Fentanyl-Zitrat-Fläschchen
Das synthetische Opioid Fentanyl wird in den USA inzwischen vielfach anstelle von Heroin verkauf, oft ohne den wahren Inhaltsstoff zu nennen. Dadurch steigt die Gefahr tödlicher Überdosierungen. Bildrechte: IMAGO/imagebroker

Überdosierung US Studie: 62 Prozent der Drogennutzer konsumieren Fentanyl – ohne es zu wissen

31. Mai 2023, 17:24 Uhr

Einer New Yorker Studie zufolge wurden 80 Prozent derjenigen, die Drogen spritzen, positiv auf Fentanyl getestet. Doch nur 18 Prozent hatten das synthetische Opiat bewusst genommen. Die übrigen wussten nichts davon.

Eine Studie mit Drogennutzern in der US-Metropole New York zeigt: Auf dem Schwarzmarkt wird immer häufiger synthetisch hergestelltes Fentanyl als Heroin verkauft. Tests ergaben, dass etwa 80 Prozent derjenigen, die Drogen spritzen, positiv auf Fentanyl testeten. Aber lediglich 18 Prozent dieser Personen hatten sich auch bewusst für die Droge entschieden.

Zwei Drittel der Überdosis-Toten in den USA aufgrund von Fentanyl

Fentanyl ist ein starkes Schmerzmittel, das eigentlich bei Tumorpatienten oder anderen schwer Erkrankten eingesetzt wird. Bei dem Medikament handelt es sich um ein sogenanntes synthetisches Opiat. Anders als etwa Heroin wird es nicht aus dem Schlafmohn hergestellt, sondern im Labor erzeugt. 2016 sorgte die Droge für Aufsehen, als der Musiker und Popstar Prince an einer Überdosis Fentanyl starb.

Den Studienautoren zufolge, die im Fachmagazin "International Journal of Drug Policy" erschien, sind mit dem betrügerischen Verkauf von Fentanyl enorme Risiken verbunden. Die Gefahr sei hoch, unabsichtlich eine Überdosis der Droge zu nehmen. Im Jahr 2021 starben demnach über 100.000 Menschen in den USA an einer Überdosis Drogen. 66 Prozent davon hatten Fentanyl konsumiert. In New York habe sich die Zahl der Drogentoten seit 2013, der Markteinführung des Medikaments, mehr als verdreifacht. Seit 2017 sei es für die Mehrzahl der Überdosis-Tode verantwortlich.

Drogennutzer wollen Heroin, bekommen aber Fentanyl

Die Studienautorin Courtney McKnight und ihre Kollegen hatten für die Studie in den Jahren 2021 und 2022 insgesamt 162 Interviews und 313 standardisierte Befragungen mit Drogennutzern durchgeführt. Alle Teilnehmenden machten zugleich auch toxikologische Tests im Labor. Dabei zeigte sich, dass die Tests in 83 Prozent der Fälle ein positives Ergebnis für Fentanyl anzeigten. Davon waren 46 Prozent sowohl positiv auf Fentanyl und Heroin und 54 Prozent ausschließlich positiv auf Fentanyl.

"Die überwältigende Mehrheit der Teilnehmer an dieser Studie gab Heroin als ihre Hauptdroge an, unabhängig davon, wie sie zu Fentanyl standen. Das deutet auf eine starke Präferenz für Heroin hin. Unsere Daten aus der Urintoxikologie zeigen jedoch, dass sie Menschen offenbar wenig Chancen haben, Fentanyl aus dem Weg zu gehen", sagte McKnight, von der New York University of Global Public Health.

Fentanyl: Fast doppelt so hohe Gefahr von Überdosierung im Vergleich zu Heroin

Fast ein Viertel aller Befragten hatte in den vergangenen sechs Monaten wenigsten einmal eine Überdosis genommen. Unter denjenigen, die sich bewusst für Fentanyl entschieden hatten, waren es 36 Prozent. Diejenigen, die die Droge unabsichtlich genommen und erst durch den toxikologischen Test davon erfahren hatten, waren es 21 Prozent. Und unter denjenigen, die kein Fentanyl, sondern nur Heroin genommen hatten, lag der Anteil bei 19 Prozent. Diese Daten zeigen, dass das synthetische Opioid die Gefahr einer Überdosis deutlich erhöht.

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