Thermometer und Temperaturdiagramm
2022 kletterten die Temperaturen in Deutschland durchschnittlich so hoch wie nie zuvor seit Beginn der Datenerfassung. Bildrechte: Imago images / Arnulf Hettrich / MDR

Wetter-Daten Rekord-Jahr 2022, Rekord-Jahreswechsel 22/23

12. Januar 2023, 13:31 Uhr

Auch ein kalter Mitt-Dezember konnte daran nichts mehr ändern: 2022 geht als das bislang wärmste Jahr aller Zeiten in die deutsche Wetterdatenhistorie ein. Mit einem haushohen Rekord zum Jahresende.

Das Jahr 2022 ging, was die Temperaturen angeht, fast schon standesgemäß zu Ende, mit einem Allzeit-Rekord. 19,4 Grad Celsius wurden zu Silvester in Dresden gemessen. Damit wurde der bisherige mitteldeutsche Rekord um 2,6 Grad übertroffen. Jener "alte" Rekord stammte übrigens aus dem Jahr zuvor und ebenfalls aus Dresden.

Beim Brechen des Rekords machte die Temperaturkurve diesmal kurzen Prozess. Schon um 7:50 Uhr morgens war die alte Höchstmarke geknackt. Nach einer kurzen "Abkühlung" um 19 Uhr herum wurde dann in den späteren Abendstunden noch einmal die nominelle Jahreszeit Winter konterkariert. 18 Grad um Mitternacht. Draußen im T-Shirt aufs neue Jahr anstoßen war durchaus möglich.

Wärmstes Jahr seit Beginn der Datenerfassung

Dieser warme letzte Tag des Jahres hatte dann natürlich auch seinen Anteil (ein Dreihundertfünfundsechzigstel) an der Gesamtbilanz für 2022. Es war, was den deutschlandweiten Durchschnitt angeht, das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung. 10,52 Grad Celsius betrug der Schnitt, damit lag 2022 knapp über den zuvor wärmsten Jahren, die allesamt nicht lange zurückliegen: 2018, 2020, 2019, 2014.

Regionale Unterschiede

Besonders warm war das Jahr im Südwesten der Republik, im Saarland genau ein Grad wärmer als im gesamtdeutschen Durchschnitt. Die Einfärbung der folgenden Karte zeigt, welche die durchschnittlich wärmsten Bundesländer waren. Dass Bundesländer mit Meeresküste oder höheren Gebirgen da vergleichsweise kühler sind, liegt natürlich auf der Hand.

2022 ist nicht in allen Bundesländern der neue Allzeit-Temperatur-Spitzenreiter. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg zum Beispiel waren die oben schon mal erwähnten Jahre 2018, 2019 und 2020 etwas wärmer. In den "Küstenländern" Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen waren es 2014 und 2020. Aber ähnlich hohe Temperaturen in länger zurückliegender Historie sucht man vergebens, alle Höchstwerte stammen aus den vergangenen neun Jahren.

Februar, August, Oktober

Ganze neun der vergangenen zwölf Monate waren wärmer als im langjährigen Mittel 1991-2020. Besonders stachen da der Februar und der wärmste Oktober aller Zeiten mit jeweils etwa drei Grad "zu viel" hervor. Aber auch der August war deutlich zu warm und dazu gemeinsam mit dem Juli extrem trocken.
Insgesamt lagen die Temperaturen 2022 durchschnittlich um 1,22 Grad über dem langjährigen Mittel von 1991 bis 2020.

Höchst- und Tiefstwerte in Mitteldeutschland

Mitteldeutschland hat im Jahr 2022 eine Temperaturspanne von 63,1 Grad erlebt. Die tiefste Temperatur wurde in Stiege, einem Ortsteil von Oberharz am Brocken gemessen. Am 18. Dezember zeigte dort das Thermometer fünf Zentimeter über dem Erdboden minus 23,1 Grad Celsius an. Bei diesen beiden Werten für die Spanne und den Tiefstwert (63,1 und -23,1) fällt auf, dass der noch fehlende Höchstwert genau 40,0 betragen dürfte. Und ja, exakt 40,0 Grad Celsius Lufttemperatur wurden 2022 erstmals in Mitteldeutschland gemessen. Am 20. Juli war das, in Huy-Pabstorf (Sachsen-Anhalt). Jener 20. Juli hatte auch die höchste Tagesdurchschnittstemperatur zu bieten. In Drewitz bei Burg waren das 30,6 °C.

Der meiste Niederschlag an einem Tag fiel am 27. Juni in Deutschneudorf im Erzgebirge. 78,4 Millimeter (bzw. Liter pro Quadratmeter) sind als Höchstwert eines Jahres allerdings nicht sonderlich viel. Ebenfalls relativ niedrig ist die größte gemessene Schneehöhe des Jahres. 87 Zentimeter auf der Schmücke am 8. Februar. Da kann der Brocken aus dem Jahre 1970 nur müde lächeln, damals lagen dort 3,80 Meter Schnee. Lang, lang ist's her...

A propos Brocken: Die DWD-Wetterstation dort oben schnappte sich am letzten Tag des Jahres auch noch schnell einen Rekord, den für die größte Windstärke des Jahres 2022. Bei der Verlaufskurve der Zehn-Minuten-Mittelwerte wird schon deutlich, dass fast der ganze Silvestertag sehr stürmisch war.

Die heftigste kurzzeitige Windspitze ist darin aber nicht dargestellt, denn die betrug 154,1 km/h. Das ist historisch nicht extrem viel, aber Höchstwert für 2022 auf den letzten Drücker.

Viel Sonnenschein

Der längste Sonnenschein ist bei freiem Himmel natürlich zur Sommersonnenwende im Juni möglich. Entsprechend liegt in der 2022er-Jahreswertung der 22. Juni vorn. In Seehausen (Sachsen-Anhalt) schien da die Sonne 15 Stunden und 59 Minuten lang.

Und beim Thema Sonnenschein purzelt auch gleich der nächste Allzeit-Rekord. Denn noch nie gab es in einem Jahr seit 1951 in Deutschland so viel Sonne wie 2022. Durchschnittlich 8,7 Stunden mehr hat die Sonne geschienen als 2018, dem bisherigen Rekordjahr. Aufs ganze Jahr verteilt, sind 8,7 Stunden zwar nicht viel. Aber Rekord ist Rekord.

Diagramm mit allen Daten

Wenn Sie Interesse an möglichst umfassenden Wetterdaten von 2022 haben, ist das folgende Diagramm vermutlich das Richtige für Sie. Denn dort können Sie selbst wählen, welches Gebiet (alle Flächen-Bundesländer, Mitteldeutschland, Deutschland) und welches Kriterium (Temperatur, Niederschlagsmenge, Sonnenscheindauer, Eistage, Frosttage, Heiße Tage, Sommertage) angezeigt werden soll.

Zur Erklärung der speziellen "Tage": An Frosttagen sinkt die Höchsttemperatur auch mal unter null, an Eistagen bleibt sie den ganzen Tag unter null. An Sommertagen klettert die Höchsttemperatur mindestens einmal über 25 °C, an heißen Tagen (auch Hitzetage genannt) sogar über 30 °C.

Schon der erste Rekord für 2023

Bei der ganz oben gezeigten Temperaturkurve vom Silvestertag in Dresden haben manche von Ihnen vielleicht schon gedacht "Moment mal, wenn die Temperatur zu Mitternacht noch so hoch war, dann startet ja auch 2023 rekordverdächtig". Stimmt absolut. Schon die ersten Minuten des neuen Jahres hätten für eine neue Bestmarke gereicht. Denn bislang gab es vor einem Jahr in Quedlinburg den wärmsten 1. Januar aller Zeiten - mit 14,9 Grad Höchsttemperatur. Das schaffte die Wetterstation Dresden-Hosterwitz schon um null Uhr, und zwar locker. Aber am Vormittag legte die Temperatur dann nochmal ein paar Zehntel drauf, so dass die höchste je in Mitteldeutschland an einem 1. Januar gemessene Lufttemperatur nun sage und schreibe 3,6 Grad mehr als zuvor beträgt, nämlich 18,5 Grad Celsius. Prosit Neujahr.

(rr)

4 Kommentare

geradeaus am 04.01.2023

Es wird der niedrigste und der höchste Wert innerhalb eines Gebiets gemessen und bewertet. Und das Gebiet was man sich ausgesucht hat ist Mitteldeutschland.

Keine Ahnung wo ihr Problem liegt. Das nächste Mal nicht überfliegen, sondern lesen :D

Fischlein am 03.01.2023

Der Temperaturvergleich in Sachsen-Anhalt ist falsch. Man kann kein dT von 63,1 K angeben und zwei vollkommen andere Orte vergleichen. Zwischen Papstorf und Stiege liegen 50 km in der Entfernung und sicherlich auch ein paar Meter in der Höhe. Man vergleicht doch auch nicht die Zugspitze mit dem Brocken. Das wäre wie wenn ich meinen Außenfühler der Heizung in Bayern habe und in Sachsen-Anhalt heize. Früher hieß das mal "Äpfel mit Birnen vergleichen". 😉

W.Merseburger am 02.01.2023

Was mir an obigem mehr als umfangreichen Datenmaterial am meisten imponiert ist die geographische Aufteilung der Bundesrepublik Deutschland. Es gibt ein Gebiet mit dem wärmsten Jahr aller Zeiten. Nun kommt ein Gebiet mit dem dritt wärmsten Jahr aller Zeiten. Und schliesslich haben wir noch eine Region mit dem viert wärmsten Jahr aller Zeiten. Auf so eine geniale Idee muss man erst einmal kommen. Zusätzlich konnten diese geographischen Gebiete ganz scharf abgegrenzt werden. Man erkennt den Umriss der ehemaligen DDR natürlich passend in schwarz. Ich könnte mir also vorstellen, dass das Gebiet der gesamten BRD in 2022 nicht den Wärmerekord als wärmstes Jahr seit Wetteraufzeichnung erreicht hat. Es wird spannend, ob andere Quellen dies bestätigen. Natürlich waren die letzten 10 Tage im Dezember extrem warm und haben damit den Dezemberdurchschnitt "versaut"!