Gegen-Demonstranten der Zeitschrift Compact
Demonstrationen halten die rechte Zeitschrift "Compact" mit Greta Thunberg auf dem Cover hoch. Bildrechte: IMAGO / IPON

Wissen-News Rechtspopulistische Netzwerke nutzen fürs Thema Klimawandel eigene Sprache

30. April 2024, 16:13 Uhr

Rechtspopulistische Netzwerke kommunizieren online und in Sozialen Medien über den Klimawandel in einer eigenen Sprache und beeinflussen damit die Kommunikation der AfD. Dabei benutzen sie häufig Begriffe, die in den klassischen Medien keine Rolle spielten wie "Klimanazis", "Klimafanatiker". "Klimasekte" oder "Greta-Jugend", wie eine Studie der FU Berlin zeigt.

"Diese Ergebnisse deuten auf größere ideologische Netzwerke hin, die abseits der herkömmlichen Massenmedien rund um das Themenfeld Klimawandel eine eigene Form der Sprache kultivieren", erläutert der Politikwissenschaftler Curd Knüpfer. Es zeige sich, dass die politische Plattform der AfD sich hier bei der inhaltlichen Färbung der Thematik – dem sogenannten Framing – direkt bediene, diese aufgreife und ihr somit eine weitere Verbreitung und Relevanz bescheren könne. Für ihre Studie werteten die Wissenschaftler rund 11.000 Onlineartikel und rund 18.000 Social-Media-Posts der AfD, besonders aktiver Influencer-Accounts und rechter Nachrichtenseiten in einem Zeitraum von 1,5 Jahren anlässlich der Europawahl 2019 aus.

Typische Temperaturanzeige an Apotheke in grünem Kreuz mit 37 Grad, davor unascharf Mann mit Handy am Ohr, Blick leicht von unten 8 min
Bildrechte: imago/Emmanuele Contini

MDR KULTUR - Das Radio Mo 22.04.2024 16:10Uhr 08:21 min

https://www.mdr.de/wissen/audios/audio-aktueller-stand-klimawandel-europa-copernicus-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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Klimawandel soll als "Glauben" dargestellt werden

Durch quantitative Textanalyse identifizierten die Forscher Begriffe und kurze Phrasen, die in dem Zeitraum nur in Online-Netzwerken der AfD und rechtspopulistischen Medien auftauchten, nicht aber in klassischen Massenmedien. Die Begriffe und Phrasen fallen in zehn größere Kategorien, die den – aus Sicht dieser Netzwerke – vermeintlichen "Glauben" an Klimawandel darstellen als ein ideologisches, totalitäres oder pseudo-religiöses Projekt. Ein Framing, das auf eine direkte Leugnung des Klimawandels hindeutet, tritt zwar auch auf, kommt aber deutlich seltener vor. Ebenso finden sich der Studie vorrangig Begriffe, die darauf abzielten, bestehende politische Ansätze oder politische Gegner anzugreifen oder abzuwerten.

"Es werden dabei kaum Problemdefinitionen gefunden, die direkt auf den Klimawandel als Problem oder auf umsetzbare politische Ziele oder auf praktikable Lösungsansätze hinweisen", betont Knüpfer. Stattdessen werde hier vorrangig suggeriert, politische Gegner redeten ein nicht ernstzunehmendes Problem herbei. In einem weiteren Schritt wurde mithilfe von Zeitreihenanalyse ermittelt, in welcher Abfolge die Begriffe in diesen Netzwerken auftauchen. Hier zeigt sich eine Dynamik, nach der die AfD sich aktiv aus ihren digitalen Netzwerken und bei "alternativen Medien" bedient und sich deren Framing zu Nutze macht.

Links/Studien

Die Studie "Countering the ""Climate Cult" – Framing Cascades in Far-Right Digital Networks" ist im Fachjournal "Science" erschienen.

cdi/pm

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 25. April 2024 | 15:00 Uhr

14 Kommentare

MDR-Team vor 1 Wochen

Hallo @wo geht es hin,
da irren Sie leider doppelt.
"Wenn die Erde aus einer Eiszeit kommt, wird die Erwärmung tatsächlich nicht durch Kohlendioxid verursacht, sondern durch Veränderungen der Erdumlaufbahn und der Erdachse. Infolge des Temperaturanstiegs geben dann die Meere CO2 ab, das die Erwärmung verstärkt und über den gesamten Planeten verteilt. In Wahrheit stimmt also beides: Steigende Temperaturen führen zu einem CO2-Anstieg in der Atmosphäre, und CO2 führt zu einer (weiteren) Erwärmung."

Eine Art Teufelskreis, der durch die vermehrte CO2-Emission (durch den Menschen) beschleunigt wird und extremere, globale Auswirkungen hat.

Mehr dazu finden Sie auf klimafakten[Punkt]de unter:
"Fakt ist: CO2 ist die Hauptursache des gegenwärtigen Klimawandels, auch wenn das bei anderen Klimawandeln in der Erdgeschichte anders gewesen sein mag"

Wir würden uns daher freuen, wenn Sie am Diskurs sachlich und tatsachenbehaftet teilnehmen.

Danke und herzliche Grüße

wo geht es hin vor 1 Wochen

"Vor rund 11.500 Jahren nahm das Holozän seinen Anfang, die Warmzeit, in der wir noch heute leben."
Das ist so auch nicht ganz richtig. So kamen wir um 1850 herum aus einer kleinen Eiszeit. Ab da etwa werden auch die Temperaturaufzeichnungen geführt. So ist es eben keinesfalls mehr verwunderlich, daß man jetzt von "Rekord" zu "Rekord" eilt. Es ist selbsterklärend, daß es von einem niedrigem Niveau leichter nach "oben" geht, als von einem sehr hohem Niveau.
Und auf das Argument vieler Wissenschaftler, daß die moderat steigende Temperatur den steigenden CO 2 - Gehalt in der Luft verursacht, gehen Sie vorsichtshalber gleich mal gar nicht ein.
Aus Gründen... denn dann könnte man ja nicht mehr den Menschen dafür verantwortlich machen und das ganze, schöne Abzockmodell würde in sich zusammenfallen.

MDR-Team vor 2 Wochen

3/3
(an @wo geht es hin)
Aber auch dies negiert den anthropogenen Klimawandel nicht, denn es geht nicht darum, natürliche Prozesse zu verneinen, sondern den Einfluss durch den Menschen zu verdeutlichen, der diese Prozesse beschleunigt und die Auswirkungen dadurch extremer und globaler auftreten. Am meisten setzt dem Klima das CO2 zu. Wie sehr die Konzentration des Treibhausgases seit dem 19. Jahrhundert angestiegen ist, wird durch die sogenannten Keeling Kurve deutlich. Vor der Industrialisierung lag die CO2-Konzentration in der Atmosphäre bei etwa 280 ppm. Heute liegt sie bei 416 ppm. Das Kohlendioxid, das beim Verbrennen von fossilen Brennstoffen entsteht, ist als solches auch zu erkennen - am fehlenden C14-Isotop.

Fakten:
> https://www.mdr.de/wissen/faktencheck/faktencheck-klimawandel-102.html
> https://www.mdr.de/wissen/faktencheck/faktencheck_cozwei-100.html
> https://www.mdr.de/wissen/faktencheck/faktencheck-klimawandel-100.html

herzliche Grüße

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