Gerüchte in Sozialen Medien Sturzregen auf der Arabischen Halbinsel: Klimawandel – kein Cloud Seeding

19. April 2024, 14:44 Uhr

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben den heftigsten Regen seit Jahrzehnten erlebt. In den Sozialen Medien kursieren Gerüchte, das könnte die Folge von Cloud Seeding - künstlichem Regen - sein. Falsch, sagen Forscher.

Sturzflutartige Regenfälle in einer der trockensten Regionen der Welt: Nach heftigen Niederschlägen stehen Teile der Wüstenstaaten Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Oman unter Wasser. Normalerweise sind diese Länder für ihre Hitze, Trockenheit und Temperaturen über 50 Grad bekannt. Nun machen in sozialen Medien Gerüchte die Runde, wonach der Regen eine Folge sogenannten Cloud Seedings (Wolkenimpfen) sein soll.

Dabei werden dort Chemikalien wie Silberjodid verteilt. Die Partikel beschleunigen das Kondensieren des Wasserdampfs, der dann als Niederschlag zu Boden fällt. Ob diese Methode überhaupt effektiv das Wetter beeinflussen kann, ist umstritten. Eine israelische Studie bescheinigte der Methode eine geringe Wirksamkeit. Andere Studien lieferten ähnliche Ergebnisse.

Experten schließen einen merklichen Einfluss von möglichem Cloud Seeding im Fall der Regenfälle auf der arabischen Halbinsel aus. "Die Intensität des Regens war rekordverdächtig, aber das steht im Einklang mit einem sich erwärmenden Klima", sagte Richard Allan, Professor für Klimawissenschaften an der Universität in Reading, der britischen Rundfunkanstalt BBC. Es entstehe zwangsläufig mehr Feuchtigkeit, wodurch Überschwemmungen und Starkregenereignisse immer heftiger würden. 

Starkregen ist Folge der Klimaerwärmung

Das Nationale Zentrum für Meteorologie der Vereinigten Arabischen Emirate (NCM) wies Spekulationen zu einem möglichen Einsatz von künstlichem Regen vor und während der heftigen Regenfälle in einem Medienbericht zurück. Die emiratische Zeitung "The National" zitierte die Erklärung eines Sprechers des Zentrums: "Das NCM hat während dieses Ereignisses keine Operationen zum Wolkenimpfen durchgeführt." Eines der Grundprinzipien des Cloud Seedings bestehe darin, dass Wolken in einem frühen Stadium anvisiert werden müssten. Bei starkem Gewitter sei es für die Aussaat zu spät. Dem Sprecher zufolge hätten Flugzeuge zwar in den Tagen zuvor "Proben genommen". Es seien aber keine Wolken geimpft worden.

Auch andere Klimaexperten sehen in dem Wettereignis eher eine Folge des Klimawandels. "Wenn Menschen weiterhin Öl, Gas und Kohle verbrennen, wird sich das Klima weiter erwärmen, die Niederschläge werden weiterhin stärker und Menschen werden weiterhin durch Überschwemmungen ihr Leben verlieren", betonte Friederike Otto, Dozentin für Klimawissenschaften am Imperial College in London im BBC-Bericht. Ihrer Meinung nach sei es "irreführend" sich in diesem Fall auf Wolkenimpfung zu fokussieren. Aufgrund des Klimawandels habe die Atmosphäre ohnehin mehr Wasser enthalten.

Arabische Halbinsel: Schwerste Niederschläge seit Jahrzehnten

Laut NCM waren es die schwersten Niederschläge in den Vereinigten Arabischen Emiraten seit 75 Jahren. Im Südwestrundfunk erklärte der ARD-Wetterexperte Tim Staeger, es sei ein sogenanntes "Cut-Off-Tief" aufgetreten. Ein von anderen Druckgebieten abgeschnürtes Tiefdruckgebiet habe sich für längere Zeit über dem sehr warmen Indischen Ozean mit Feuchtigkeit vollgesogen. Diese habe sich schließlich als Starkregen entladen.

Im benachbarten Oman starben infolge der Regenfälle mindestens 20 Menschen. In den Emiraten gab es Berichten zufolge einen Toten - ein älterer Mann starb, als sein Fahrzeug vom Wasser weggeschwemmt wurde. Die Emirate waren 2023 in Dubai Gastgeber der Weltklimakonferenz COP28.

(ens/dpa)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Mittagsmagazin | 19. April 2024 | 12:10 Uhr