3 Millionen Jahre alt - das Geheimnis unserer Vorfahrin "Lucy" fiel vom Baum und starb

18. September 2017, 17:04 Uhr

Seit über 40 Jahren untersuchen Wissenschaftler unsere Vorfahrin, die vor über drei Millionen Jahren in Afrika gelebt hat. Jetzt haben sie Hinweise auf ihren Tod entdeckt. Sie lebte auf Bäumen und starb als sie herunterfiel.

Lucy wurde 1974 in Äthiopien gefunden und rekonstruiert.
Lucy lebte vor über drei Millionen Jahren - rekonstruiert für eine Ausstellung in Deutschland. Bildrechte: imago/epd

Lucy - ohne Luc Besson und Scarlett Johansson würde viele Menschen mit dem Namen vielleicht eine entfernte Freundin verbinden, nicht aber eine unserer Urahnen. Denn im gleichnamigen Film beginnt alles mit "Lucy“, einer Australopithecus afarensis. So einer, wie sie Forscher 1974 im Gebiet des heutigen Äthiopien gefunden haben. Seither versuchen die Wissenschaftler das Geheimnis ihres Lebens vor 3,18 Millionen Jahren zu enträtseln. Jetzt glauben sie zu wissen, wie sie gestorben ist: Sie fiel von einem ziemlich hohen Baum.

Lucy war nicht mehr einfach nur eine Schachtel voller Knochen, sondern wurde im Tod zu einem realen Individuum.

Professor John Kappelman

Ein Team um Professor John Kappelman von der Universität Texas in Austin untersuchte das Fossil sowie computertomographische Aufnahmen und stieß dabei auf Knochenbrüche, die große Ähnlichkeit mit solchen Verletzungen zeigen, die Menschen bei Stürzen aus großer Höhe erleiden. "Als das Ausmaß von Lucys vielfachen Verletzungen erstmals deutlich wurde, stieg ihr Bild vor meinem inneren Auge auf und mich überkam über Zeit und Raum hinweg eine Welle der Empathie“, so Kappelman in einer Pressemitteilung seiner Universität. "Lucy war nicht mehr einfach nur eine Schachtel voller Knochen, sondern wurde im Tod zu einem realen Individuum: ein kleiner, zerstörter Körper, der hilflos am Fuße eines Baumes liegt.“

Lucy in the Sky with Diamonds Lucy lebte vor 3,18 Millionen Jahren in der Afar-Region des heutigen Äthiopien. Dort entdeckten US-Forscher 1974 ihre Überreste und benannten das Skelett nach dem Beatles-Titel "Lucy in the Sky with Diamonds“ – der Song lief, während die Forscher die Knochen nach dem Fund das erste Mal untersuchten. Die Fossilien gehören nach Meinung vieler Forscher zu den ältesten und vollständigsten Überresten menschlicher Vorfahren. Es wird wissenschaftlich jedoch noch diskutiert, ob der heutige Mensch aus dem Australopithecus afarensis hervorging.

Kein bekanntes Muster

Die Forscher fanden Frakturen an vielen Knochen, etwa am Oberarm- und Oberschenkelknochen, am Schulterblatt, dem Becken und einer Rippe. Nach Überzeugung der Forscher sind die Brüche nicht im Laufe der Jahrmillionen nach ihrem Tod entstanden, sondern haben ihren Tod verursacht. Am rechten Oberarmknochen bemerkten die Forscher etwa zahlreiche scharfe, saubere Bruchkanten und kleine abgesplitterte Knochenfragmente, die noch an Ort und Stelle lagen. So ein Muster sei von Fossilien nicht bekannt. Wären die Brüche nach dem Tod entstanden, würde man eine Verschiebung der Fragmente erwarten. Die Forscher interpretieren dies als Hinweis darauf, dass Lucy wie alle Australopithecus afarensis in Bäumen lebte – eine Frage, die unter Fachleuten bisher umstritten ist. Sie stellen ihre Studie im Fachblatt "Nature“ vor.

Sturz aus 12 Metern Höhe

Kappelman und sein Team vermuten folgendes Szenario: Lucy fiel demnach bei vollem Bewusstsein von einem Baum und schlug auf hartem Boden auf. Sie landete auf ihren Füßen, fiel dann nach vorne, wobei sie mit ausgestreckten Armen versuchte, den Sturz abzufangen. Dann schlug sie der Länge nach hin. Durch Vergleiche mit Schimpansen berechneten die Forscher, dass sie wohl aus einer Höhe von etwa zwölf Metern fiel. Dabei habe sie sich auch schwere innere Verletzungen zugezogen, die dann schnell zu ihrem Tod führten.

gp