Reportage Alles auf Sieg! - Kinder und ihr harter Weg in den Leistungssport

17. Juli 2023, 15:02 Uhr

Karl und Nina sind Teenager auf dem Weg in den Leistungssport. Sie müssen diszipliniert sein, auch wenn andere Verlockungen groß sind. Wie schaffen sie das, was motiviert sie? Wie gehen sie mit Rückschlägen um? Der Film begleitet die beiden Jugendlichen durch ihren Alltag.

Karl und Nina haben ihr ganzes Leben auf den Leistungssport ausgerichtet. Beinahe täglich trainieren sie für den Erfolg und müssen auch schon mal Niederlagen ein- und wegstecken. Und dann ist ja auch noch die Schule...

Der Traum vom Erfolg

Karl von Thun vom Sportgymnasium Leipzig beim Schwimmtraining
Karl, 12, eifert Michael Phelps hinterher. Bildrechte: MDR/Susann Reich

Karl ist Schwimmer, besucht das Leipziger Sportgymnasium und hat ein großes Vorbild: US-Amerikanischer Michael Phelps, der beste Schwimmer aller Zeiten. Weil Karl selbst einmal so gut werden will, sind so einige Nachteile auf dem Weg zu dieser Karriere für ihn kein Problem. Er wohnt im Internat und hat kaum Freizeit. Denn fünf Mal pro Woche heißt es für den 12-Jährigen: Trainieren, trainieren, trainieren. Und regelmäßig steht er zum Wettkampf auf dem Startblock bereit, um zu gewinnen. Karls Ziel: Olympiasieger.

Nina Räcke, 15 Jahre – Innenverteidigerin bei den B-Juniorinnen des Magdeburger Frauenfußball-Clubs (MFFC)
Nina Räcke, 15 Jahre, will Fußball-Profi werden. Bildrechte: MDR/Susann Reich

Auch die 15-jährige Nina hat ein großes Vorbild: Mats Hummels, der Innenverteidiger beim FC Bayern München. Und Nina spielt in der gleichen Position. Sie ist Innenverteidigerin beim Magdeburger Frauen-Fußballclub und spielt in der Bundesliga der B-Juniorinnen. Ihr Traum ist es, nach dem Abitur vom Fußball leben zu können und in der Bundesliga zu spielen. In Deutschland können das nur die absoluten Top-Spielerinnen. Eine Knöchelverletzung hat ihr bereits gezeigt, dass der Weg dahin nicht gradlinig verläuft.

Karl und Nina wissen, dass sie nicht nur im Sport, sondern auch in der Schule gut sein müssen. Denn sonst wird es schwierig, für Trainingslager und Wettkämpfe vom Unterricht freigestellt zu werden.

Eigenverantwortlich den Alltag meistern

Sport und Schule unter einen Hut zu bringen und in beidem die beste Leistung abzurufen, das ist eine große Herausforderung für Karl. Seitdem er im Internat ist, ist der 12-Jährige von Montag bis Freitag für sich selbst verantwortlich. Er muss selbst für Ordnung sorgen, sich um seine Schwimmsachen kümmern, seinen Tagesablauf im Auge behalten. Hinzu kommt, dass er der einzige seines Alters ist, der im Internat wohnt. Seine Klassenkameraden kommen aus der Stadt oder dem Umland. Karl nimmt das mit der ihm eigenen Gelassenheit. "Es ist nun mal so", sagt er sich. Nur die Familie wünscht er sich doch manchmal her.

Man wünscht sich schon mal an einem Tag, wo man Stress hat, 20 bis 25 Minuten mit der Familie zu verbringen.

Karl von Thun

Nina besucht das Sportgymnasium in Magdeburg. Aus einem kleinen Dorf stammend, genießt sie nun das Internatsleben in der Stadt. Regeln gibt es hier auch und Erzieher, die auf die Einhaltung der Regeln achten. Ihre eigene große Patchwork-Familie sieht Nina nur am Wochenende. Natürlich kommt dann eine ihrer Leibspeisen auf den Tisch, und Nina genießt, dass sie verwöhnt wird.

Alles auf Sieg! Viele Pflichten, wenig Freizeit

Nina und Karl gehen aufs Sportgymnasium. Sie müssen nicht nur lernen, sondern beinahe täglich trainieren. Auch Wettkämpfe oder Turniere stehen regelmäßig auf dem Plan. Freizeit gibt es da kaum.

Karl von Thun vom Sportgymnasium Leipzig beim Schwimmtraining
Auch Karl versucht umzusetzen, was der Trainer ihm rät. Bildrechte: MDR/Susann Reich
Karl von Thun vom Sportgymnasium Leipzig beim Schwimmtraining
Auch Karl versucht umzusetzen, was der Trainer ihm rät. Bildrechte: MDR/Susann Reich
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Auch bei Karls Familie ist gemeinsame Zeit wertvoll. Trainingslager, Wettkämpfe und das Training am Sonnabend fressen die Zeit auf. Zusammen am Tisch zu sitzen und eins von Karls Lieblingsessen zu verdrücken, darüber freut sich nicht nur Karl.

Es ist einfach schön, wenn dann alle sind. Ich freue mich die ganze Woche drauf. Ich genieße das sehr. Es ist wenig Zeit geworden, aber wenn wir dann zusammen sind, versuchen wir, das so intensiv wie möglich zu nutzen.

Kristina von Thun, Mutter von Karl

Chancen nutzen und aus Niederlagen lernen

Früher einmal selbst Leistungsschwimmerin, weiß Karls Mutter, dass oftmals nur Bruchteile von Sekunden über Erfolg und Misserfolg entscheiden. So kann sie ihren Sohn nach einer verpassten Qualifikation trösten. Das Schwimmen sei nun mal nicht alles, sieht sie es pragmatisch, und außerdem habe er sein Bestes gegeben, "die anderen waren halt schneller". Karl muss nun lernen, mit Niederlagen umzugehen und Chancen zu nutzen. Als Einzelkämpfer sind auch Teamkollegen Konkurrenten.

Anders ist es bei Nina. Sie muss in und mit der Mannschaft bestehen. Zusammenhalt ist hier ganz groß geschrieben. Doch wer bei einem Punktspiel auf dem Feld steht, entscheidet immer der Trainer. Nina ist inzwischen Stammspielerin in der Innenverteidigung, trainiert sechs Mal in der Woche. Mit etlichen verlorenen Spielen ihrer Mannschaft und Platz 5 in der Tabelle ist die 15-Jährige nicht zufrieden.

Eine Niederlage bedeutet, dass ich an mir arbeiten muss, dass die Mannschaft noch Defizite hat, die wir aufzuarbeiten haben.

Nina Räcke

Nina und Karl geben im Training ihr bestes, haben ihr Ziel fest im Blick. Sie wissen, dass der Weg zum Erfolg ihnen einiges abverlangt. Den Willen dazu haben sie.

Wir werden beide Sportler demnächst erneut besuchen und erzählen, wie es ihnen heute geht geht. Nina ist inzwischen 18 Jahre alt und Karl 14. Aufgrund von Corona hatten sie Trainings- und Wettkampfpausen und müssen nun allmählich ins Leistungssport-Leben zurückfinden.