Interreligiöser Kalender

Juden feiern Tischa beAv in Jerusalem.
Juden feiern Tischa beAv in Jerusalem Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire

Interreligiöser Kalender Religiöse Feiertage im Juli 2023

Im Juli erinnern mit dem Fest Asalha Puja Gläubige an die erste Rede Buddhas nach seiner Erleuchtung. Bahá'í gedenken des Märtyrertods ihres Religionsstifters Báb. An Tischa beAv betrauern Jüdinnen und Juden die zweimalige Zerstörung des Tempels in Jerusalem.

02.07.2023 | Gedenktag des Pir Sultan Abdal

(alevitisch)

Am 2. Juli erinnern alevitische Gläubige an den türkischen Dichter und Gelehrten Pir Sultan Abdal, der im 16. Jahrhundert hohes Ansehen in der Bevölkerung genoss. Er wurde durch fantasievolle Gedichte bekannt, die sich mit sozialen, kulturellen und religiösen Themen beschäftigen. Pir Sultan Abdal wurde beschuldigt, seine Leserschaft zum Aufruhr gegen die Führer des Osmanischen Reiches aufzustacheln, infolgedessen er 1550 hingerichtet wurde.

03.07.2023 | Asalha Puja / Esala-Perahera

(thai-buddhistisch)

Mit dem Fest Asalha Puja erinnern sich Gläubige an die erste Rede Buddhas nach dessen Erleuchtung. Vor seinen Anhängern formulierte er die Grundgedanken des Buddhismus, das Rad der Lehre und die vier edlen Wahrheiten. In einigen Ländern heißt das Fest auch Esala-Perahera.

Asalha Puja zählt zu den wichtigsten buddhistischen Festen und wird in Form einer Puja, einer bestimmten Ritualfolge, gefeiert. Mit Gebeten und Lesungen, Bitten und Gelöbnissen, mit Blumen-, Wasser-, Licht- und Räucheropfern zeigen Gläubige ihre Verehrung. Je nach Tradition pilgern viele von ihnen zu den sterblichen Überresten Buddhas. Andere reihen sich in eine der farbenfrohen Prozessionen ein.

Auch in Sri Lanka wird das Fest mit einem großen Umzug gefeiert. Tausende Menschen pilgern in die Stadt Kandy. Im Tempel Dalada Maligawa wird der linke Eckzahn von Buddha Siddhartha Gautama aufbewahrt. 100 bunt geschmückte Elefanten tragen den heiligen Zahn durch die Straßen der Stadt. Zwischen den Elefanten tanzen und musizieren die Teilnehmenden.

Die Prozession endet mit der Zeremonie des Wasserscheidens: Der Mahaveli-Fluss wird symbolisch mit einem heiligen Schwert geteilt und das heilige Wasser an hinduistische und buddhistische Tempel verteilt.

Asalha-Puja-Feier Thailänder halten eine Kerze während der Feier zum Asalha-Puja-Tag.
Asalha-Puja-Feier in Thailand Bildrechte: IMAGO / Pacific Press Agency

03.07.2023 | Guru Purnima

(hinduistisch)

Einen Tag vor Purnima (Sanskrit für "Vollmond") begehen Hindus das Fest Guru Purnima. Gurus sind die Lehrer der Hindus, sie stehen für Weisheit und Erfahrung, die an diesem Tag gefeiert werden. Gurus helfen ihren Schülern, die heiligen Schriften des Hinduismus besser zu verstehen. Sie führen Gläubige zu Einsicht und begleiten sie auf ihrem spirituellen Weg.

Viele Hindus besuchen an diesem Tag ihre Gurus in einem Ashram (eine Art Meditationszentrum) und beschenken ihre Lehrer mit Geld, Früchten oder einem Stück Stoff. Außerdem lesen viele Gläubige an diesem Feiertag ausgiebig in den heiligen Schriften. Einige Texte hat der Weise Vyasa geschrieben. Er soll an Guru Purnima geboren worden sein.

10.07.2023 | Märtyrertod des Báb

(Bahá'í)

Jedes Jahr gedenken die Bahá'í des Märtyrertodes ihres Religionsstifters Báb (arabisch - das Tor), der mit bürgerlichem Namen Siyyid ´Al-Muhammad hieß. Báb war 30 Jahre alt, als er am 9. Juli 1850 im heutigen Iran hingerichtet wurde.

Dazu kam es, nachdem er erklärt hatte, er sei von Gott gesandt und gekommen, um das islamische Religionsgesetz und die persische Gesellschaft zu reformieren. Sechs Jahre zuvor hatte er begonnen, seine Botschaften zu verbreiten. Viele Menschen glaubten an ihn und wurden dafür verfolgt. An seine Todesstunde erinnert ein besonderes Gebet - an jedem Gedenktag um 13 Uhr.

06.07.- 07.07.2023 | Id al-Ghadir

(schiitisch-islamisch)

Id al-Ghadeer - auch Ghadir-Khum-Fest genannt - gehört zu den islamischen Festen, die ausschließlich im schiitischen Islam begangen werden. Damit erinnern Schiitinnen und Schiiten an die Bestimmung Alis zum Nachfolger des Propheten Mohammeds - was jedoch von den Sunniten nicht akzeptiert wird. "Id al-Ghadir" leitet sich von Ghadir Khumm (einem Teich in Khumm) ab und gehört zu den iranischen Nationalfeiertagen.

Feuerwerk vor dem Minarett der Prophet-Mohammed-Moschee während des Festes - Eid al-Ghadeer - in Qazvin (Iran)
Feuerwerk vor dem Minarett der Prophet-Mohammed-Moschee während des Id-al-Ghadir-Festes -Qazvin (Iran) Bildrechte: IMAGO / UPI Photo

19.07. - 27.07.2023 | Muharram-Fasten

(islamisch, alevitisch)

Muharram ist der erste Monat des islamischen Mondkalenders. Muslime erinnern am 1. Muharram an die Auswanderung des Propheten Mohammed aus Mekka nach Medina (Hidschra). Mohammed hatte vorher den Koran von Allah erhalten und wollte ihn den Menschen in Mekka verkünden. Viele standen Mohammed und seinen Anhängern jedoch kritisch gegenüber. 622 floh Mohammed mit seinen Anhängern nach Medina. Diese sogenannte Hidschra war wichtig, weil sich so der Islam von Medina aus in die Welt verbreitete.

Für Schiiten beginnt mit Muharram außerdem der Trauermonat in Gedenken an den 3. Imam Husain ibn 'Ali, einen Enkel des Propheten Mohammed, der in der Schlacht von Kerbela ums Leben kam.

Mit dem 1. Muharram beginnt eine rund zehntägige Fastenzeit. Den Höhepunkt bildet das Aşure-Fest (sprich: Aschura-Fest).

Für alevitische Gläubige endet das Muharram-Fasten in diesem Jahr am 30. Juli.

28.07.2023 | Aşure-Fest oder Aschura-Fest

(islamisch)

Mit dem Aschura-Fest beenden islamische Gläubige die Muharram-Trauerzeit. Nach der zehntägigen Fastenzeit wird eine Süßspeise (Aşure) gekocht und als Symbol der Dankbarkeit unter Bekannten, Verwandten und Nachbarn verteilt und gemeinsam gegessen.

Aşure ist eine aus zwölf verschiedenen Zutaten bestehende Süßspeise. Die Zutaten können zwar variieren, es müssen aber genau zwölf sein, denn sie symbolisieren die zwölf heiligen Imame. Aşure besteht beispielsweise aus Weizen, Bohnen, Saubohnen, Kichererbsen, Kastanien, Haselnüssen, Pistazien, Mandeln, Sultaninen, Feigen, Aprikosen und Walnüssen.

Je nach Konfessionszugehörigkeit wird Aschura unterschiedlich begangen. Schiitinnen und Schiiten gedenken an den Tod des dritten Imams und Enkel Mohammeds Husain Husain ibn 'Ali in der Schlacht von Kerbela im Jahr 61 nach islamischer Zeitrechnung (680 nach christlicher Zeitrechnung) im heutigen Irak. Diese Schlacht besiegelte die Trennung von Sunniten und Schiiten.

Für Sunniten ist Aschura ein fakultativer Fastentag. Hintergrund ist, dass Moses am 10. Muharram aus Dankbarkeit über die gelungene Flucht aus Ägypten gefastet haben soll.

Aschura ist kein gesetzlicher Feiertag in Deutschland. In vielen Bundesländern haben Schülerinnen und Schüler aber die Möglichkeit, sich vom Unterreicht befreien zu lassen - zumindest für einen Gottesdienst. Nur in Hamburg und Bremen ist Aschura ein Feiertag. Das gleiche gilt für das Opferfest und das Fest des Fastenbrechens am Ende des Ramadan. Das alevitische Aschura-Fest wird in diesem Jahr am 31. Juli gefeiert.

26.07. - 27.07.2023 | Tischa beAv

(jüdisch)

Tischa beAv ist ein jüdischer Fastentag, der Trauer und Hoffnung in sich vereint. Tischa beAv erinnert an dramatische Ereignisse in der Geschichte des jüdischen Volkes. So trauern die Gläubigen besonders um die zweimalige Zerstörung des Tempel in Jerusalem, die die heiligste Stätte der Jüdinnen und Juden ist. Zeichen der Trauer ist das Fasten zu Tischa beAv.

Das Fasten zu Tischa beAv ist dem von Jom Kippur ähnlich. Es beginnt bereits am Vorabend und dauert etwa 25 Stunden. Bei der Mahlzeit vor dem Fasten (Se‘uda Mafseket) essen Gläubige zusätzlich ein hartgekochtes Ei, das mit Asche bestäubt wird – als Zeichen der Trauer in Erinnerung an die Asche des Tempels. Danach essen und trinken sie nicht, baden nicht, tragen keine Lederschuhe und begrüßen einander nicht. Jede Freude und jedes Vergnügen wird gemieden.

Beim Treffen in der Synagoge sitzen die Gläubigen auf niedrigen Stühlen oder auf dem Boden, beten und lesen die Klagelieder Jeremias' und einige Trauergesänge (Kinot). Am Ende des Gottesdienstes verlassen sie grußlos die Synagoge.

Juden feiern Tischa beAv in Jerusalem.
Juden feiern Tischa beAv in Jerusalem Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire


Wenn die Not am schlimmsten ist, dann ist Gott besonders nah: Nach dem jüdischen Glauben wird ihr Erlöser an Tischa beAv geboren. Deshalb ist der Trauertag auch ein Tag der Hoffnung und des Aufbruchs.