Straßenkinder in Bukarest Jonglieren für ein selbstbestimmtes Leben
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13. Januar 2017, 16:55 Uhr
In Bukarest leben Tausende Kinder auf der Straße. Wie viele es genau sind, weiß niemand. Schätzungen gehen von 3.000 bis 5.000 aus. Ein Teil der Kinder haust im Untergrund – in der Kanalisation der rumänischen Hauptstadt. Dort haben sie sich gemeinsam mit erwachsenen Obdachlosen zwischen Heizungsrohren eingerichtet.
Für die Kinder ist das Leben auf der Straße besonders hart. Viele sind Halb- oder Vollwaisen, haben niemanden und nichts. So geht es auch dem 15-jährigen Daniel. Seine Mutter ist tot, sein Vater Alkoholiker. Vor fünf Jahren ist er von Zuhause ausgerissen. Seit einigen Monaten lebt er nun im Bukarester Untergrund.
Jonglieren statt schnüffeln
Die meisten Straßenkinder in Bukarest halten sich durch Betteln und Stehlen über Wasser und schnüffeln das Verdünnungsmittel "Aurolac" aus Plastiktüten, um ihren harten Alltag für einige Stunden zu vergessen. Wer einmal in diese Welt abgetaucht ist, findet nur schwer wieder heraus. Hilfsorganisationen versuchen, den Kindern das Leben zu erleichtern. Eine von ihnen ist die Nichtregierungsorganisation "Parada Romania". Sie kümmert sich seit 20 Jahren um die Straßenkinder. In einer eigenen Artistenschule bildet sie sie zu Zirkuskünstlern aus. Ins Leben gerufen wurde diese Hilfe nach dem Fall der Ceausescu-Diktatur vom französischen Clown Miloud Oukili. Auch der 15-jährige Daniel übt sich seit einiger Zeit im Jonglieren.
Mit dem Zirkus in ein neues Leben
Nicht alle Straßenkinder, die sich als Artisten versuchen, bleiben bei der Stange. Das strukturierte, disziplinierte Arbeiten liegt nicht jedem. Doch gerade das ist eine Voraussetzung dafür, wieder Fuß in der Gesellschaft zu fassen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Immerhin: Mehr als 700 Straßenkinder hat "Parada Romania" inzwischen reintegriert. Und wen die Liebe zum Zirkus erfasst hat, den lässt sie nicht mehr los.
Ob auch der 15-jährige Daniel genügend Ausdauer hat, um nicht nur Jonglieren zu lernen, sondern auch wieder regelmäßig die Schule zu besuchen, wird sich zeigen. Alina jedenfalls glaubt ganz fest an Daniel.
Über dieses Thema berichtete der MDR in "AUF GUTE NACHBARSCHAFT" im: TV | 27.11.2003 | 16.30 Uhr