09. Mai 2005 Der Schweizer Silvio Huonder siegt beim 10. MDR-Literaturwettbewerb

19. Juni 2019, 13:02 Uhr

Zum zehnten Mal vergibt der MDR am 9. Mai 2005 den Preis für die beste Kurzgeschichte. In diesem Jahr erhält ihn der Schweizer Silvio Huonder für seine Kurzgeschichte "Tobi".

Silvio Huonder, Sieger des 10. MDR-Literaturwettbewerbs 2005
Silvio Huonder, Sieger des 10. MDR-Literaturwettbewerbs 2005 Bildrechte: MDR/Dabdoub

Am 9. Mai 2005 wird der 10. MDR-Literaturpreis vergeben, bei dem Silvio Huonder den ersten Preis gewinnt. Der Schweizer, der mit seiner Familie im Brandenburgischen lebt, hat bereits einige Romane, Theaterstücke und Hörspiele veröffentlicht. Mit seiner Geschichte "Tobi" über einen siebenjährigen Jungen, der mit seiner psychisch kranken Mutter zusammenlebt, überzeugt Silvio Huonder Publikum und Jury. Die Jury entscheidet sich einstimmig für Huonders Text und begründete das mit der atmosphärischen Dichte des Textes und der Fähigkeit des Autors, sich sehr glaubhaft in die Rolle eines Zweitklässlers hineinversetzt zu haben, ohne dabei der Gefahr der Effekthascherei verfallen zu sein.

Den zweiten Preis gewinnt 2005 Martin Gülich mit seinem Text "Kogler", der Geschichte eines an seiner eigenen Vergeblichkeit scheiternden Liebhabers. Der Hamburger Autor Gunter Gerlach erhält für die skurrile Kriminalgeschichte "Beckenbauer zertritt kleine Tiere" den dritten Preis.

Die Gewinner des 10. MDR-Literaturwettbewerbs. Von links: Martin Gülich (2. Preis), Silvio Huonder (1. Preis) und Gunter Gerlach (3. Preis)
Die Gewinner des 10. MDR-Literaturwettbewerbs. Von links: Martin Gülich (2. Preis), Silvio Huonder (1. Preis) und Gunter Gerlach (3. Preis) Bildrechte: MDR/Dabdoub

Gesucht: Die beste Kurzgeschichte

Seit 1996 wird der MDR-Literaturpreis für die beste Kurzgeschichte verliehen. "Jungen Autoren in Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs ein Forum bieten", so beschreibt Michael Hametner in einem ARD-Jahrbuch das Ziel des Wettbewerbs, den er selbst von Beginn an betreut. Zunächst mit 5.000 Euro dotiert und für Autoren aus dem Sendegebiet ins Leben gerufen, die sich mit einer bisher unveröffentlichten Kurzgeschichte bewerben können, werden damals knapp über 200 Kurzgeschichten eingesandt. Erste Gewinnerin ist Renate Schröder (1932-2003) aus Leipzig, die die Auszeichnung für ihre autobiografisch geprägte Kurzgeschichte "Die Mahlzeit" erhält. Ab 2003 wendet sich der Wettbewerb an Autoren, die bereits literarische Texte veröffentlicht haben, und lädt deutschlandweit zur Teilnahme ein.

Traditionell ausgetragen im Haus des Buches, wird der Preisträger in der Endrunde der sieben Besten ermittelt, die eine Jury vorher auswählt. Die Kandidaten tragen in der "Langen Nacht der Kurzgeschichte" ein öffentliches Wettlesen aus, das auch im Kulturradio des MDR live übertragen wird. Publikum und Jury küren gemeinsam den Sieger. Die besten Wettbewerbsbeiträge werden außerdem in einer Anthologie veröffentlicht, und die Finalisten gehen gemeinsam auf Lesereise.

Karrieresprungbrett für Nachwuchsliteraten

Der MDR-Literaturwettbewerb ist in seiner Art einzigartig in der ARD. Von steigender nationaler Wahrnehmung begleitet, hat dieser Literaturpreis schon so manchem Nachwuchsliteraten als Karrieresprungbrett gedient. Und die Liste der Preisträger, deren spätere Bücher bei Lesern und Kritikern erfolgreich waren, ist lang. Dazu gehören neben deutschen Autoren wie Franziska Gerstenberg, Katja Oskamp und Clemens Meyer auch der Schweizer Silvio Huonder und der Chilene Omar Saavedra Santis.

Sieger seit 1996

2015 - Ronya Othmann
2014 - Stefan Ferdinand Etgeton
2013 - Anja Kampmann
2012 - Gianna Molinari
2011 - Matthias Nawrat
2010 - Leif Randt
2009 - Katharina Hartwell
2008 - Sudabeh Mohafez
2007 - Moritz Heger
2006 - Thomas Pletzinger
2005 - Silvio Huonder
2004 - Bov Bjerg
2003 - Omar Saavedra Santis
2002 - Simone Gertz
2001 - Clemens Meyer
2000 - Undine Materni
1999 - Jörg Jacob
1998 - Ulman Weiß
1997 - Henner Kotte
1996 - Renate Schröder

2015 wird letztmals der MDR-Literaturwettbewerb in seiner 20. Ausgabe ausgetragen, den Ronya Othmann mit ihrer Geschichte "Bleigießen" gewinnt. Zuletzt ist der Literaturpreis mit 5.000 Euro dotiert. 2016, nach dem Weggang Michael Hametners, wird an einem neuen Konzept des Wettbewerbs gefeilt. Eine neue Ausschreibung des Preises kommt aber nicht zustande.