Das Altpapier am 26. September 2017 Nennt es halt Herausforderung

Muffbacken ohne Rock'n'Roll und Selbstkritik sogar bei Werbern. "Angststarre und Pampigkeit" sowie "plumpe Ironie und fade Selbstbegeisterung", dazu Hühnerhaufen-Kakophonie und neue Sachlichkeit: Die Bundestagswahl und ihr Ergebnis setzen jede Menge Emotionen frei. Sogar die alte, aber sexy Meinungsvielfalt blüht wieder auf. Ein Altpapier von Christian Bartels.

Es ist Dienstag morgen, und die Bundestagswahl vom Sonntag wurde und wird seit gut 40 Stunden durchanalysiert.

Um mit ein paar Beispielen für wortgewaltige, luzide Einschätzungen mit Medien-Bezug einzusteigen: Mitschuld am Ausgang trug etwa auch "der affirmative Chor des Moralexzellenz-Clusters in den Medien". So kommentierte der Die Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt, der die neuen AfD-Parlamentarier übreigens "Muffbacken" nennt.

Der Dokumentarfilmer Stephan Lamby nennt sie auf seinem Portal dbate.de dagegen "Spießer", die aus der "der prä-68er-Zeit, ohne Rock’n’Roll, Multikulti, Emanzipation" kämen oder dorthin wollten, obwohl sie nicht mal dorther kämen. Im Vergleich wäre "missverstandene Popkultur", wie Dietrich Leder sie in seiner detaillierten Fernsehabend-Beschreibung (medienkorrespondenz.de) wiederum der "Angie"-CDU vorwirft, in Kombination mit "plumper Ironie ('Mutti') und fader Selbstbegeisterung ... einzig und allein für die Fernsehkameras", ja allemal das geringere, daher sympathischere Übel, oder?

Wobei Lamby die Schuld für den Wahlausgang vor allem der "selbstgefälligen Gut-und-Gerne-Kampagne" der CDU gibt.

Tatsächlich gefällt diese Kampagne sogar den, äh, Kreativen, die sie ersonnen haben, nicht mehr. Einiges Hallo erzeugte die "erste persönliche Bilanz", die das bei der Werbung für Deutschlands bekannteste Partei "federführende" Vorstandsmitglied von "Deutschlands bekanntester Agentur Jung von Matt", Thomas Strerath, im Werbermedium horizont.net zog:

"Und das war so, wie nach Regieplan: Jeder sah sich gefordert, die Rechte zu jederzeit und zu jedem Thema anzugreifen. Ihre Themen sollten keinen Platz haben, aber ihre Vertreter in jeder Talkshow sitzen. Und je stärker man im Establishment erklärte, dass man dieser Wut keinen Platz geben möchte, desto größer wurde sie. Die mediale Thematisierung und Überhöhung der AfD, auch in Social Media, war Futter für die Hydra. Und so wuchs sie auf knapp 13 Prozent am Wahltag, dabei lag sie am 3. September noch bei 8 Prozent. Ein Zuwachs von 60 Prozent in drei Wochen!"

Offensichtlich enthalten diese Einschätzungen beträchtliche Anteile Bullshit. Unter anderem verwechselt Strerath einfach Wahlumfragen mit Wahlergebnissen (was viele oft interviewte Politiker ja ebenfalls tun und womöglich Symptom eines sehr viel größeren Problems ist ...). Die beiläufige Eleganz, mit der er unterjubelt, Jung von Matt hätte eigentlich doch gewonnen (erst recht, wenn der doofe Auftraggeber CDU halt nicht den 3., sondern korrekt den 24. September als Liefertermin angegeben hätte ...), verdient auch Respekt.

Was Stefan Winterbauer vom wenig werber-kritischen Portal meedia.de im Rahmen seines eigenen Überblicks gleich zu einem Wutausbruch veranlasste ("Schon während des Wahlkampfes hatte JvM-Urgestein Jean-Remy von Matt mit der irrlichternden Aussage polarisiert, dass Kanzlerin Angela Merkel ein dem Wettbewerb 'überlegenes Produkt' sei. Nun offenbart mit Thomas Strerath, sein operativ verantwortlicher CEO, ein Denkniveau, angesichts dessen ...").

Andererseits enthält Streraths Schwall aber auch richtige Einschätzungen; in Medien wie Politik kommt es leider ja selten vor, dass jemand in sämtlichen Belangen völlig falsch liegt:

"Deswegen ist es nicht nur sinnlos, sondern sogar kontraproduktiv, sich auf Facebook oder sonstwo permanent über die AfD zu echauffieren oder, noch schlimmer, ihr mit gleichermaßen wütendem Protest und Demonstrationen auf der Straße zu begegnen",

schreibt er ebenfalls und trifft damit einen größeren Trend. Z.B. umschrieb taz-Chefredakteur Georg Löwisch in seinem Wahlkommentar die Stöckchen- bzw., wie zuletzt Christian Ströbele es formulierte, Furz-Falle mit einem erfrischenden Hauch Selbstkritik so:

"Gauland und Weidel haben eine Falle nach der anderen gestellt. Die Politiker tappten sehenden Auges hinein – und oft genug auch die Medien. Nicht wir haben uns aufgeregt. Sondern sie haben es geschafft, uns aufzuregen. So geht es nicht. Wenn die AfD im Bundestag schäumt, sollten die anderen mit der Sachlichkeit einer Grundbuchratsschreiberin reagieren."

Neue Runde Elefantenrunde-Kritik

Dass immer Empörung zu zeigen, "gar nicht hilft", schreibt auch Stefan Niggemeier, der auf uebermedien.de das aktuelle Medienressort-Toptthema Sind die Medien schuld? (siehe Altpapier gestern; tagesaktuell mit Wissenschaftler-Expertise und ARD-Chefredakteur Rainald Becker auf der SZ-Medienseite, Springers Welt, Tagesspiegel) am konkreten Beispiel der in der "Berliner Runde" gestellten Fragen verhandelt.

"Die erste Frage an Jörg Meuthen, der die AfD im Kreis der Parteivorsitzenden und Spitzenkandidaten vertrat, stellte ZDF-Chefredakteur Peter Frey: 'Was haben Sie sich für diese Arbeit im Bundestag vorgenommen? Krawall und Populismus wie bisher? Oder wollen Sie eine konstruktive Opposition sein?' Es hilft ja oft, sich schon beim Fragenausdenken zu überlegen, was das Gegenüber wohl antworten könnte. Wie groß mag der Chefredakteur des ZDF die Chance eingeschätzt haben, dass Meuthen antwortet: 'Nee, klar, wir wollen fiesen Krawall und heftigen Populismus'?"

Jeder Medienbeobachter kann sich vorstellen, wie den "Berliner Runde"-Moderatoren die Angst im Nacken saß, in den Netzwerken und Kritiken neben Claus Strunz gestellt zu werden, der nach dem 3. September ja eine Zeitlang für hauptverantwortlich für künftige AfD-Erfolge gehalten wurde. Und das führte dann zu "Angststarre, Pampigkeit und Fixierung" (Niggemeier).

Es ist weniger so, dass das öffentlich-rechtliche Fernseh-Getalke den AfD-Erfolg ermöglicht oder die berechtigten Sorgen vieler Bürger ausgeblendet hat, wie vorübergehend andere Vorwürfe lauteten. Sondern eher so, dass die regelmäßigen Empörungswellen verlässlich Kompensations-Reaktionen in der Gegenrichtung bewirken, über die sich gleich auch wieder empören lässt.

Lesens- oder hörenswert ist in diesem Zusammenhang ein Kurzinterview, das die Deutschlandfunk-Sendung "@mediasres" im "wir Medien"-Sound mit WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn führte. Es geht u.a. um die von Joachim Herrmann, dem CSU-Spitzenkandidaten und künftigen Nicht-Bundestagasabgeordneten, in der Elefantenrunde aufgeworfenen Vorwurf, ARD und ZDF hätten die AfD erst groß gemacht. Dazu der Statistikfuchs:

"Interessant ist, dass die AfD gemessen an ihrer Anhängerschaft in den Talkshows unterdurchschnittlich vorgekommen ist in den letzten Jahren – ich weiß, die Wahrnehmung ist eine andere, aber die Zahlen sprechen da eine deutliche Sprache. Es gab viel mehr Politiker von der CSU oder von der Linken zum Beispiel, obwohl die gestern sehr viel weniger Wähler hatten ..."

Ums grundsätzliche "Verständnis von öffentlich-rechtlichem Rundfunk" geht es dann auch. Schönenborn:

"... Ich kämpfe sehr dafür, dass in unseren Programmen alle Positionen diskutiert werden können, die rechtlich zulässig, die menschlich anständig sind und die nicht gegen Grundwerte verstoßen. Diese Grenze allerdings muss man klar markieren, und da achten wir auch drauf."

Worauf der DLF-Interviewer Sebastian Wellendorf beflissen einwirft:

"Die Medien müssen dazulernen, schreibt die 'Süddeutsche' zu diesem Thema",

und Schönenborn dann kritisch vom  "Reflex, selbst in Nachrichtentexten, in Nachrichtensendungen eine distanzierende Formulierung einzubringen" spricht. Da wiederum ließe sich diskutieren, ob es hilft, dass die Süddeutsche selbst die AfD inzwischen ständig "rechtsradikal" nennt.

Offenkundig gibt es Rechtsradikale in der AfD. Sie etwa "tendenziell rechtsradikal" zu nennen, wie es Dietrich Leder tut, ist gewiss in Ordnung. Was für Rechtsradikale im Umfeld der Partei zu finden sind, beschreibt aus eigenen Erfahrungen aktuell Hasnain Kazim bei SPON (und der Twitter-Diskussionsstrang dazu ist leider auch aufschlussreich). Es gebe "dutzende offen rechtsradikale Abgeordnete", kommentierte Mathias Müller von Blumencron in der FAZ und prophezeite: "Wir werden Reden hören, die uns beschämen".

Ob es hilft, bereits vor dieser erwarteten Beschämung die Partei insgesamt bei jeder Gelegenheit "rechtsradikal" zu bezeichnen, versucht offenbar die Süddeutsche gerade rauszufinden. Dass der inflationäre Einsatz des diffusen Attributs "rechtspopulistisch" solange, bis es wirklich niemand mehr hören konnte, nichts geholfen hatte (außer der AfD ...) ist inzwischen ja fast so vergessen wie das Adjektiv selbst.

Stiften viele Meinungen Verwirrung?

Kommen wir zur SPD.

"Für die SPD ist Opposition nicht Mist, sondern Muss", leitet der SZ-Star-Leitartikler Heribert Prantl her, "weil eine kraftvolle" und "demokratisch erfahrene" "Opposition überlebenswichtig für ein Land ist".

Wohingegen Malte Lehming im Tagesspiegel die neue Opposition schon mal "chaotischer Hühnerhaufen" nennt: "Die Kakophonie der von und in ihr vertretenen Standpunkte könnte das Publikum vor allem verwirren." Herrje. Wird nicht verwirrtes Publikum beim nächsten Mal noch falscher wählen als es jetzt schon wählte?..

Oder könnte es für ambitionierte Journalisten auch eine Herausforderung darstellen, mehrere Meinungen darzustellen? Vielleicht sogar ohne immer gleich durchblicken zu lassen, welche die richtige ist. Gewiss war alles bequemer zusammenzufassen, als es im Bundestag nur (höchstens) zwei Meinungen gab. Doch dass die ziemlich einhellige Unterstützung der Groko-Politik in den vergangenen Jahren in weiten Teilen der Medienlandschaft  – Elmar Theveßen würde sagen: "zu viel Soße der Harmonie ... " – zumindest zeitweise ein Problem dargestellt hat, ist ja eigentlich Konsens, oder?

Anstatt das Wahlergebnis an allen Ecken und Enden zu dramatisieren, überzeugt eher die Haltung des aufrechten Ruhrpottlers David Schraven (zu dem sich ja ebenfalls unterschiedliche Meinungen beziehen lassen). In seinem correctiv.org-Newsletter schrieb Schraven, authentisch angefasst:

"Für uns ist das erstmal ein Schock. Aber auch wenn es noch schlimmer hätte kommen können. Der Erfolg der Rechtspopulisten und Rechtsextremen ist eine Herausforderung. Für uns alle ..."

Nach der Wahl ist nun eine Gruppierung, deren Existenz seit Jahren schwer zu übersehen war, auch im Bundestag vertreten. Ist das nicht besser, als wenn sie bloß (je nach Einladungspolitik der Sender) in den Talkshows sitzt und bei Merkel-Auftritten demonstriert? Im Bundestag kann im Prinzip ja schärfer und ausführlicher debattiert werden als in Talkshow, und die Medien können darüber berichten. Sie haben es zuletzt eher wenig getan, weil es dort so langweilig zuging.

Falls die lange so hochgeschätzte Bundeskanzlerin noch mal ihre Qualitäten demonstriert, bekommen wir eine interessant schillernde Regierung. Sie wird ihre Arbeit besser erklären müssen als die vorige rot-schwarze, die es im Bundestag verdammt leicht hatte (und in den Talkshows, weil sie dort auch immer die Mehrheit stellte und es ja kein Geheimnis ist, dass die Rundfunkanstalten wenn, dann von Aufsichtsgremien mit ihren weiterhin roten und schwarzen Freundeskreisen, äh, kontrolliert werden). Das dürfte das Regieren schwieriger machen, was aber nicht die Sorge der Journalisten zu sein braucht.

Immerhin kitzeln die neuen Mehrheitsverhältnisse schon jetzt eine der schönsten Qualitäten der deutschen Medienlandschaft wieder hervor, die die in den vergangenen Jahren eingeschlafen schien: die gewiss verwirrende, aber ja auch attraktive Meinungsvielfalt. Das zumindest zeigt das Beispiel der Prantl-/ Lehming-Kommentare, so gleichgültig es sonst auch erst mal scheinen mag, was die SPD anstellt.

Altpapierkorb (Spiegel-Cover, MDR-Korrekturen, Urheberrecht nicht für Google)

+++ Endlich gibt es auch Spiegel-Titelseiten mit Deutschland-Bezug, über die sich fast so streiten lässt wie über Trump-Cover.

+++ Wer bei der Wahl außer den "Spießern" (Lamby, s.o.) auch gewonnen hat: die ARD bzw. Das Erste. "Die Sendungen zur Wahl ab 17:15 Uhr belegten die vorderen fünf Plätze. Und auch bei den jüngeren Zuschauern war die Wahlberichterstattung des Ersten erste Wahl: Die Marktanteile bei den 14- bis 49-Jährigen lagen zum Teil über dem Gesamtmarktanteil. Volker Herres, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen: 'Das Erste – wenn es wichtig wird: Der gestrige Wahlabend hat einmal mehr gezeigt, dass unserem Programm die größte Glaubwürdigkeit im deutschen Fernsehen entgegengebracht wird ..." (daserste.de). Der Claim "Wenn es wichtig wird" besitzt fast schon Jung von Matt-Niveau.

+++ Was in eigener Sache: Im Altpapierkorb gestern wurde ein FAZ-Beitrag zitiert, in dem der MDR-Sendung "Umschau" und einer Bundestagskandidatin der Linken, Franziska Riekewald, Vorwürfe gemacht wurden ("propagandistisches Husarenstück"). Die Vorwürfe verdient Riekewald jedoch nicht, wie der MDR auf seiner "Korrekturen"-Seite richtig gestellt hat (Einträge vom 22.8. und 4.9.) und auch dwdl.de berichtete.

+++ Und dass "das Urheberrecht im Internet quasi für alle außer für Google gilt", selbst in der Perspektive des Bundesgerichtshofs, beklagte Leonhard Dobusch bei netzpolitik.org.

+++ Personalien I:  "1995 startete er als Feuilleton-Redaktor, zuständig für Geisteswissenschaften. Nun, nach 22 Jahren, hat ihm seine Arbeitgeberin gekündigt, wie er auf Anfrage von persoenlich.com bestätigt". Das berichtet das Schweizer Portal über Uwe Justus Wenzel und Entwicklungen im Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung, gegen dessen "Ver-Politisierung und Ver-Boulevardisierung" er Stellung bezogen habe.

+++ Personalien II:  Über "eine echte Top-Verpflichtung" der Nordsee-Zeitung freut sich Bülend Ürük (kress.de): Christoph Linne, der "Ende März völlig überraschend als Chefredakteur der 'Oberhessischen Presse' abberufen worden" war, wird nun dort Chefredakteur. Die Nordsee-Zeitung erscheint weder in Neuss noch in Neubrandenburg, sondern in Bremerhaven.

+++ Mehr Analysen zum Stuttgarter Zeitungskongress, der in diversen Altpapieren der letzten Woche Thema war, gibt's von Ellen Nebel in epd medien, u.a. mit Blick auf die "undurchsichtige Infosuppe, die uns aus dem Netz bisweilen entgegenschwappt" (Winfried Kretschmann), die ähnlich aber auch von McKinsey serviert wurde. Und von Josef-Otto Freudenreich in der lokalen Kontext-Wochenzeitung ("Beeindruckend, mit welcher Hingabe das Stuttgarter Pressehaus als Gastgeber des Kongresses zu Werke gegangen ist. Täglich zwei Seiten in Papier, Meldungen über Meldungen im Netz ('Löw spricht über seine Führungskraft'), Fotos über Fotos von Anzugmännern, alles gefertigt von einer Mannschaft so groß wie Jogis Truppe ..."). Schöne Fotos, u.a. von Döpfner und Jogi, bietet Freudenreichs Truppe ebenfalls.

+++ Günter Wallraff, der "Aufdeckerjournalist", wird am 1. Oktober 75, und mit einer schriftlichen Reportage aus seinem bergischen Heimatdorf ("Und da ist es. Wallraff steht vor einem etwas verfallenen Fachwerkhaus. 'Wie idyllisch. Plötzlich kommt alles wieder'") gratulieren schon mal APA/ dpa (Standard). Auch interessant: Am Themenabend des Wallraff-Senders RTL kurz darauf wird eine Lutz Hachmeister-Doku ("Der Ein- und Aufmischer") zu sehen sein.

+++ Stefan Raab ist jünger, macht sich aber rarer. Aber bei einem Münchener Start-up-Festival trat er neulich auf (Tagesspiegel, futurezone.de).

+++ Wer der Ansicht ist, dass die "heute-show" des ZDF nicht bloß doof ist, sondern auch dazu beiträgt, die Welt schlechter zu machen, findet in diesem uebermedien.de-Beitrag von Boris Rosenkranz Bestätigung.

+++ "Die gegenüber der Printwelt stark gesunkenen Barrieren, ein eigenes Medienangebot im Digitalen zu starten, können allerdings zu falschen Anreizen führen. Gründer im Journalismus unterschätzen die späteren Kostentreiber im laufenden Betrieb: die schwierige Gewinnung von Nutzern und zahlenden Kunden, die fortlaufende Beobachtung und Kommunikation über immer mehr neue Kanäle wie Facebook, Snapchat und andere und, allem voran, die Herstellung qualitätsvoller Inhalte. Deshalb - und weil es an Anschubfinanzierung mangelt - sind Neugründungen im deutschen Journalismus stark unterfinanziert": In diesem älteren, inzwischen frei online verfügbaren epd medien-Text schreibt Christopher Buschow vom Journalistik-Institut der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover auf der Basis seiner Dissertation über Probleme von Journalismus-Start-ups.

+++ Die Zeit, die Internetnutzer durchschnittlich mit sog. sozialen Medien verbringen, beträgt inzwischen zweieinviertel Stunden täglich (Michael Kroker, blog.wiwo.de).

+++ "Die schiere Gewalt der Bilder schafft ein Zeitdokument jenseits nostalgischer Folklore und dem pornografischem Voyeurismus des Krieges" (SZ-Medienseite über die PBS-Doku "Vietnam" auf Arte).

+++ Auf der FAZ-Medienseite werden die Pläne der Deutschen Telekom vorgestellt, mit eingekauften Serien wie "The Handmaid’s Tale" und einer selbstproduzierten, in Konkurrenz zu Netflix und Co zu treten ("Insgesamt besteht das Paket aus fünfzig Serienstaffeln, die sich auf 1500 Stunden summieren – das ist durchaus überschaubar. Zum Vergleich: Netflix bietet in Deutschland knapp siebenhundert Serien an").

+++ Und um die "aggressive Bürgerkampagne ... namens 'Sleeping Giants' (Schlafende Riesen)" geht es, die in den USA gegen Firmen mobil macht, deren Werbung auf breitbart.com erscheint.

+++ Online berichtet faz.net über den Fortgang des Cumhuriyet-Prozesses (eine gute Nachricht, mehr schlechte ...).

Neues Altpapier gibt's wieder am Mittwoch.