Porträt Altkatholik und Denkmalbewahrer: Matthias Prasse
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15. Mai 2023, 10:35 Uhr
Matthias Prasse erweckt die 650 Jahre alte Bischofsburg in Burgliebenau zu neuem Leben. Indem der Kulturhistoriker Informationen zu deren Geschichte aufbereitet, bringt er den Menschen Heimat nahe und bewahrt alte Gemäuer vor der Abrissbirne.
"Ich bin der 'Lord Schlüsselbewahrer' – ich bewahre Tradition für meine Kinder, vielleicht für unsere Enkel und ich habe großen Spaß daran!", sagt Matthias Prasse. Gemeinsam mit seiner Frau hat der Kulturhistoriker 2016 die Burg Liebenau in der Gemeinde Schkopau im Saalekreis gekauft. Wo früher eine Ruine stand, finden heute Tagungen, jährliche Grillmeisterschaften und Pfefferkuchenfeste statt.
Eigentlich war Familie Prasse auf der Suche nach einem Wohnhaus, mit Innentoilette und Zentralheizung. Stattdessen entschied sie sich dann doch für die Burg. Nicht nur deren Geschichte und ihr Erhalt als Baudenkmal hat sie daran gereizt. Sondern auch der Blick in die eigene Familienhistorie, die auf überraschende Weise religiöse Wurzeln ans Licht brachte.
Matthias Prasses Großvater war in der familiären Überlieferung Kommunist und frühes SED-Mitglied. Gleichzeitig war er aber auch Altkatholik.
Als sozusagen gelerntes DDR-Kind habe ich mich gefragt, altkatholisch, ist das eine christliche Sekte, ist das gefährlich?
Er hat sich intensiv mit dem Altkatholikentum beschäftigt, Vorträge über Heiligenverehrung und Glaubensausbildung gehalten. "Darüber habe zu meinem Gott gefunden. Altkatholisch ist nicht altbacken, sondern es gibt da sehr moderne Antworten auf drängende Probleme der Zeit", erklärt Matthias Prasse. Eine direkte Vorfahrin seiner Frau aus dem siebten Jahrhundert ist sogar heilig gesprochen worden.
Auf Burg Liebenau wird zur Zeit die Burgkapelle renoviert. Für ihn war klar, dass der Raum genutzt werden muss. Früher hat der Jugendclub des Dorfes dort für Stimmung gesorgt. Zukünftig soll die Kapelle wieder ein Ort der Stille sein.
Doch Matthias Prasse setzt sich nicht nur für die Burg Liebenau ein. Als Vorsitzender der Gesellschaft "Historische Häuser und Gärten Sachsen-Anhalt e.V." versucht er, die alten Adelssitze in Sachsen-Anhalt zu retten. Von den über eintausend ehemaligen Sitzen steht jeder zweite leer und verfällt. Matthias Prasse ist sich sicher, dass es viel preiswerter ist, ein Baudenkmal zu retten, als die meisten Menschen annehmen: "Die Gebäude haben meterstarke Mauern, die sind leidensfähig. Die warten darauf, dass jemand mit Mut und Ausdauer kommt, der sich der Rettung widmet."
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Glaubwürdig | 18. Mai 2023 | 08:00 Uhr
