Zähne eines schwedischen Wikinger
Wikinger-Zahn aus Västergötland, in den ein Loch durch die Zahnkrone gebohrt wurde. Bildrechte: Carolina Bertilsson/Henrik Lund

Wissen-News Wikinger-Zahnmedizin war überraschend fortschrittlich

17. Dezember 2023, 15:59 Uhr

Wikinger litten stark unter Zahnproblemen. Karies war unter Erwachsenen weit verbreitet. Doch die Zahnmedizin der Wikinger war überraschend fortschrittlich. Das haben Untersuchungen in Südschweden ergeben.

Zahnprobleme waren unter den Menschen der Wikingerzeit weit verbreitet. Doch auch die Zahnheilkunde der Wikinger war überraschend fortschrittlich. Das hat ein Forschungsteam des Instituts für Zahnheilkunde der Universität Göteborg in Schweden herausgefunden. Die Wissenschaftler untersuchten 3.293 Zähne von 171 Individuen aus der wikingerzeitlichen Bevölkerung von Varnhem in Västergötland in Südschweden.

Zähne eines schwedischen Wikinger
Oben: Röntgenuntersuchung (links) und Röntgenbild, das kariöse Läsionen an den hinteren Backenzähnen zeigt. Mitte: Zahnreihen, die den Gebrauch von Zahnstochern (links) und gefeilte Frontzähne (rechte) zeigen. Unten: Ein gefeiltes Loch von der Zahnkrone in die Pulpa - ein Verfahren, das Zahnschmerzen und Infektionen reduziert. Bildrechte: Carolina Bertilsson/Henrik Lund

Die Forscher stellten fest, dass Karies, Zahninfektionen und Zahnschmerzen bei den dortigen erwachsenen Wikingern weit verbreitet waren. So wiesen 49 Prozent dieser Menschen eine oder mehrere Kariesläsionen auf. Von den Zähnen der Erwachsenen waren 13 Prozent kariös. Auch Zahnverlust war bei Erwachsenen häufig. Sie verloren im Laufe ihres Lebens im Schnitt sechs Prozent ihrer Zähne. Die in der Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlichte Studie zeigt aber auch, dass die Wikinger auf unterschiedliche Weise versuchten, ihre Zähne zu pflegen – etwa mit Zahnstochern – und auch zu reparieren.

Den Forschern fiel vor allem die komplexe zahnärztliche Behandlung von infizierten Zähnen auf. So fanden sie Backenzähne mit gefeilten Löchern – und zwar von der Zahnkrone bis zum Zahnmark (Pulpa). Wahrscheinlich sollte damit der Druck verringert und starke Zahnschmerzen aufgrund von Infektionen gelindert werden. Die Studienautoren sprechen in dem Zusammenhang von Zahnbehandlungen, die unseren heutigen Methoden "nicht unähnlich" sind. Dies deute darauf hin, dass die Wikinger über ein größeres Wissen über Zähne verfügten, so die Studienautoren.

(dn)

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