Der Redakteur | 21.06.2023 Die Reifen-Suche für chinesischen E-Kabinenroller in Thüringen
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21. Juni 2023, 20:59 Uhr
Lothar Huth aus Walschleben im Landkreis Sömmerda hat einen Elektro-Kabinenroller vom Typ "eLAZZY Premium" gekauft - und nun sind die Reifen abgefahren. Die Reifengröße ist speziell. Er fragt: Woher bekomme ich Reifen für das Fahrzeug - und wie ist das überhaupt mit Reparaturen bei solchen Importwaren? Redakteur Thomas Becker geht auf die Suche.
Sie sind klein, entweder bis zu 25 oder 45 Kilometer pro Stunde schnell und haben einen eher älteren Freundeskreis. Während Vorgängergefährte wie die Simson Duo mittlerweile schon wieder Kultniveau erreicht haben, schwingt bei den kleinen Kabinenfahrzeugen noch das Image eines Krankenfahrstuhls mit.
Dabei wollen die Vermarkter der kleinen E-Fahrzeuge gern als wichtiger Bestandteil der Energiewende wahrgenommen werden. Vor allen Dingen im ländlichen Raum und in den Innenstädten können sie Menschen, die sich ein "erwachsenes" Auto nicht leisten können oder wollen, zu klimaneutraler Mobilität verhelfen.
Geeignet für Fahrten zum Arzt oder Supermarkt
Rechnerisch reicht ein Balkonkraftwerk. Die Fahrtstrecken der Nutzer sind dabei überschaubar und die Ziele laut Kundenbefragung des Großhändlers ähnlich. Auf Platz eins der Ziele mit diesen kleinen E-Autos liegt demnach der Einzelhandel, auf Platz zwei der Arzt und auf Platz drei die Apotheke.
Ein Service-Netz mit Werkstätten und Händlern gibt es jedoch nicht. Da ist es nicht ganz unbedeutend, wo man das Wägelchen gekauft hat, wenn es mal Probleme gibt. Immerhin ist ein Fahrzeug, das mehrere Tausend Euro kostet, kein Wegwerf-Artikel.
Der Notanker EU-Konformitätserklärung
Die Kauf-Angebote für solche E-Fahrzeuge gibt es quer durchs Internet und je nach Anbieter und Hersteller ist der Service sehr unterschiedlich. Grundsätzlich gilt auch hier das, was immer gilt, wenn der Hersteller seinen Sitz außerhalb der EU hat. Im Falle des "eLAZZY Premium" wäre das China. Ist der Händler eines gekauften Gerätes nicht mehr greifbar und fällt damit als Ansprechpartner aus, sind viele recht hilflos, denen oft mit einem Ersatzteil geholfen werden könnte.
Dabei ist jedem technischen Gerät die sogenannte EU-Konformitätserklärung beigelegt, in der ein "Inverkehrbringer" benannt sein muss. Das ist oft ein unscheinbarer Zettel mit vielen kleinen Buchstaben, dem wir keine große Beachtung schenken. In unserem Fall war die Eneway GmbH der "Inverkehrbringer", deren Servicepartner DMC-Emobility sich um die Ersatzteile bei diesen Fahrzeugen kümmert.
Neue Reifen für den "kleinen Kerl"
Dort landen übrigens auch die Anfragen der Händler bezüglich der Ersatzreifen in der Dimension 125/65-12, die tatsächlich nicht zu den üblichen verfügbaren Größen bei den Reifenhändlern gehört. MDR THÜRINGEN-Hörer Lothar Huth aus Walschleben hat seinen "kleinen Kerl", wie er ihn liebevoll genannt hat, beim Versandhaus Bader gekauft. Dort gibt es das Fahrzeug zwar nicht mehr, aber den Service nach wie vor.
Wir haben uns zwar entschieden, den Artikel aus dem Programm zu nehmen, aber die Ersatzteilversorgung ist selbstverständlich gewährleistet.
Bei der Frage nach den Gründen landen wir plötzlich in den Untiefen der deutschen Importwirtschaft.
Die Geschichte mit den Containerpreisen
Dazu muss man wissen, dass die Preise für E-Kabinenfahrzeuge dieser Art in den vergangenen drei Jahren deutlich gestiegen sind. Waren es vor der Corona-Pandemie noch um die 5.000 bis 6.000 Euro für ein kleines E-Auto, werden mittlerweile oft mehr als 8.000 Euro fällig. Den größten Anteil hatten zwischenzeitlich die förmlich explodierten Containerpreise. Einmal Shanghai-Rotterdam als 40-Fuß-Container kostete vor der Pandemie 1.500 Euro, in Hochzeiten 18.000 Euro.
Wenn hier jemand 20.000 Handys übers Weltmeer schippern lässt, fällt das bei nicht einmal einem Euro pro Gerät nicht wirklich ins Gewicht, aber in einen 40-Fuß-Container passen halt nur zehn von diesen E-Autos, deren Transportkosten sich plötzlich von rund 150 Euro auf 1.500 Euro und mehr erhöht hatten. Da beginnen Händler zu rechnen, wie viel davon die Kunden zu zahlen bereit sind.
Am Ende werden gerade bei großvolumigen Frachten mit relativ geringen Werten - Beispiel nicht zerlegbare Gartenstühle - schnell wirtschaftliche Grenzen erreicht.
Wie verschickt ein Versandhaus ein E-Auto?
Nun ist der klassische Versandhandel nebst DHL-Paket leicht überfordert, wenn vom Kunden ein komplettes Zwei-Sitzer-E-Mobil geordert wird. Auch eine Möbelspedition würde vielleicht Schwierigkeiten bekommen.
Gegen eine Abholung ab Lager sprechen die Höchstgeschwindigkeit von maximal 45 km/h und die Akku-Reichweite von 60 Kilometern. Den Transport übernehmen deshalb Spezialfirmen, die auf Wunsch auch die Einweisung übernehmen, erklärt Arne Höger von Bader.
Bisher wurden auf diesem Wege vor allem Motorräder oder Quads versendet, in Zeiten steigender E-Mobilität werden vielleicht auch die kleinen E-Autos verstärkt hinzukommen. Umweltfreundlicher sind sie allemal, weil sie viel weniger Last mitschleppen als die großen und teuren Brüder.
MDR (ifl/mm)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 21. Juni 2023 | 16:40 Uhr
