Coverbild der digitalen Veröffentlichung mit Matt Haimovitz auf seinem Cello spielend in der Natur
Das Coverbild der digitalen Veröffentlichung von de Hartmanns Cellokonzert Bildrechte: MDR/Pentatone

Digitale Veröffentlichung bei Pentatone MDR-Sinfonieorchester und Matt Haimovitz mit Cellokonzert von Thomas de Hartmann

29. September 2023, 07:00 Uhr

Spannende digitale Veröffentlichung: Das MDR-Sinfonieorchester hat sich unter Chefdirigent Dennis Russell Davies dem Cellokonzert des Komponisten Thomas de Hartmann (1884–1956) gewidmet. Mit Solist Matt Haimovitz entstand eine wunderbare Aufnahme, die ab sofort auf allen gängigen Plattformen verfügbar ist und als Stream oder Download genutzt werden kann. Sie ist die erste kommerzielle Veröffentlichung des Werks und erscheint bei Pentatone.

Drei Männer, darunter Komponist Thomas de Hartmann, reden auf dieser alten Schwarz-Weiß-Aufnahme mit dem sitzenden Cellisten Paul Tortelier.
Rechts im Bild der Cellist Paul Tortelier, dem das Cellokonzert gewidmet ist. Links daneben Komponist Thomas de Hartmann. Bildrechte: Pentatone

Sein Cellokonzert komponierte Thomas de Hartmann, geboren auf dem Gebiet der heutigen Ukraine, 1935. Es wurde von den Ängsten dieser Zeit inspiriert, die mit der Verfolgung der Juden durch die Nazis verbunden war. Obwohl Komponist Thomas de Hartmann kein Jude war, fühlte er sich den jüdischen Traditionen eng verbunden, und so ist das Cellokonzert stark von jüdischer Folklore und osteuropäischer Volksmusik beeinflusst. Uraufgeführt wurde es 1938 vom Boston Symphony Orchestra unter der Leitung von Serge Koussevitsky. Den Solopart übernahm Cellist Paul Tortelier, dem das Werk auch gewidmet ist.

Aufnahme im Leipziger Gewandhaus

Cellist Matt Haimovitz und Dirigent Dennis Russell Davies mit dem MDR-Sinfonieorchester im Leipziger Gewandhaus
Cellist Matt Haimovitz und Dirigent Dennis Russell Davies mit dem MDR-Sinfonieorchester im Leipziger Gewandhaus bei einem Konzert im September 2023. Bildrechte: MDR / Stephan Flad

Gemeinsam mit dem MDR-Sinfonieorchester unter Chefdirigent Dennis Russell Davies hat Cellist Matt Haimovitz das Werk nun eingespielt – im Rahmen eines gemeinsamen Konzerts im Leipziger Gewandhaus am 22. Mai 2022. Geradezu leuchtend und mit Anklängen an Filmmusik kommt das dreisätzige Konzert daher, das eine Spielzeit von ca. 36 Minuten hat. Damals wurde die Komposition kurzfristig in das Programm aufgenommen, weil eine Aufführung in Kiew – auch mit Matt Haimovitz als Solist – wegen des russischen Angriffskrieges nicht hatte stattfinden können.

Tracklist

Thomas de Hartmann (1884-1956)
Cello Concerto, Op. 57 (first commerical recording)
I. Allegro con brio 20:46
II. Andante. Solenne 7:51
III. Finale. Allegro ma non troppo 7:32

Wiederentdeckung: Komponist Thomas de Hartmann

Komponist Thomas de Hartmann im Jahr 1906 auf dem schwarz-weißen Hochzeitsbild mit seiner Frau Olga
Komponist Thomas de Hartmann im Jahr 1906: Hochzeitsbild mit seiner Frau Olga. Bildrechte: Pentatone

Thomas de Hartmann (1884–1956) war zu seiner Zeit eine wichtige kompositorische Stimme und arbeitete eng mit den größten Musikern und Künstlern seiner Zeit zusammen. Er wurde als Sohn russischer Eltern auf dem Gebiet der heutigen Ukraine geboren und schon früh von führenden Kompositionslehrern und renommierten Pianistinnen unterrichtet. Nach seinem Abschluss am St. Petersburger Konservatorium ging er von 1908 bis 1912 nach München, lernte dort viele Künstlerpersönlichkeiten kennen und wurde Mitglied der avantgardistischen Künstlergruppe "Der Blaue Reiter". Weiter zog es ihn nach Paris, wo er gemeinsam mit dem Esoteriker, Choreografen und Komponisten Georges I. Gurdjieff wirkte und zudem als Broterwerb über 50 Filmmusiken komponierte. 1950 ging de Hartmann in die USA und schrieb weitere Kompositionen in einer moderneren Klangsprache. Seine Werke gerieten allerdings nach seinem Tod 1956 bald in Vergessenheit.

Thomas de Hartmann komponiert im Jahr 1950 über einen Tisch gebeugt, im Vordergrund verschiedene Partituren
Thomas de Hartmann komponiert im Jahr 1950 im Haus von Frank Lloyd Wright in Arizona. Bildrechte: Pentatone

Mit dem Vergessen soll nun Schluss sein: Die Veröffentlichung des Cellokonzerts ist Teil des "Thomas de Hartmann Project", das sich der Wiederentdeckung seiner Musik widmet. Produziert wurde das Cellokonzert vom Label Oxingale, es erscheint bei Pentatone.