Künstlerische Ansicht eines Exomondes mit flüssigem Wasser.
Bildrechte: T. Grassi, Midjourney

Wissen-News Astronomie: Entdeckung der ersten zwei Exomonde in Frage gestellt

08. Dezember 2023, 04:59 Uhr

Bei zwei von mehr als 5.000 bekannten Exoplaneten wurden bisher Hinweise auf Monde gefunden. Neue Auswertungen deutscher Forscher wecken daran Zweifel. Gut möglich also, dass wir noch gar keine Exomonde entdeckt haben.

Mehr als 200 Monde gibt es allein in unserem Sonnensystem. Da ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass auch um Planeten in anderen Sonnensystemen Monde kreisen. Nur sind die wegen ihrer relativ geringen Größe schwer nachzuweisen. Für die beiden Exoplaneten Kepler-1625b und Kepler-1708b war das aber innerhalb von ein paar Jahren mit Hilfe von Aufnahmen der Weltraumteleskope Kepler und Hubble scheinbar gelungen. Zwei deutsche Forscher mit einer neuen Auswertungsmethode bezweifeln das nun in der Fachzeitschrift "Nature Astronomy".

René Heller vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen und Michael Hippke von der Sternwarte Sonneberg in Thüringen sagen, "mondfreie" Interpretationen der vorliegenden Teleskop-Daten seien naheliegender. Die Forscher nutzten für die Analyse ihren neu entwickelten Computer-Algorithmus Pandora, der die Suche nach Exomonden vereinfacht und beschleunigt. Der Algorithmus steht als Open-Source-Code der gesamten Forschungswelt zur Verfügung. Angewandt auf die Messdaten von Kepler-1625b und Kepler-1708b, brachte er Ernüchterndes zum Vorschein. "Gerne hätten wir die Entdeckung von Exomonden um Kepler-1625b und Kepler-1708b bestätigt", so René Heller, "doch leider zeigen unsere Auswertungen etwas anderes."

Die Analysen der beiden Wissenschaftler zeigen, dass Exomond-Suchalgorithmen nicht selten zu falschpositiven Ergebnissen kommen: Recht regelmäßig entdecken sie einen Mond, wo gar keiner ist. "Die frühere Exomond-Behauptung der Kollegen aus New York war das Ergebnis einer Suche nach Monden um dutzende Exoplaneten", sagt René Heller. "Nach unseren Abschätzungen ist ein falschpositiver Fund gar nicht verwunderlich, sondern geradezu zu erwarten."

Die Forscher nutzten ihren Algorithmus auch, um zu prüfen, welche Art von Exomonden sich überhaupt durch deutlich auffindbare Spuren in Lichtkurven verraten würden. Demnach sind nur besonders große Monde, die in großem Abstand um ihren Planeten kreisen, nach heutigem Stand der Technik auffindbar. Sie müssten mindestens doppelt so groß sein wie Ganymed, der größte Mond des Sonnensystems und damit fast so groß wie die Erde. "Die ersten Exomonde, die wir in zukünftigen Beobachtungen wie etwa von der PLATO-Mission entdecken werden, werden sicher sehr ungewöhnlich und somit aufregend zu erforschen sein", so René Heller.

Link zur Studie

Die Studie "Large exomoons unlikely around Kepler-1625 b and Kepler-1708 b" ist im Journal "Nature Astronomy" erschienen.

rr

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