So 12.05. 2024 13:00Uhr 360:00 min

Carl-Christian Elze
Carl-Christian Elze Bildrechte: Sascha Kokot
MDR KULTUR - Das Radio So, 12.05.2024 13:00 19:00
MDR KULTUR - Das Radio So, 12.05.2024 13:00 19:00

MDR KULTUR am Sonntagnachmittag

MDR KULTUR am Sonntagnachmittag

  • Stereo
* 13:15 Uhr - 100. Todestag Hermann Kretzschmar
Vor 100 Jahren verstarb Hermann Kretzschmar, der ein außergewöhnlicher, weil auch populärer Musikwissenschaftler war. Kretzschmar, im erzgebirgischen Olbernhau geboren und musikalisch aufgewachsen im Dresdner Kreuzchor, prägte im Wechsel vom 19. zum 20. Jahrhundert als Universitätsmusikdirektor in Leipzig, Rostock und als Direktor der akademischen Hochschule für Musik in Berlin die Musiklandschaft seiner Zeit. Michael Märker, selbst Musikwissenschaftler, Autor und langjähriger Dozent an der Universität Leipzig, schätzt vor allem das über die Musikwissenschaft hinausgehende Wirken von Hermann Kretzschmar.

* 13:30 Uhr - Wetter & Verkehr

* 13:45 Uhr - Der Stichtag: 1994 Premiere von "Pulp Fiction" in Cannes
Quentin Tarantinos "Pulp Fiction" hat ja auch mit unserem Sendegebiet zu tun. Wenigstens ein bisschen. Da werden in einer Szene Drogen vertickt, und die stammen, wird da in der deutschen Synchro-Fassung behauptet, aus dem Erzgebirge. Das klingt schräg, und die Originalfassung weiß davon auch nichts. Nur: wer jetzt glaubt, da hat sich einer einen gezielt fürs deutsche Publikum aufbereiteten Gag erlaubt, liegt daneben. Im Original mag nicht vom Erzgebirge die Rede sein - aber vom Harz. Warum wir Ihnen das erzählen? "Pulp Fiction" feiert einen runden Geburtstag, war zum ersten Mal beim Filmfest in Cannes zu sehen und das startete heute vor 30 Jahren. Thomas Hartmann hat sich den Film wieder einmal angesehen.

* 14:15 Uhr - Hörbuch: Ricarda Huch "Aus der Triumphgasse"
Lebenswege haben Ricarda Huch in ihrer umfangreichen schriftstellerischen Arbeit stets fasziniert. Die 1864 in Braunschweig geborene Historikerin und Schriftstellerin schrieb Biografien über den Anarchisten Michail Bakunin und den italienischen Nationalhelden Guiseppe Garibaldi, veröffentlichte Portraits von Persönlichkeiten der italienischen Nationalbewegung und von NS-Widerstandskämpfern. Neben ihren historischen Werken entstanden Gedichte, Dramen, Erzählungen und Romane, die dem Jugendstil zugerechnet werden.
In ihrem 1902 erschienenen Roman "Aus der Triumphgasse. Lebensskizzen" macht sie die jene Menschen sichtbar, die sonst üblicherweise übersehen wurden: Die Bewohner eines Armenviertels. Ihre Schicksale, ihre Sorgen und Probleme, aber auch ihre Verletzlichkeit schildert sie in einer sehr eigenwilligen Sprache. Der Schauspieler Hellmut Lange hat den Roman im Jahr 1980 für den SDR, den heutigen SWR eigelesen. Die Lesung ist nun in der Reihe "Große Werke. Große Stimmen" im Audio Verlag erschienen. Eva Gaeding stellt es vor.

* 14:30 Uhr - Wetter & Verkehr

* 14:45 Uhr - TV Tipp Polizeiruf 110
Die sozialen Medien kennen keine Gnade. So schnell man zum Star aufsteigen kann, so schnell wird man fallengelassen. Das ging auch Influencerin Aalisha so: ihre eineinhalb Millionen Follower sind ziemlich sind ziemlich ungnädig, als sie ein Fake-Produkt bewirbt. Jetzt ist Aalisha tot. War es Selbstmord? Hat der Shitstorm sie in den Tod getrieben? Philipp Münscher stellt den Sonntagabendkrimi vor.
Der neue Fall aus Magdeburg. Polizeiruf 110 mit dem Titel "Unsterblich" läuft im Ersten um 20:15 Uhr.

* 15:05 Uhr - MDR KULTUR - Diskurs: "König der Fische: Der Hecht"
Der Autor Andreas Möller im Gespräch mit Sabine Frank
Als "Wasserteufel" und als eine "Verkörperung des Bösen und Unheilvollen" wird der Hecht mitunter bezeichnet. Die Anspielungen auf den größten und gefährlichsten Raubfisch unserer Breiten sind so mannigfaltig wie trügerisch. Der Hecht ist aber auch Sinnbild eines lebendigen, volkstümlichen Humors: Wenn es wie Hechtsuppe zieht, schließt man besser Fenster und Türen. Und ein toller Hecht ist ein schwungvoller Kerl, der mit Chuzpe an sein Ziel gelangt. Andreas Möller zeigt den Hecht als den großen Einzelgänger unserer Gewässer, der sich konsequent wie kein anderer Speisefisch der industriellen Nutzung verweigert. Ein Gespräch über die Kulturgeschichte des Hechtes und die Faszination des Angelns.
Redaktion: Katrin Wenzel

* 15:30 Uhr - Wetter & Verkehr

* 15:45 Uhr - TECHNO WORLDS - Internationale Kunstausstellung in Dresden
Seit März ist es amtlich: Die Berliner Technokultur gehört zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe in Deutschland. Allerdings handelt es sich ja hierbei um ein weltweites Phänomen und genau dem widmet sich eine Wanderausstellung des Goethe-Instituts (nachdem man sich dort bereits in der Ausstellung "Geniale Dilletanten" mit der Musikszene der 1980er beschäftigt hat, sind jetzt die 90er dran). Internationale Künstlerinnen und Künstler tauchten dafür tief in diesen Kosmos, in die Szene ein – so sie nicht selbst Teil dieser waren und sind – und was sie in ihren Arbeiten jetzt darüber erzählen, zeigt, dass Techno eben nicht nur für Hedonismus und Ekstase steht. Nach Stationen u. a. in Budapest und den USA war nun am Wochenende Deutschlandpremiere von TECHNO WORLDS. Aber: Nicht etwa in Berlin, sondern in Dresden, und das hat durchaus Gründe, wie Grit Krause weiß.

* 16:05 Uhr - Weltgeschicht vor der Haustür: Jauchzet Frohlocket - 500 Jahre Evangelisches Gesangbuch
Berühmt ist Martin Luther für seine 95 Thesen und die Bibelübersetzung. Doch sein populärstes Werk, das sind acht bedruckte Blätter, erschienen 1524. Das erste evangelische Gesangbuch. Es steht für eine Entwicklung, die den Gottesdienst veränderte, nicht nur den evangelischen, und die Musikgeschichte geschrieben hat. Eine musikalische Weltgeschichte vor der Haustür von Hartmut Schade, gesprochen von Conny Wolter.

* 16:30 Uhr - Wetter & Verkehr

* 16:45 Uhr - Wortschätze
Bruce CVhatwin - Über die Natur der menschlichen Ruhelosigkeit
Zunächst als Reporter des "Sunday Times Magazine" und später als Berichterstatter im eigenen Auftrag, reiste Bruce Chatwin um die Welt. Und wo immer er hinkam, entlockte er den Menschen, denen er begegnete, die großen und kleinen Geschichten ihres Landes und ihres Lebens. Aus diesen Eindrücken, Anekdoten, Begebenheiten entstehen später seine Reisebücher. Das Debüt "In Patagonien" macht ihn Ende der 1970er Jahre zum Kultautor. Spätestens seit seinem Australienroman "Traumpfade" 1987 zählt Chatwin zu den Großen des Genres, obschon sich der 1989 verstorbene Brite zeitlebens gegen das Etikett "Reiseautor" verwahrt hat.
"Die Natur der menschlichen Ruhelosigkeit" - Dieter Mann liest Bruce Chatwin.

* 17:05 Uhr - MDR KULTUR Folk und Welt

* 18:05 Uhr - MDR KULTUR trifft Carl-Christian Elze
Poet, Schriftsteller, seit 01.04. Stadtschreiber Halle
Seit 1. April ist der Leipziger Poet und Schriftsteller Carl-Christian Elze Stadtschreiber von Halle. Der Bergs-Zoo war ihm zuvor schon ein lieber Ort, sodass die ersten Vermessungen des neuen Stipendienortes zunächst die Saale entlangführten, lange Spaziergänge bis zur Burg Giebichenstein folgten, dann erst die Erkundungen in die Stadt selbst und über allem noch der Genuß sich ein wenig orientierungslos treiben zu lassen, Abgelegenes, Geheimes auch wahrzunehmen.
Einen neuen Erzählband möchte Carl-Christian Elze in Halle beenden, natürlich Gedichte schreiben, über Lesungen ins Gespräch mit den Menschen in der Stadt kommen, mit Schülerinnen und Schülern zusammenarbeiten und mit Halleschen und Leipziger Autorinnen und Autoren auf Fließen gedruckte Gedichte im Öffentlichen Raum hinterlassen. Carl-Christian Elze vertraut den kleinen Texten, die im besten Fallen seinem Entdecker Tages-, Monats- oder gar Lebensbegleiter werden können.
In Berlin wurde Carl-Christian Elze 1974 geboren, in Leipzig wuchs er auf. Der Vater war Tierarzt im Leipziger Zoo, sodass er dort einen großen Teil seiner Kindheit verbrachte. 2018 veröffentliche Carl-Christian Elze bei Kreuzerbooks seine Zoogeschichten unter dem Titel "Oda und der ausgestopfte Vater". Nachdem sich der Traum von Fliegen, eine Ausbildung zum Piloten nicht verwirklichen ließ, studierte Carl-Christian Elze zunächst zwei Jahre Medizin, danach Biologie und Germanistik und besuchte von 2004 bis 2009 das Deutsche Literaturinstitut in Leipzig.
Ab 2006 erschienen mehre Gedichtbände, darunter "ich lebe in einem wasserturm am meer, was albern ist" 2013 bei luxbooks, und beim Verlagshaus Berlin 2016 "diese kleinen, in der luft hängenden, bergpredigenden gebilde", 2019 "langsames ermatten im labyrinth" und 2023 "panik/paradies". Sein Debütroman "Freudenberg" erschien 2022 bei Voland & Quist und stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Carl-Christian Elze erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien führten ihn u.a. in die Villa Wiesenstein in Agnetendorf im Riesengebirge, nach New York, Venedig und Schweden.
2023 war er Stadtschreiber in Dresden. Carl-Christian Elze ist Mitbegründer der Leipziger Lesereihe "niemerlang", Monatsjuror bei dem Bundeswettbewerb für junge Lyrik "lyrix" und Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.
Redaktion: Angelika Zapf