder (ei­ne Nummer kleiner) ein Mantelprogramm für die Dritten. Ansonsten sind die Spielräume selbst bei einem so gigantischen Finanzvolu­ men nicht so groß, wie man denken würde – substanzielle Anteile gehen in Personalkosten, Pensionsrückstellungen. Doppel- und Dreifach­ strukturen werden erst langsam abgebaut, mit überschaubaren Ergebnissen."

+++ Der frühere SWR-Intendant Peter Voß äußert sich in einem Gastbeitrag auf der FAZ-Medienseite zur "Briefkopfaffäre" in Mainz (Altpapier). Über dem Text steht die Überschrift: "Ist Heike Raabs Räücktritt fällig?" Und wir kennen die immergültige Regel: Immer, wenn in der Überschrift eine Frage steht, lautet die Antwort: nein.

+++ Claudia Tieschky hat für die "Süddeutsche Zeitung" mit der Drehbuchautorin Dorothee Schön und dem Regisseur Jobst Oetzmann darüber gesprochen, warum Kreative am öffentlich-rechtlichen Rundfunk verzweifeln. Schön sagt etwa: "Die Öffentlich-Rechtlichen haben nie verstanden, dass ihr großes Plus ist, dass sie nicht um Einnahmen kämpfen müssen, sondern dass sie mutig sein und den Kreativen auch einfach vertrauen dürfen."

+++ Die Delegiertenversammlung des Medienverbands der freien Presse sieht im geplanten Medienfreiheitsgesetz der Europäischen Union (European Media Freedom Act) einen "Angriff auf die freie Presse" (Altpapier), schreibt der Verband in einer Pressemeldung. Die Kritikpunkte: Das Gesetz beschränke in seiner vorgesehenen Form die Hohheit der Verlegerinnen und Verleger, über redaktionelle Inhalte zu entscheiden, er unterstelle die Presse der Kontrolle durch die Europäische Union, und es fördere Meinungsmonopole. 

+++ Die Bundesländer begrüßen den Vorschlag der Europäischen Union zum European Media Freedom Act, betonen aber, dass die Verordnung die Gestaltungsspielräume der Mitgliedstaaten berücksichtigen müssen, schreibt Helmut Hartung auf Medienpolitik.net. Unter anderem bedeutet das: Höhere Schutzniveaus in den Mitgliedsstaaten dürfen nach Ansicht der Länder nicht herabgesetzt werden. Vorgaben zum Auftrag und zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks müssten den Mitgliedsstaaten vorbehalten sein. Und: Die Medienaufsicht müsse unabhängig und staatsfern sein.

+++ Erst hat der RBB "Thadeusz und die Beobachter" aus dem Programm genommen, jetzt haben sie ihn zurückgeholt. Willi Winkler attestiert der Sendung auf der SZ-Medienseite einen hohen politischen und moralischen Nutzen und sieht in der RBB-Entscheidung "eine Zukunftsinvestition".

+++ Nachdem der Hessische Rundfunk in dieser Woche ein Sparpaket für das kommende Jahr präsentiert hat, kursiert ein offener Brief des Deutschen Journalisten-Verbands an Intendant Florian Hager, in dem von einem "Raubbau an den Hörfunk-Programmen" die Rede ist, berichtet Uwe Mantel für DWDL. Die inzwischen etwa 130 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner kritisieren, dass der Sender mit etwa tausend Reporter-Tage weniger im Jahr plane, dass er sich stärker auf die regionale Aktualität konzentriere, das Programmangebot verengt und die Qualität vermindert werde. Die Kooperationen mit anderen ARD-Anstalten seien unausgewogen. Dass SWR-Sendungen ohne Gegenleistung übernommen werden, empfinden die Unterzeichner als Geringschätzung, die moderate Honorarerhöhung bei Freien angesichts der verringerten Zahl an Aufträgen als Täuschung.

+++ Eine Fachjournalisten-Vereinigung ist vor dem Bundesverwaltungsgericht mit dem Anliegen gescheitert, ihren Presseausweise dem bundeseinheitlichen Ausweis gleichstellen zu lassen, berichtet die Nachrichtenagentur dpa, zu lesen hier bei der FAZ.

+++ Der WDR-Redakteur Tuncay Özdamar ist am Flughafen von Ankara festgenommen worden, weil er gegen das sogenannte Antiterrorgesetz verstoßen haben soll, berichtet die taz. Inzwischen ist Özdamar wieder frei. Mit einem Verstoß muss das Ganze nichts zu tun haben. Das Gesetz wird auch gern verwendet, um Journalisten zu schikanieren.

Das Altpapier am Freitag schreibt Johanna Bernklau.

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