Jordanische Kinder spielen an einem Wassertanker
Jordanische Kinder spielen an einem Wassertanker. Die Knappheit des kühlen Nass ist ein großes Problem in dem Land. Bildrechte: imago/photothek

Studie mit Beteiligung des UFZ Leipziger erforschen Probleme beim Trinkwassermarkt in Jordanien

16. August 2023, 14:00 Uhr

In vielen Weltregionen ist Trinkwasser ein knappes Gut, das Problem dürfte sich durch den Klimawandel verschärfen. Experten vom Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) haben die Situation in Jordanien untersucht - mit Fokus auf dem Schwarzmarkt, der sowohl Probleme löst als auch neue schafft.

Der Handel mit Wasser ist in vielen Ländern der Welt eine wichtige Quelle für Trinkwasser, denn oft kommt das knappe Gut nur stundenweise aus dem Wasserhahn. Lastwagen bringen Trinkwasser, das oft aus Grundwasserbrunnen gezapft wird, vom Land in die Städte und verkaufen es dort – zum Teil mit staatlicher Lizenz, zu einem Großteil aber illegal. "In Jordanien gleicht dieser Markt für Wasserlieferungen per Tankwagen das Defizit des öffentlichen Wasserleitungsnetzes aus", erklärt der UFZ-Forscher Dr. Christian Klassert.

Grundwasserspiegel sinkt durch illegale Entnahme

Die Experten aus Leipzig haben nun zusammen mit Kollegen der US-Uni Stanford den Wassermarkt in Jordanien mithilfe von Computermodellen genauer analysiert. Dabei wurde der Schwarzmarkt mit einbezogen – ein schwieriges Unterfangen, weil dafür bislang kaum verlässliche Daten vorlagen. Mit diesem Ansatz konnten erstmals die Ausmaße des Schwarzmarktes beispielhaft für das Jahr 2015 in Zahlen gefasst werden. Demnach übertraf die illegal gehandelte Wassermenge jene Menge, die über staatliche Lizenzen offiziell gehandelt werden durfte, um das 10,7-Fache. "Die Bedeutung der illegalen Wasserlieferungen per Tankwagen wurde bislang völlig unterschätzt", resümiert Christian Klassert.

Nach Projektionen der UFZ-Forscher wird die Abhängigkeit der Haushalte von den Wassertanks bis zum Jahr 2050 um das 2,6-Fache steigen, also von 4,6 Prozent der Bevölkerung auf 12 Prozent. Dafür verantwortlich sind vor allem das hohe Bevölkerungswachstum und die abnehmenden Grundwasservorräte. Gleichzeitig werden ärmere Haushalte an ihre finanziellen Grenzen stoßen, da sich der Preis pro Kubikmeter Wasser von drei US-Dollar im Jahr 2016 auf vier US-Dollar im Jahr 2050 erhöhen könnte. "In diesen Fällen müsste der Staat eingreifen, etwa indem er die staatliche Wasserversorgung verbessert oder den Kauf des Wassers für diese Bevölkerungsgruppen subventioniert", betont der UFZ-Experte Erik Gawel.

Die unkontrollierte Entnahme von Trinkwasser hat jedoch nicht nur gesellschaftliche Folgen, sondern wirkt sich auch auf die Grundwasservorräte aus. In Regionen, in denen der Anteil illegaler Brunnen besonders hoch ist, wie etwa in der Umgebung der Hauptstadt Amman und der Stadt Zarqa, sinkt der Grundwasserstand rapide, mancherorts um 3,5 Meter pro Jahr. Schon jetzt müssen Brunnen bis in eine Tiefe von 220 Metern gebohrt werden, um dort noch Wasser zu fördern. Aus diesem Grund lässt die jordanische Regierung derzeit illegale Brunnen schließen. Effizienter wäre aus Sicht der UFZ-Wissenschaftler aber die Reparatur der Wasserleitungen, aus denen wegen Leckagen viel Wasser verloren geht.

cdi/pm

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