Pferde und Jockeys im Rennen aud der Galopprennbahn in Halle/Saale
Vor Training, Betreuung und Jockey entscheidet oft schon die Genetik über Erfolg und Misserfolg bei Rennpferden. Bildrechte: IMAGO / Galoppfoto

Pferde-DNA Schlüsselgene für erfolgreiche Rennpferde

14. Dezember 2022, 10:04 Uhr

Eine internationale Forschungsgruppe hat sieben Gene identifiziert, die unabhängig von der Pferde-Rasse darüber entscheiden, ob ein Pferd zum (guten) Rennpferd taugt.

Liebhaber des Pferderennsports wissen, wie wichtig der sogenannte Pedigree ist, also der Stammbaum eines Pferdes. Bei erfolgreichen Vorfahren ist die Wahrscheinlichkeit oft höher, dass auch die Nachkommen schnell sind. Es gibt berühmte Deckhengste und Mutterstuten, deren Nachkommen immer wieder die größten Rennen gewinnen. Vererbung ist wichtig.

Im internationalen Galoppsport fließt viel Geld, nicht nur beim Wetten, sondern auch bei den Preisgeldern in den bedeutenden Rennen. Und schon in der Zucht: Ein einzelner sogenannter Decksprung (man kommt mit einer Stute zu einem Deckhengst und geht mit Stute und neuem Fohlen zurück) bei den besten Hengsten der Welt kostet einen sechsstelligen Betrag. In so einem Umfeld wüsste man als Besitzerin oder Besitzer eines zu erwartenden oder schon geborenen Fohlens natürlich gern, ob sich Training und Versorgung hin zum Rennpferd lohnen werden. Von einem aufschlussreichen Blick in die Gene träumen also viele.

DNA-Tests für Pferde

"Plusvital", eine Firma aus Irland hat diese Idee zum Geschäft gemacht. Schon seit einiger Zeit bietet sie DNA-Tests für Rennpferde an, aus denen die Idealdistanz (z.B. Flieger/Kurzstrecke oder Steher/Langstrecke), der bevorzugte Boden (z.B. fest oder weich) und das Leistungspotenzial des Tiers (als Rennpferd und Zuchtpferd) vorhersagbar sein sollen. Bei mehr als 20.000 Vollblütern weltweit wurde das Verfahren laut Firmenangaben schon angewendet.

Junge Reiter bei einem Pferderennnen in der Mongolei.
Mongolische Pferde sind kleiner als Vollblüter, eignen sich aber auch zum Rennsport. Deshalb gibt es in der Mongolei viele Festivals mit Pferderennen, wo oft Kinder und Jugendliche die Jockeys sind. Bildrechte: IMAGO / Danita Delimont

Und nun steht die Firma gemeinsam mit unabhängigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus mehreren Ländern hinter einer neuen Studie, die den genetischen Blick nicht nur auf Vollblüter richtete, sondern auch Araber, Mongolische Pferde und 21 nicht aus dem Rennsport bekannte Pferderassen (u.a. Haflinger und Shetlandponys) unter die Lupe nahm.

Hauptfrage dieser Forschung: Welche Gene sorgen rassenübergreifend dafür, ob ein Pferd für den Rennsport taugt oder nicht? "Unser Ansatz bestand darin, zu fragen, welche Gene allen Rennrassen gemeinsam sind und welche sich von Nicht-Rennrassen unterscheiden", sagt Professorin Emmeline Hill, leitende Wissenschaftlerin des Projekts, die sowohl für Plusvital als auch für das University College Dublin arbeitet.

Sieben entscheidende Gene

Zu den wichtigsten Genen gehörte NTM, das bei der Gehirnentwicklung eine Rolle spielt und die Lern- und Merkfähigkeit beeinflusst. Laut Studie wurde dieses Gen während der Domestizierung der Pferde aktiviert, und es beeinflusst bei Vollblütern, ob ein Pferd überhaupt jemals renntauglich ist. Aber das ist nicht das einzige entscheidende Gen bei der Frage nach der Rennsporttauglichkeit.

Dr. Haige Han, die Erstautorin der Studie, fügt nach den Vergleichstests zwischen Rennpferd- und Nicht-Rennpferd-Rassen hinzu: "Es wurden sieben für den Rennsport wesentliche Gene identifiziert. Diese Gene spielen eine Rolle in der Muskulatur, im Stoffwechsel und in den neurobiologischen Funktionen und sind für die Rennfähigkeit von Pferderassen von zentraler Bedeutung."
Die sieben Gene heißen G6PC2, HDAC9, KTN1, MYLK2, NTM, SLC16A1 und SYNDIG1. Eines davon, MYLK2, ist zum Beispiel für die Muskelkontraktion erforderlich. Beim Menschen wird es laut Studie mit trainingsinduzierten Muskelschäden in Verbindung gebracht.

Zielgerichtetes Züchten

David MacHugh, Co-Autor der Studie und Professor am University College Dublin kommentiert: "Obwohl der Galopprennsport ein multifaktorielles Gebiet ist, bei dem Management und Training einen erheblichen Einfluss auf den Erfolg eines Rennpferdes haben, liefert diese Studie gute Beweise für Gene mit großer Wirkung, die die Eignung für den Rennsport in Pferdepopulationen prägen."

Und abschließend heißt es in der Studie: "Diese Ergebnisse dürften zur genomgestützten Verbesserung von Pferderennpopulationen beitragen und Gene hervorheben, die für sportliche Eigenschaften bei anderen Tierarten von Interesse sind, bei denen eine Bewegungsanpassung erwünscht ist." Noch zielgerichteteres Züchten könnte dadurch also möglich werden.

Links/Studien

Die komplette Studie lesen Sie hier im Original.

(rr)

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