Schimpanse schaut mit Gesicht aus Urwalddickicht frontal mit aufgerissenem Mund, teilweise unscharfe Blätter im Vordergrund
Die Verwandschaft ruft – Schimpanse im Kibale-Nationalpark in Uganda. Bildrechte: imago/agefotostock

Primatenfoschung Schimpansen können einfache Sätze bilden

09. Mai 2023, 08:13 Uhr

Für die meisten menschlichen Ohren ist es primitives Gebrüll – für forschende Ohren aber Syntax: Ein Team aus Zürich und Kampala hat bei einem Experiment im zentralafrikanischen Uganda nachgewiesen, dass Schimpansen in der Lage sind, simple Zwei-Wort-Sätze zu bilden. Konkret gehe es um die Ausrufe "Huu" und "Waa". Eine Aneinanderreihung passiere nicht zufällig, sondern hätte gegenüber Artgenossen eine bestimmte Bedeutung.

Schimpansen würden "Huu"-Rufe produzieren, wenn sie überrascht werden, und ein "Waa"-Gebrüll, wenn sie bei Aggressionen oder bei der Jagd Unterstützung brauchen. Die Beobachtungen legten nahe, dass die Affen die Rufe kombinieren, wenn sie einer Bedrohung ausgesetzt sind und andere Gruppenmitglieder zur Verteidigung rekrutieren möchten.

Die Bedeutung der Kombination verschiedener Laute ist in der Primatenforschung neu und wurde von den Forschenden durch die Konfrontation freilebender Schimpansen mit einer "Modellschlange" realisiert. Sie beobachteten dazu das Verhalten der Artgenossen, je nachdem, ob ein Schimpanse beim Entdecken der Schlange nur einen Ruf ausstieß oder eine Kombination.

Die Forschenden ziehen den Schluss, dass sich ein wesentliches menschliches Merkmal – Worte und Sätze zusammenzufügen – bereits vor Millionen von Jahren ausgebildet haben könnte. Mensch und Schimpanse hatten vor sechs Millionen Jahren gemeinsame Vorfahren. Schimpansen zählen neben Bonobos zu unseren nächsten Verwandten.