Schlafforschung Stört blaues Licht beim Einschlafen?
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15. Oktober 2021, 09:52 Uhr
Was haben viele aufgeatmet, als die E-Reader zu uns ins Bett gekrochen sind: Schluss mit der Raschelei beim Seiten-Umblättern, Schluss mit der Lichtbelästigung für den Mitschläfer im Doppelbett. Der ständig wachsende Bücherstapel auf dem Nachttisch wurde ersetzt von einer überschaubaren Ansammlung elektronischer Geräte: Handy, Tablet oder E-Reader plus Ladekabel. Hurra, endlich Ordnung auf dem Nachttisch!
Selbstverständlich ist das Haar in der Suppe nicht weit: Zu den Lese-Puristen, die den Untergang der Buchkultur vorhersagten, gesellten sich diejenigen, die das Licht der elektronischen Geräte unter die wissenschaftliche Lupe zerrten. Nicht zu Unrecht, wie verschiedene Studien belegen, denn das Licht von Tablet & Co. bringt unseren Körper durcheinander.
Es enthält nämlich genau wie das Tageslicht viel Blau - auch wenn wir das mit unserem Auge nicht wahrnehmen. Erst bei wenig blauem Licht produzieren wir das Schlafhormon Melatonin, das uns müde macht. Wer dann abends mit dem Tablet im Bett liegt, bringt sich selbst um den Schlaf: Die Helligkeit aus dem elektronischen Gerät sorgt dafür, dass die Zirbeldrüse kein Melatonin ausschüttet, das tut sie nämlich erst bei Dunkelheit.
Was für Folgen hat das?
Studien mit Jugendlichen zeigten beispielsweise, dass einstündige Handynutzung vor dem Schlafen zu verzögertem Einschlafen führt sowie zu Schlafdefiziten. Bei Untersuchungen mit Erwachsenen wurden Schlaflosigkeit, schlechte Schlafqualität und verstärkte Müdigkeit am Folgetag beobachtet.
Studien zum Blauen Licht
Und wie ist das nun mit dem Blauen Licht? Auch LED-Licht hat, selbst, wenn es weiß aussieht, einen hohen Blau-Anteil, auch bei Bildschirmen ist das so. Das viele Blau im Farbspektrum dient der Helligkeit. Nur, was macht das mit unserem Schlafrhythmus? Viel Licht am Abend nach einem dunklen Tag verstellt erwiesenermaßen die innere Uhr. Hat man tagsüber aber schon viel Licht gesehen, ist dieser Effekt nicht mehr so stark.
Zusätzlich bestimmen auch viele andere Faktoren den Grad unserer Müdigkeit: Ein aufregendes Video hält länger wach, als am selben Bildschirm etwas zu lesen. Trotzdem schickt ein Bildschirm viel mehr Licht ins Auge als zum Beispiel eine Buchseite. Und wer sich abends zwei Stunden lang dem blauen Licht aussetzt, verschiebt seinen Melatoninausstoß und verändert die innere Uhr des Menschen und diese Auswirkungen können je nach Lichtfrequenz variieren.
So jedenfalls das Fazit einer finnischen Metastudie aus dem Februar 2019. Die Autoren haben darin 122 Studien ausgewertet, die sich mit der Auswirkung von künstlichem Licht auf den Schlafrhythmus beschäftigt hatten. Der Haken an all diesen Studien: Sie sind oftmals Momentaufnahmen mit wenigen Menschen, zwischen 30 und 130 Personen, bemängeln die Wissenschaftler.
Und deshalb bleibt es bis zur großen Studie, die das alles klärt, weiterhin Sylvester Stallone überlassen, das Phänomen mit einfach aber klaren Worten zu erklären.