Stefanie Ruhs und Philipp Terpe im Labor der Universitätsmedizin Halle.
Philipp Terpe und Stefanie Ruhs haben an der Uni Halle zu Sepsis geforscht. Bildrechte: Universitätsmedizin Halle

Wissen-News Wie Sepsis Gefäßmuskelzellen akut und langfristig beeinträchtigen kann

10. Mai 2024, 10:47 Uhr

Blutvergiftungen stellen Kliniken oft vor große Herausforderungen. Forscher der Uni Halle haben sich jetzt genauer mit den ablaufenden Prozessen befasst und festgestellt, dass zwei Faktoren dabei im Zusammenspiel eine Rolle spielen

Schwere Verläufe einer Sepsis lassen sich nur schwer behandeln und verlaufen in bis zur Hälfte der Fälle tödlich. "Die Sepsis ist eine gefährliche Komplikation, bei der es häufig zu Organversagen kommt. Dabei spielen Durchblutungsstörungen eine entscheidende Rolle. Die Mechanismen dahinter sind bisher aber kaum aufgeklärt", sagt Stefanie Ruhs, Biochemikerin an der Universitätsmedizin Halle. Sie hat gemeinsam mit anderen eine Studie durchgeführt, in der zwei zentrale Faktoren untersucht wurden.

Sogenannte Laktatazidose behindert Gefäßfunktion

Bisher war bekannt, dass es bei einer Sepsis zu einer Veränderung im Stoffwechsel kommt. Bei rund zwei Drittel aller Betroffenen treten erhöhte Laktatwerte auf, bei gleichzeitiger Übersäuerung des Bluts (Azidose). "In der aktuellen Studie haben wir die Effekte von Laktat, einer reinen Azidose und der Kombination, der sogenannten Laktatazidose, auf Gefäßmuskelzellen der Blutgefäße untersucht. Letztere ist in der Klinik mit einer schlechten Überlebenschance verbunden", so Ruhs weiter.

Für die Studie nutzten die Wissenschaftler Gefäßmuskelzellen der Hauptschlagader, die im Labor vermehrt wurden. Diese behandelten sie entweder mit Laktat, mit Säure ohne Laktat oder mit einer Kombination aus beiden. Auch wenn bei reiner Azidose bereits Veränderungen in der Genexpression der Zellen festgestellt werden konnten, führte erst die Kombination mit Laktat zu einer Funktionsstörung. "Unter anderem kommt es zur Hemmung verschiedener Prozesse im Energiehaushalt, die nicht mehr abgefedert werden können", sagt Erstautor Philipp Terpe. Dies deute darauf hin, dass Blutgefäße bei einer Sepsis teilweise ihre Funktion verlieren und versteifen. Zukünftig wollen die Forscher andere Gefäßzellen untersuchen, um noch mehr über die gefährliche Krankheit herauszufinden.

idw/jar

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 22. Februar 2024 | 09:47 Uhr