Sa 13.04. 2024 11:00Uhr 60:00 min

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Haus Schulenburg Gera Dr. Volker Kielstein Eigentümer und Museumsdirektor Henry van de Velde Museum Bildrechte: Bildrechte: Beate Arndt
MDR KULTUR - Das Radio Sa, 13.04.2024 11:00 12:00
MDR KULTUR - Das Radio Sa, 13.04.2024 11:00 12:00

MDR KULTUR trifft Volker Kielstein

MDR KULTUR trifft Volker Kielstein

Arzt, Geschäftsführer in Magdeburg, Gründer Henry an de Velde Museum , Haus Schulenburg Gera

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"Es hat seiner Majestät gefallen zuzustimmen". Mit diesen Worten überbrachte der belgische Botschafter in Deutschland die Antwort des Königs auf seinen Vorschlag, Volker Kielstein für seine Verdienste um das Haus Schulenburg in Gera und Wahrung des Erbes des Architekten und Künstlers Henry an de Velde mit einem Orden zu ehren. Am 27. März 2024 wurde dieser feierlich überreicht und Volker Kielstein als "Goldschmied des Mäzenatentums" gewürdigt. "Das Haus Schulenburg ist ein wichtiger Bezugspunkt für Thüringen und die ganze Welt", heißt es in der Laudation.

Der Geraer Textilfabrikant Paul Schulenburg (1871 – 1937) war so begeistert über das 1906 auf der Dresdner Kunstgewerbeausstellung erworbene Speisezimmer von Henry an de Velde, daß er sich einige Jahre später von dem belgischen Architekten ein geräumiges Landhaus entwerfen ließ: Das Haus Schulenburg, ein architektonisches Gesamtkunstwerk, umgeben von einem prunkvollengarten Garten, nebst seinerzeit größten Orchideensammlung in Deutschland. 1847 wurde die Familie enteignet und verließ Gera.

Zu Zeiten der DDR zog in Haus Schulenburg zunächst eine Schwesternschule ein, dann verfiel es. 1996 erwarb der Magdeburger Arzt Volker Kielstein das desolate Anwesen von der Stadt Gera und steckte bis 2019 zusammen mit seiner Frau viel Zeit, Liebe und Geld in die aufwändige, originalgetreue Rekonstruktion. Dafür erhielten sie den Deutschen Preis für Denkmalschutz. Bis auf einen Teil von Fördermitteln durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und das Bundesverwaltungsamt wurden Kosten von dem Ehepaar privat getragen. Das im Haus Schulenburg befindliche "Henry van de Velde – Museum" befindet sich in Trägerschaft der Europäischen Vereinigung der Freunde Henry van de Veldes e.V.. Dieser hat Volker Kielstein seine private umfangreiche Sammlung als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Künftig wird sein Sohn, Jan Kielstein, das elterliche Vermächtnis weiterführen.

In Eichigt, im Vogtland wurde Volker Kielstein 1942 geboren. Nach der Schulausbildung in Gera, studierte er ab 1960 Humanmedizin in Magdeburg und Jena. Nach dem Staatsexamen war Volker Kielstein Pflichtassistent in Gera und Zwickau an den Bergarbeiterkrankenhäusern und absolvierte von 1967 bis 1971 eine Facharztausbildung Neurologie/ Psychiatrie und promovierte an der Medizinischen Akademie Magdeburg zum Doktor der Medizin. 1971 bis 1989 leitete er die Neurologisch-Psychiatrische Abteilung der Städtischen Poliklinik Südost. 1973 bis 1980 nahm Volker Kielstein an Gruppen- und einzelpsychotherapeutischen Weiterbildungen in der ersten Selbsterfahrungskommunität der DDR und innerhalb der gesprächstherapeutischen und sozialpsychiatrischen Weiterbildung der Karl-Marx-Universität teil. Alkoholsüchtige gehörten nicht in das Bild einer sozialistischen Gesellschaft. Daher erhielt Volker Kielstein nur geringe Unterstützung des Staates.

Auf einem Sucht-Weltkongress in Dresden und Warschau nahm er das erste Mal Kontakt zu westlichen Kollegen auf. Da Volker Kielstein kein Reisekader war, durfte er 1989 das erste Mal nach Westdeutschland reisen. 1989 bis 1991 wurde er Chefarzt der Abteilung Suchtkrankheiten, Tagesklinik am Bezirksrehabilitationszentrum Magdeburg und baute anschließend in Magdeburg die erste private Tagesklinik für Abhängigkeitserkrankungen und psychosomatische Störungen in Ostdeutschland auf.

Seit September 1991 ist er Geschäftsführer der Tagesklinik an der Sternbrücke. 2010 erfolgte eine Umwandlung der Niederlassung und seither ist Volker Kielstein Ärztlicher Leiter und Geschäftsführer des Medizinischen Versorgungszentrums.
Mitwirkende
Redaktion: Angelika Zapf
Darsteller
Moderation: Thomas Bille