Moderator redet mit Filmemacher vor Publikum
Moderator Andreas Piasek im Gespräch mit Elia Zeißig (r.) Bildrechte: MDR

25.10.23 Wolfen | 01.11.23 Kloster Veßra "MDR mittendrin" bei den Mitteldeutschen Kurzfilmnächten

09. November 2023, 13:08 Uhr

"Kurzfilm on Tour" am 25. Oktober im Industrie- und Filmmuseum in Wolfen

bei Nacht beleuchtetes Industrie- und Filmmuseum Wolfen
Mitteldeutsche Kurzfilmnächte im Industrie- und Filmmuseum Wolfen Bildrechte: MDR

Die Festivaltour "Mitteldeutsche Kurzfilmnächte", die der MDR gemeinsam mit dem Leipziger Kurzfilmfestival "Kurzsuechtig" präsentiert, machte am 25. Oktober Station im Industrie- und Filmmuseum Wolfen.

MDR-Redaktionsleiterin Daniela Adomat: "In Wolfen wurde Fotografie- und Filmgeschichte geschrieben und der erste Farbfilm der Welt entwickelt. Umso mehr freuen wir uns, an diesem geschichtsträchtigen Ort mitteldeutschen Kurzfilmen, Filmemachern und Filmemacherinnen eine Bühne zu geben."
Bei der Veranstaltung, die von Andreas Piasek moderiert wurde, waren sechs spannende, ganz verschiedene Kurzfilme zu sehen. Fiktion, Dok, Animation und Experimentalfilm – alle Genres waren vertreten.

Unter anderem der Animationsfilm INTRO von Anne Isensee, der sich mit der Frage auseinandersetzt, wie man einen Animationsfilm auch für ein blindes Publikum "erfahrbar" macht. Anne Isensee hat darauf ihre ganz eigene und sehr witzige Antwort. INTRO ist Teil des künstlerischen Forschungsprojekts "Cinæsthesie. Translating Animation", das Einblicke in die barrierefreie Produktion, Audiodeskription und Rezeption von Filmen neben der visuellen Wahrnehmung bietet. Die junge Regisseurin war positiv überrascht, wie viele Leute nach Wolfen gekommen sind: "Ich finde, dass diese Veranstaltung extrem wichtig ist - für den Kurzfilm im Speziellen und die Kultur im Allgemeinen."

Besonders gut kam beim Publikum "Stadtrand" von dem aus Halle stammenden Filmemacher Conrad Winkler an. Der Dok-Film zeigt in einem liebevollen Porträt Halle-Trotha und seine Bewohnerinnen und Bewohner. Hier entdeckte das Publikum Parallelen zur eigenen Lebenswirklichkeit.

Mehr diskutiert wurde über die beiden Experimentalfilme im Programm. Daniela Adomat, Redaktionsleiterin Lizenzen, Film und Serie: "In Kurzfilmen werden aktuelle Fragen verhandelt, teils andere und neue Sichtweisen eröffnet. Das ermöglicht Diskussionen und schafft Gesprächswert. Genau das wollen wir erreichen."

"MDR mittendrin" am 1. November 2023 in Kloster Veßra

Am 1. November ging es weiter zur nächsten Station in Thüringen im Museum Kloster Veßra. Die malerische Klosterruine und Anlage dienten selbst schon oft als Filmkulisse. Museumsdirektor Ingo Weidig war ebenfalls vor Ort und betonte, wie wichtig Filme und Kurzfilme für ihn und auch für sein Museum sind, um einem breiten Publikum Einblicke in verschiedene Lebenswelten und Diversität zu zeigen. Zumal es spannende Filme gerade auch aus Thüringen zu entdecken gibt.

Moderator Andreas Piasek im Gespräch mit Filmemacherin vor Publikum
Moderator Andreas Piasek und Fernanda Caicedo (hinten, r.) Bildrechte: MDR


Moderator Andreas Piasek begrüße die Gäste im "Hollywood des Thüringer Waldes" und sprach als erstes mit der aus Ecuador stammenden Filmemacherin Fernanda Caicedo über ihren Stop-Motion-Film "Wind Whisperer". Der Film ist an der Bauhausuniversität Weimar entstanden und erzählt in phantasievollen Bildern über die Leidenschaft des Lebens und dessen Vergänglichkeit.

Für Fernanda Caicedo ein ganz persönlicher Film: "Als meine Oma gestorben war, wollte ich meine Geschichte vom Abschiednehmen kollektiv erzählen. Die Zikade hat mich fasziniert. Sie lebt lange als Larve unter dem Boden und hat dann eine Woche Zeit, um als Zikade zu leben. Textilien für meinen Film zu verwenden, bedeutete wieder eine Verbindung zu meiner Oma, denn von ihr habe ich das Nähen gelernt." Ihr Film gewann den Kurzsuechtig-Preis 2023. Für Fernanda Caicedo ist das der Beweis: "Ich bin nicht falsch hier. Es gibt einen Platz für mich."

In Kloster Veßra war auch der Animationsfilm "Es ist kälter geworden" von Elia Zeißig zu sehen, der ebenfalls an der Bauhausuni Weimar entstanden ist. Als Kind hatte er die Briefe gefunden, die seine Großeltern während der NVA-Zeit des Opas sich geschrieben hatten. Als seine Großmutter starb, suchte Elia zusammen mit seinem Großvater neue Wege, um mit der Trauer und Sehnsucht umzugehen und visualisiert die Briefe. Elia Zeißig: "Den Film habe ich dann, als er fertig war, zu dritt mit meinem Opa und meiner Mutter geschaut. Das war natürlich sehr berührend. Viele Menschen erzählen mir, dass sie ähnliche Geschichten erlebt haben."

Museumsdirektor Ingo Weidig war begeistert von dem Abend und lud das Team der MDR-Filmredaktion und das von "Kurzsuechtig" für nächstes Jahr wieder nach Kloster Veßra ein.

Programmtipp


Kurzfilme aller Genres werden freitags um 1:30 Uhr und zweimal im Jahr in der MDR Kurzfilmnacht gezeigt. Die nächste MDR-Kurzfilmnacht startet am 20.12.2023 anlässlich des Kurzfilmtags ab 23:40 Uhr im MDR-Fernsehen. Alle Kurzfilme gibt es jederzeit in der ARD Mediathek. Und jede Woche kommt ein neuer Film dazu...