Do 28.03. 2024 18:00Uhr 60:00 min

Feature Donnerstag | 275. Geburtstag von Lorenzo Da Ponte am 10. März Ein Zipfel Unsterblichkeit

Das Leben des Mozartlibrettisten Lorenzo Da Ponte

Von Michael Schulte

Komplette Sendung

Figaro, Mozart 54 min
Bildrechte: IMAGO / Photo12
MDR KULTUR - Das Radio Do, 28.03.2024 18:00 19:00
"Finch 'han dal vino/ Calda la testa/ Una gran festa..." Mozart hat für die Champagnerarie seines Don Giovanni ein derart mörderisches Tempo vorgeschrieben, dass selbst des Italienischen kundige Opernbesucher kaum etwas verstehen dürften. Aber die Worte seines Librettisten Lorenzo Da Ponte haben ihn zu dieser herrlichen Musik inspiriert, auch zu der Musik seiner drei schönsten Opern: "La nozze di Figaro", "Don Giovanni" und "Cosi fan tutte".

Da Ponte, Abenteurer, Priester, Frauenheld, Professor, Streithahn, Dichter, Buchhändler, Sprachlehrer, Theaterdirektor, Branntweindestillateur, Apotheker, eitler Kotzbrocken, Charmeur - kurz eine der bizarrsten Gestalten des 18. Jahrhunderts.

Geboren am 10. März 1749 als Emanuele Conegliano im venezianischen Kaff Cèneda, (heute Vittorio Veneto) wuchs er unter ärmlichen Verhältnissen heran. Sein Vater, ein jüdischer Lederhändler, konnte seine Familie nicht ernähren und wandte sich mit einer Bitte an den ortsansässigen Bischof Da Ponte:

"Ehrwürdiger Hochwürden, ich bin bereit, mich, meine Frau und die drei Söhne taufen zu lassen, wenn Sie mir wenigstens den ältesten vom Halse schaffen, den Lorenzo, und ihn in Ihr Seminar aufnehmen. Er ist ein kluger Junge, das schwöre ich Ihnen." Der Bischof taufte die gesamte Familie und schenkt ihr, wie's damals üblich war, seinen Namen und Lorenzo hielt, was sein Vater versprach. Er erlernte die lateinische Sprache und konnte bald ganze Passagen aus dem Vergil, Dante und Petrarca auswendig.

Bereits im Alter von 21 Jahren wird Lorenzo Da Ponte Professor für Rhetorik. Da Ponte ging nach Venedig nach Görz, Dresden, Wien, später nach London, schrieb auch für Salieri, Soler und andere Komponisten. Doch überall wo der Künstler auftauchte, gab es Ärger. Hatte er eine feste Anstellung, wurde er früher oder später entlassen, aus Venedig und Wien wurde er ausgewiesen, aus London musste er fliehen. In New York wurde er dann Professor für italienische Literatur. Er starb im Alter von 89 Jahren.

Michael Schulte (1941-2019) wurde in München geboren und wuchs in einem niederbayrischen Dorf und in Damaskus auf. 1959/60 erster Aufenthalt als Austauschschüler in Philadelphia, USA. Abitur in Gräfelfing bei München, ab 1962 Buchhändlerlehre und später Studium der Germanistik und Philosophie in Göttingen und Frankfurt am Main. Seit 1968 freier Schriftsteller. Autor von zahlreichen biographischen Hörfunk-Features und Hörspielen für MDR, NDR, RBB und BR. Michael Schulte starb 2019 in einem Dorf in Schleswig-Holstein.

(54 Min.)
Mitwirkende
Regie: Nikolai von Koslowski
Produktion: Mitteldeutscher Rundfunk 2006
Darsteller
Mitwirkende:
Uta Hallant - Sprecherin
Dieter Mann - Sprecher
Hermann Treusch - Zitator
Dietmar Mues - Da Ponte
Tom Pauls - Mozart
Rita Munzi - ital. Frau
Margherita Siegmund - ital. Frau

Auch interessant