EAST! MEIN JAHR IN LENZEN/ZEITZ
Stadtschreiber Maksym Melnyk in Zeitz Bildrechte: MDR/rbb/zero one film

25.09.23 | Zeitz Erfolgreiche Premiere von "EAST! Mein Jahr in Zeitz"

11. Oktober 2023, 14:52 Uhr

Knapp ein Jahr hat Maksym Melnyk in Zeitz gelebt. Die Stadt im Südosten Sachsen-Anhalts sollte der gebürtige Ukrainer für den MDR als Stadtschreiber erkunden und ein Videotagebuch führen. Entstanden ist daraus nun eine 90minüte Dokumentation. Zur Premiere kamen knapp 200 Besucherinnen und Besucher ins "Theater im Capitol". Sie waren neugierig auf Maksyms Eindrücke und wollten sehen, wie der "Stadtschreiber" ihre Stadt wahrgenommen hat.

Maksym stellt im Film und beim anschließenden MDR mittendrin-Publikumsdialog fest, dass Zeitz viele Gesichter hat. Selbst beobachtet von Regisseurin Britt Beyer, vor allem aber mit der eigenen Handykamera "bewaffnet", tauchte er tief in die Stadt und ihre Besonderheiten ein. Die Leere und doch so besondere Schönheit nehmen Maksym, der seit ein paar Jahren in Berlin lebt, schnell gefangen

Ist Zeitz ein Mann oder eine Frau?

Standing Ovations
Standing Ovations Bildrechte: MDR/Kerstin Gensel-Dittmann

Dennoch wird er über zwei Monate nicht so recht heimisch und fühlt sich noch nicht willkommen. Erst der Tipp einer befreundeten Psychologin öffnete ihm die Augen – und gleichzeitig die Herzen so einiger Zeitzer. "Ist Zeitz eigentlich ein Mann oder eine Frau?" fragte der 41-jährige sich und Menschen, denen er begegnet. Und prompt fangen die Stadt und ihre Bewohner an sich zu öffnen.  

Das facettenreiche und sehr individuelle Porträt der mittelgroßen Stadt im Südosten Sachsen-Anhalts mit rund 27.000 Einwohnern sorgt für Lacher und Stöhnen zugleich. Viele der Protagonisten sind vor Ort und staunen. Am Ende gibt es Standing Ovations.

René Bündig, dessen 13-jährige Tochter Fabienne mit ihrer Freundin Leonie Maksym immer wieder an verborgene Lost Places führt, gefällt der Film, weil er auch andere Seiten der Stadt zeige und die Jugend zu Wort komme.

Kein Draufblick, sondern ein Blick von innen

Intensives Filmgespräch
Intensives Filmgespräch Bildrechte: MDR/Kerstin Gensel-Dittmann

Beim anschließenden Filmgespräch stehen neben Maksym Melnyk auch Regisseurin Britt Beyer, MDR-Redakteurin Ina-Katrin Hüttig und Protagonistin Tina Uhlemann der Moderatorin Annett Meltschack Rede und Antwort. Tina Uhlemann berichtet, wie schwer es ihr fiel, sich von Maksym filmen zu lassen und wie diese Bedenken und Ängste immer mehr verschwanden, weil er sich einfach immer für alles so sehr interessiert hat und sie schnell auf einer freundschaftlichen Ebene gelandet sind.

Genau das war das Anliegen, verrät Ina-Katrin Hüttig: Es sollte eben kein Draufblick werden, sondern ein Erleben, Erfühlen, was mit den Menschen in der Stadt passiert. Und dabei sollten gerade auch die jungen Leute nicht vergessen werden.

200 Stunden Filmmaterial für 90 Minuten

Oberbürgermeister Christian Thieme aus Zeitz beantwortet Fragen
Oberbürgermeister Christian Thieme aus Zeitz beantwortet Fragen Bildrechte: MDR/Kerstin Gensel-Dittmann

Regisseurin Britt Beyer hat acht Monate gebraucht, um das gesamte Material inklusive des Videotagebuchs zu sichten. Als Maksym Melnyk erzählt, dass er dabei extra Fallen für sie eingebaut habe, erntet er herzhafte Lacher. Im Schnitt rang Britt Beyer mit weit mehr als 200 Stunden Material – und das für 90 Minuten Film. Ein Mammutprojekt. Maksym und die Regisseurin diskutieren am Premierenabend, warum es diese oder jene Szene eben nicht in den fertigen Film geschafft hat.

Oberbürgermeister Christian Thieme und Bürgermeisterin Kathrin Weber saßen bei Filmvorführung und Diskussion in der ersten Reihe, amüsierten sich prächtig, mussten durchaus auch mal schlucken – denn der Film ist keineswegs unkritisch, was manchen Zeitzer auch etwas verstimmt zurückließ. Am Ende beantworteten beide auch Fragen zur Stadt und zum Film.

Starke Stimme des Ostens

MDR-Programmdirektorin Jana Brandt resümiert am Ende des Abends: "Ich erinnere mich noch gut, wie ich mit rbb-Programmdirektorin Martina Zöllner beisammen saß und wir uns einig waren: Es fehlt ein unvoreingenommener Blick auf den Osten. Wir wollen dem Osten eine starke Stimme geben: Was bewegt die Menschen hier? Welche Erfahrungen prägen Generationen? Damit können wir Debatten zu gesellschaftlich-relevanten Themen anstoßen – mit speziell ostdeutschem Blick. Und dazu haben wir auch die Programminitiative EAST ins Leben gerufen, die dokumentarische Filme und Podcasts mit diesem Fokus bündelt."