Vladimir Preveden, Berater bei Beratungsunternehmen Roland Berger
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Start-ups in Osteuropa "Städte müssen sich besser vernetzen"

23. März 2017, 16:13 Uhr

Skype, Prezi, Kleiderkreisel: diese osteuropäischen Start-ups sind auch bei uns bekannte Namen. Günstige Mieten und gut ausgebildete Arbeitskräfte müssten eigentlich viele Start-ups nach Osteuropa locken. Warum das jedoch nicht der Fall ist, erklärt Osteuropa-Wirtschaftsexperte Vladimir Preveden.

Welche Städte in Osteuropa zählen zu den Start-up Hotspots?

In Osteuropa gibt es bisher keine international relevanten Start-up Hotspots. Es gibt zwei Städte, die sich hervorgehoben haben. Das ist zum einen Warschau, besonders durch den neuen Google-Campus, der dort hingekommen ist. Zum anderen ist es Tallin - obwohl es noch sehr klein ist, ist es dennoch ein sehr kreativer Hotspot. Auch Skype kommt aus Estland. Viele Städte haben eine vibrierende Szene, dazu zählen auch Moskau, Belgrad und Bratislava. Moskau ist aufgrund seiner Größe ein relevanter Standort innerhalb Europas geworden. Brünn und Prag sind sehr stark im IT-Sektor. Bulgarien hat sich etabliert als das Land für günstige Programmierer, die sehr gut ausgebildet sind.

Wo liegen Vorteile und Nachteile für Gründer in Osteuropa?

Die Länder sind viel zu klein im Vergleich zu Westeuropa aber auch im globalen Vergleich. Außerdem sind die Länder zu fragmentiert. Es gibt verschiedene Sprachen, Währungen, Gesetzgebungen und das hemmt Innovationstätigkeit. Dazu kommt eine Regulative, die in der Regel oft nicht unternehmens- und wirtschaftsfreundlich ist.

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Was können osteuropäische Städte machen, um attraktiver für Start-ups zu werden?

In vielen Städten gibt es bereits Co-Working-Spaces, Inkubatoren und Accelerator. Allerdings ist das alles in der Summe zu wenig. Die Städte können trotzdem nicht mithalten mit Berlin, London, New York oder Shanghai. Das bedeutet, die Bemühungen werden den Abstand zu den jetzigen Hot-Spots nicht verringern. Das heißt, man muss in Osteuropa einen großen Sprung machen. Diesen sehe ich dadurch, dass sich die Städte noch schneller und besser vernetzen als in Westeuropa. Kräfte müssen gebündelt werden, um international mitspielen zu können. Das ist auf unternehmerischer Seite relevant.

Sie müssen aber auch die Vorteile besser ausspielen, um internationale Start-ups anzulocken. Das sind günstige Lebenserhaltungskosten und günstige Arbeitskosten. Außerdem muss die Regulative wesentlich schneller agieren, um ein Umfeld zu schaffen für Gründer, die eine Idee haben und die schnelle Umsetzung ermöglicht, ohne die Verfolgung irrsinnig vieler Vorschriften.

Zur Person Vladimir Preveden ist Co-Managing Partner bei der Unternehmensberatung Roland Berger in Österreich. Vor allem seine Arbeiten zum digitalen Kulturwandel in Unternehmen und zur Kooperation zwischen etablierten Unternehmen und Start-ups im Bereich Corporate Venture Capital erlangten internationale Aufmerksamkeit.