Landwirt Hans Forstmaier
Landwirt Hans Forstmaier Bildrechte: MDR/SWR/Preuss Filmproduktion Berlin

Der Kampf ums Erbe - Wenn aus Verwandten Feinde werden

Film von Heike Bredol

22. Juli 2023, 14:22 Uhr

Fast acht Millionen Deutsche machen in diesem Jahrzehnt eine Erbschaft oder haben schon geeerbt. Häufig geraten die Hinterbliebenen darüber in Streit. Dabei sind die Konstellationen unterschiedlich. Alle Fälle aber haben eines gemeinsam: Es geht nie nur um Geld. Immer spielen auch alte Konflikte, Enttäuschungen und Eifersucht eine Rolle.

Hans Forstmaier sitzt mit seiner Familie am Frühstückstisch und weint. Es ist das erste Mal, dass seine Frau Rosi und die fünf Kinder Tränen bei dem handfesten Landwirt sehen. Der Grund für Hans' Trauer ist nur allzu verständlich: In wenigen Minuten muss er mit seiner Familie den Bauernhof in Oberbayern für immer verlassen. Ein 20 Jahre schwelender Konflikt ums Erbe eskaliert in der Zwangsräumung. Ein Gerichtsvollzieher kommt und wechselt die Schlösser aus, weil seine Mutter und seine vier Schwestern es so wollen.

Erst Pacht, dann Zwangsräumung

20 Jahre hat Hans den Bauernhof als Pächter bewirtschaftet, immer mit dem Versprechen, einmal der Hoferbe zu sein. Doch dann hatte Hans' Vater einen schweren Unfall und wurde durch ein Schädel-Hirn-Trauma geschäftsunfähig. Nun ist der Vater nicht mehr berechtigt, den Hof zu seinem Ruhestand an seinen Sohn zu übergeben. Stirbt der Vater, erbt die Mutter den Hof - und sie kann den Erben ändern. Sie spricht nicht mit ihrem Sohn, nicht mit ihrer Schwiegertochter. Auch zu ihren Enkeln hat sie ein schlechtes Verhältnis. Die Älteste, Elisabeth, ist enttäuscht.

Sie ist zwar ein Familienmitglied, aber sie ist einfach keine Oma mehr. Das macht man einfach nicht.

Enkelin Elisabeth

Sechs Geschwister - zwei Erben

Die Geschwister Jürgen Wiesner und Erika Widiger-Florian
Die Geschwister Erika und Jürgen stehen vor ihrem verlorenen Elternhaus. Bildrechte: MDR/SWR/Preuss Filmproduktion Berlin

Manchmal reicht auch viel weniger, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. So geht es Erika Widiger-Florian und ihrem Bruder Jürgen Wiesner in Königs-Wusterhausen bei Berlin. Sie wachsen mit vier weiteren Geschwistern auf. Es sei keine glückliche Kindheit gewesen, sagen sie. Die sechs Geschwister, die sich ein Kinderzimmer teilen, streiten oft. Auch die Ehe der Eltern ist schwierig. Als erst der Vater und dann die Mutter sterben, werden nur zwei der Geschwister im Erbe begünstigt. Einer der Brüder erhält das Haus samt Inventar, eine Schwester wird ebenso begünstigt. Bei Erika und Jürgen sitzt die Enttäuschung tief.

Das Haus sollte auf jeden Fall in der Familie bleiben, das wollten wir alle. Aber nicht unter den Voraussetzungen. Wenn wir alle am Tisch gesessen und geredet hätten, hätte es einer aus der Familie bekommen. Aber dass einer dabei ist, der alle über den Tisch zieht und denkt, er muss alles haben, das war unfair den Geschwistern gegenüber.

Jürgen

Seitdem ist die Familie gespalten. Erika und Jürgen glauben sogar, dass ihr Bruder das Testament der Mutter gefälscht hat. Jahrelang stritten die Geschwister vor Gericht um ihren Pflichtanteil. Der Zugang zum Haus bleibt verwehrt. Beide ahnen, dass sie das Haus wohl nie mehr von Innen sehen werden.

Der Film begleitet beide Familien über viele Monate, zeigt die Auseinandersetzungen, spürt den Verletzungen der Einzelnen nach und stellt viele Fragen: Wieso kommt es im Erbfall so häufig zu erbittertem Streit? Warum brechen gerade dann Konflikte offen und unüberbrückbar auf? Wie können aus Verwandten erbitterte Feinde werden? Und welche Lösungen werden sie finden?

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Nah dran | 06. September 2016 | 22:35 Uhr