Do 28.03. 2024 09:00Uhr 35:00 min

MDR KULTUR - Lesezeit Reiseschatten (Folge 4 von 4)

Von einem Ausfluge nach dem Harz, der Sächsischen Schweiz im Sommer 1831

Von Hans Christian Andersen

Komplette Sendung

Gemälde - «Blick von der Bastei» 1819. Dahl, Johan Christian Clausen 1788-1857. 28 min
Bildrechte: IMAGO/Heritage Images
MDR KULTUR - Das Radio Do, 28.03.2024 09:00 09:35
"Ein wunderbares Eilen und Drängen mit allem macht eigentlich meinen Grundcharakter aus! Je interessanter mir ein Buch ist, desto mehr eile ich, es durchzulesen, um den ganzen Eindruck davon zu bekommen; selbst wenn ich auf der Reise bin, ist es nicht so sehr die Gegenwart, die mir Freude macht, ich eile nach etwas Neuem, um wieder zu etwas anderem zu gelangen... Was mag es wohl eigentlich sein, dem mein unruhiges Ich nachstrebt?"

Mit diesen Sätzen beginnt Hans Christian Andersen ein Kapitel seines Reisebuchs. Es erzählt gleichsam vom Wesen dieser "Zugvogelnatur", wie der Dichter sich später selbst gern nannte. Als Andersen im Sommer 1831 zu seinem ersten Auslandsbesuch aufbricht, ist er erst 26 Jahre alt, und als Dichter noch wenig bekannt. Früh schon bezeichnete er als seine Schule das Leben und die Welt. "Ich habe die Gabe aufzufassen und darzustellen, aber ich muss meine Werkstatt haben, und das heißt, ich muss mich in der Welt herumtreiben." Da er als Theaterautor in Kopenhagen lebenslang wenig Beachtung findet, sind seine Reisen immer auch eine Flucht und gleichsam eine Sehnsucht nach Anerkennung, Geborgenheit und Liebe. Er lernt in seinem Leben insgesamt 29 Länder kennen. Deutschland lockt ihn immer wieder, und hier besonders die sächsischen und thüringischen Fürstentümer. Diesen Ländern sollte auch sein erster Auslandsbesuch gelten. Die Reise führt ihn von Kopenhagen aus mit dem Dampfschiff nach Lübeck und dann über Hamburg, Braunschweig, in den Harz und anschließend nach Leipzig, Dresden, bis in die Sächsische Schweiz. Inspirationsfreude, Fabulierlust und Phantasie sprühen aus diesen Reisebildern, die die Bekanntschaft des Dänen mit Tieck und Chamisso als Höhepunkt feiern.

Hans Christian Andersen wurde 1805 in Odense (Dänemark) geboren. Er war der Sohn eines armen Schuhmachers und konnte kaum die Schule besuchen, bis ihm der Dänenkönig Friedrich VI, dem seine Begabung aufgefallen war, 1822 den Besuch der Lateinschule in Slagelsen ermöglichte. Bis 1828 wurde ihm auch das Universitätsstudium bezahlt. Andersen unternahm Reisen durch Deutschland, Frankreich und Italien, die ihn zu lebhaften impressionistischen Studien anregten. Der Weltruhm Andersens ist auf den insgesamt 168 von ihm geschriebenen Märchen begründet. Andersen starb 1875 in Kopenhagen.

(27 Min.)
Mitwirkende
Regie: Steffen Moratz
Produktion: MDR 2005
Darsteller
Mitwirkende: Philipp Schepmann

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