Osterhase mit Korb
Geschenke zu Ostern: wieviel ist richtig? Bildrechte: Colourbox.de

Ostergeschenke Ostergeschenke: Mehr, als ein Hase tragen kann?

29. März 2024, 06:59 Uhr

Seit Wochen ist Ostern vor allem in den Geschäften allgegenwärtig und Werbung suggeriert, wie ein perfektes Fest in Familie aussehen muss: Eine phantasievoll geschmückte Tafel, ein volles Nest und glückliche Gesichter. Doch wieviel kann und muss ein Hase eigentlich tragen?

Proträtfoto einer Frau mit eine rosa Bluse.
Bildrechte: Stefan Huhn

Wie viele Geschenke sind für Osten angemessen? Dem voran steht vielleicht die Frage, warum wir uns zu Ostern überhaupt beschenken und seit wann.

Dazu gibt es keine eindeutigen Erkenntnisse, eher Mutmaßungen: Schenken wir, weil wir mit der Auferstehung Jesu das ewige Leben feiern? Oder weil die 46 Tage währende Fastenzeit endlich endet? Also ist das Motiv rein christlich? Vielleicht freuen wir uns aber auch einfach über die erwachende Natur im Frühjahr und wollen den Gedanken der Hoffnung mit anderen teilen? Möglicherweise ist das, was wir heute als Osterfest feiern, ein bisschen von allem.

Was die Göttin Ostara betrifft, irrten sich die Brüder Grimm.

Werber Mezger, Professor für Europäische Ethnologie

Der These, Ostern fuße auch auf heidnischen Traditionen und man hätte sich zu Ehren der heidnischen Göttin "Ostara“ von jeher Eier als Symbol der Fruchtbarkeit geschenkt, widerspricht zumindest der Werner Mezger.

Germanen hatten keine Götting "Ostara"

Der Professor für Europäische Ethnologie an der Universität Freiburg erklärt: "Jacob Grimm bezog sich bei der Beschreibung dieser angeblichen Göttin Ostara auf den angelsächsischen Kirchenhistoriker Beda, der über eine germanische Göttin namens 'Eostra' berichtete - diese aber schlichtweg erfunden hatte." Doch Grimms Spekulationen fanden damals großen Anklang und wurden ziemlich populär.

Populär ist inzwischen auch der Osterhase als Überbringer von Gaben. 1682 wurde er erstmals schriftlich erwähnt. Der Frankfurter Arzt Johannes Richier untersuchte damals im Rahmen seiner Dissertation die Geschichte des Eierbringers als "eine Fabel, die man Einfältigen und Kindern aufbindet".

Auch Auerhahn, Fuchs und Enterich versteckten Nester

Auch wenn es Meister Langohr war, der sich in Büchern und in der Schokoladenindustrie am Ende durchsetzte, brachten je nach Region früher auch Hahn oder Fuchs, die Osterüberraschungen. Das fand Karin Bürkert vom Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen heraus, die zu den Ursprüngen der Mythen, Erzählungen und Herkunftsgeschichten rund um den Osterhasen forscht und dazu unter anderem den Atlas der deutschen Volkskunde aus dem Jahr 1937 ausgewertet hat.

Für die Erstellung dieses methodisch und ideologisch nicht unproblematischen Werks waren damals Kinder befragt worden, wer die Ostereier bringe: unter anderem auch Auerhahn und Enterich.

Umsatzmotor Osterhase: 2,2 Milliarden Euro vergangenes Jahr

Ganz gleich, wer nun die Gaben versteckt, für den Handelsverband Deutschland ist Ostern nach Weihnachten umsatzstärkste Fest. 74 Prozent der Kunden würden Lebensmittel verschenken, 47 Prozent Blumen und gut 45 Prozent Dekoartikel. Pro Kopf betrage der Umsatz durchschnittlich 39 Euro, so der Verband, der sich dabei auf seine bevölkerungsrepräsentative Umfrage unter 1.500 Personen bezieht.

Damit blieben die Umsätze im Ostergeschäft im Vergleich zum Vorjahr stabil. Der Einzelhandel erwartet in diesem Jahre einen Osterumsatz von 2,2 Milliarden Euro. Darunter sind auch Geschenke für Kinder, die von Straßenkreide über Kleidung bis hin zu Fahrrädern reichen.

Zu viele Geschenke machen Kinder unglücklich

Wir schenken, um anderen unsere Liebe und Wertschätzung zu zeigen. Aber vielleicht auch, weil wir erwarten, dass der andere sich freut und uns dafür dankbar ist. Je mehr Geschenke, desto mehr Dankbarkeit? Wer das vor allem von jüngeren Kindern erwartet, wird enttäuscht werden. Zu viele Osternester überfordern sie und sie können sich ganz einfach nicht mehr freuen.

Zahlreiche Studien belegen inzwischen auch, dass Kinder sich mit weniger Spielzeug viel ausdauernder und kreativer beschäftigen. Das beschenkt werden macht auch nicht nachhaltig glücklich, sondern ist nur ein kurzer Impuls an unser Belohnungszentrum im Gehirn. Schlimmstenfalls wird es sogar darauf programmiert: Ich werde beschenkt, also werde ich geliebt. Und so geht, vergraben unter einem Berg von Geschenken, geht der eigentliche Sinn des Osterfestes verloren: Gemeinsam das Wunder des Lebens und der Hoffnung zu feiern.

Mehrere mit Naturfarben gefärbte Ostereier liegen auf einem Teller. 3 min
Bildrechte: MDR/Jörg Heiß

Das größte Geschenk: Gemeinsame Zeit

Was nachhaltig bleibt, sind geteilte Erlebnisse und gemeinsame Zeit: Die Vorfreude zu genießen, miteinander zu schmücken. Einen Osterspaziergang oder ein Ausflug zu unternehmen, das Fest mit der Familie zu feiern. Alte Osterbräuche neu zu entdecken, wie das Schöpfen des Osterwassers oder das Eiertrudeln.

Und was die Osternester betrifft, ist vielleicht der Weg das Ziel: Die Freude am Suchen und Finden.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 24. März 2024 | 08:30 Uhr

3 Kommentare

THOMAS H vor 3 Wochen

Alaia: Die Bedeutung der Feste ist m. M. n., schon lange nicht mehr relevant.
Es steht nur noch der Kommerz dahinter. Dies zeigt sich besonders deutlich um die Weihnachtszeit, wo schon Ende August die entsprechenden Weihnachtsartikel (z. B. der Stollen, welcher in beiden christlichen Kirchen als Symbol des geborenen Jesuskind gilt) in den Geschäften zum Erwerb daliegen und leider auch gekauft werden.

Alaia vor 4 Wochen

Man sollte den Kindern die Bedeutung des Osterfestes vermitteln! Wenn die Kinder nur Geschenke( vom Osterhasen) bekommen,dann freuen sie sich natürlich,aber das ist ja nicht der Sinn der Sache! Meiner Meinung nach stärkt man den Charakter und die Resilienz bzw. Empathie der Kinder,wenn man wahre Worte spricht!

Maria A. vor 4 Wochen

Ja, wahrscheinlich kommt der Hase zu manchen Kindern mit einem Anhänger gehoppelt. Aber der Großteil der Kinder wird sich über ein traditionell gefülltes Osternest freuen. Bei uns gab es bis zum Tod der Schwiegereltern immer ein gemeinsames Ostereier suchen und selbstverständlich war da auch für sie immer eine kleine Überraschung dabei.

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