Wissen-News Bier in Gefahr? Der Klimawandel bedroht die europäische Hopfenernte
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11. Oktober 2023, 15:59 Uhr
Der Klimawandel verringert den Gehalt von Alphasäure im Hopfen. Die Substanz ist für den bitteren Geschmack von Bier verantwortlich. Eine aktuelle Studie sieht Verluste um rund ein Drittel.
Laut einer aktuellen Studie im Journal Nature Communications wird der Klimawandel den Hopfenbauern in wichtigen europäischen Anbaugebieten zunehmend zu schaffen machen. Sowohl die Menge des geernteten Hopfens als auch dessen Gehalt an der für die bittere Note des Biers entscheidenden Alphasäure werden im Mittel deutlich niedriger als früher ausfallen. In der Studie kommen die Forschenden deshalb zu dem Ergebnis, dass "sofortige Anpassungsmaßnahmen" nötig seien. Dazu gehören beispielsweise größere Anbauflächen.
Alphasäure-Erträge sinken um circa ein Drittel
Konkret prognostiziert die Studie Climate-induced decline in the quality and quantity of European hops calls for immediate adaptation measures, dass die Menge an Alphasäure im Hopfen um grob ein Drittel sinkt. Zu diesem Median-Wert kommen die Forschenden bei einem Vergleich der Zeiträume von 1989 bis 2018 und 2021 bis 2050. In Hallertau, dem wichtigsten europäischen Anbaugebiet, sinke der Alphasäure-Ertrag sogar um fast 40 Prozent, so die Prognose.
Als Ausgangspunkt der Prognose hatte das Team um Martin Mozny von der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Brünn (Brno) die Ernten des Zeitraums 1971 bis 1994 mit denen der Jahre 1995 bis 2018 verglichen und bereits deutliche Rückgänge festgestellt. Die Forscher führen dies insbesondere auf gestiegene Temperaturen und geringere Niederschläge zurück. Diese Ergebnisse wurden dann anhand von Klimamodellen in die Zukunft projiziert.
Können neue Hopfensorten unser Bier "klimaresistent" machen?
Von hiesigen Hopfenexperten wird die Studie zwar teilweise kritisiert, das grundsätzliche Problem ist allerdings bekannt. "Das deckt sich mit unseren praktischen Erfahrungen", sagt beispielsweise Erich Lehmair vom Verband Deutscher Hopfenpflanzer. Auch vergangenes Jahr sei die Ernte bereits schlecht ausgefallen. Eine Hoffnung liegt für viele Hopfenbauern in der Züchtung neuer Sorten, die mit den veränderten klimatischen Bedingungen besser zurechtkommen.
Links/Studien
Die aktuelle Studie mit dem Titel Climate-induced decline in the quality and quantity of European hops calls for immediate adaptation measures ist im Journal Nature erschienen und kann hier nachgelesen werden.
iz/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 03. August 0023 | 22:36 Uhr
Eddi58 am 12.10.2023
@WegWeiser
Beim Bier verstehen die Bayern keinen Spaß, da wird sogar das Fracking verboten, um das Grundwasser zu schützen. 😉
Hopfen und Malz sind wichtig, aber gutes und sauberes Wasser eben auch…
Die Studie macht Mut, dass sich Menschen mit den Folgen des Klimawandels beschäftigen, die das bisher nicht getan haben. So hat jeder Schaden auch seinen Nutzen, wie meine Oma schon wusste…
WegWeiser am 11.10.2023
Da bin ich gespannt wann sich die ersten Oktoberfestbesucher in Tracht an den Biertischen festkleben und auf die Folgen des Klimawandels hinweisen.