"Der Sieg der Schönheit" am Theater Magdeburg
Wieviel Heirat mit Liebe zu tun hat, erzählt die Oper "Sieg der Schönheit" in Magdeburg. Bildrechte: Andreas Lander

Große Geschichten Magdeburg, Dessau und die Altmark: Die fünf besten Theaterstücke im Juni

13. Juni 2024, 16:26 Uhr

In Sachsen-Anhalt gibt es im Juni 2024 wieder viele tolle Stücke am Theater, die Sie nicht verpassen sollten: In Magdeburg wird Wagners "Walküre" in ein abgeranztes Landhotel verlegt, die Telemann-Oper "Sieg der Schönheit" feiert die wahre Liebe und im Schauspielhaus können Sie letztmalig "Jagdszenen" sehen. In Dessau zeigt das Tanz-Ensemble, wie es tanzen will. Und in der Altmark gibt es mit dem Komödienklassiker "Mirandolina" bestes Sommertheater. Hier unsere Tipps mit Adressen und Terminen:

Hinweis: Diese Übersicht wird immer zu Beginn eines neuen Monats aktualisiert.

Liedertheater in Magdeburg: "Hojotoho! Hojotoho! Heiaha!" im Schauspielhaus

Vermutlich kennt jeder den "Ritt der Walküren" aus Richard Wagners Oper "Die Walküre", dem zweiten Teil seiner Tetralogie "Der Ring des Nibelungen", vielleicht nicht jeder von der Opernbühne, sondern aus Filmen wie "Apocalypse Now" oder "Blues Brothers". Glücklicherweise muss man für den Abend "Hojotoho! Hojotoho! Heiaha!" (ja, solche Textzeilen gibt es gerne mal bei Wagner) am Theater Magdeburg Wagners Werk auch nicht wirklich kennen.

Das Stück spielt in einem abgeranzten Landhotel. Die Gäste, die hier ankommen, müssen jedoch erstmal in der Lobby warten, wo sich zahlreiche Szenen entwickeln. Begleitet von der Musik von Bendix Dethleffsen, die von Bach über Wagner bis Depeche Mode inspiriert ist, wird der Abend immer absurder, bis die Gäste scheinbar selbst zu Walküren werden und von einem besseren Leben träumen. "Ein zuweilen surreal-anmutender, faszinierender Theaterabend", meint MDR KLASSIK-Opernredakteurin Bettina Volksdorf.

Sechs Menschen in gelben Pagen-Uniformen sitzen oder stehen angelehnt rund um einen Tresen.
Der Magdeburger Abend über die Walküren spielt im Hotel Wagner. Bildrechte: Kerstin Schomburg

Weitere Informationen "Hojotoho! Hojotoho! Heiaha!"
Schauspiel von Julien Chavaz und
Bastian Lomsché (sehr, sehr) frei
nach Richard Wagner

Adresse:
Kammer 1 im Schauspielhaus
Otto-von-Guericke-Straße 64
39104 Magdeburg

Dauer: 90 Minuten, keine Pause

Termine:
1. Juni, 19:30 Uhr

Schauspiel in Stendal und Arendsee: "Mirandolina" unter freiem Himmel

Dieses Bühnenbild steckt voller Geschichten: Das Theater der Altmarkt hat in den vergangenen Wochen in den Häusern und Gehöften der Region nach Mobiliar und Einrichtungsgegenständen gesucht. Damit haben sie den Gasthof von Mirandolina ausgestattet. Die Komödie von Carlo Goldoni ist ein Klassiker für das Sommertheater und erzählt von einer jungen Frau, die nach dem Tod des Vaters die Wirtschaft übernommen hat und seitdem mit fester Hand führt. Das finden vor allem die männlichen Gäste attraktiv, die sie jedoch alle abweist – bis auf den einen, der kein Interesse zu haben scheint.

In der Altmark hat Regisseur Andrea Maria Brunetti den italienischen Klassiker leicht aktualisiert und so das Zeitlose der Geschichte herausgestellt und den Unabhängigkeitswillen von Mirandolina betont. Darauf habe sich das Stendaler Ensemble voll eingelassen, schreibt Kritikerin Aud Merkel in der "Volksstimme", und spiele die Charaktere sehr genau und nachvollziehbar. Also ideales Sommertheater mit Witz und etwas Tiefgang.

Mehrere Personen stehen auf einer Bühne mit alten Teppichen, Holztischen und einer hölzerner Rückwand.
Das Bühnenbild der Stendaler Inszenierung der "Mirandolina" besteht aus authentischen Einrichtungsgegenständen von Menschen aus der Altmark. Bildrechte: Nilz Böhme

Weitere Informationen "Mirandolina nach Carlo Goldoni

Adresse:
Musik- und Kunstschule
Poststraße 4
39576 Stendal

Termine:
4. Juni, 19:30 Uhr
5. Juni, 19:30 Uhr
6. Juni, 19:30 Uhr

Adresse:
Klosterruine Arendsee
am See 3
39619 Arendsee (Altmark)

Termine:
14. Juni, 20 Uhr
15. Juni, 20 Uhr
18. Juni, 20 Uhr
19. Juni, 20 Uhr
20. Juni, 20 Uhr
21. Juni, 20 Uhr
22. Juni, 20 Uhr
27. Juni, 20 Uhr
28. Juni, 20 Uhr
29. Juni, 20 Uhr

Schauspiel in Magdeburg: "Jagdszenen" im Schauspielhaus

Das Theater Magdeburg unter der Leitung von Julien Chavaz und seinem Team schafft es immer wieder, ältere Stoffe auszugraben und ihre Aktualität unter Beweis zu stellen. Auch mit den "Jagdszenen" von Martin Sperr aus dem Jahr 1965 gelingt ihnen das: "In Magdeburg kommt Sperrs präzise Analyse einer Gemeinschaft, die sich permanent Außenseiter suchen muss, weil sie sich ohne eigene positive Zukunftsidee nur so ihrer selbst versichern kann, präzise auf die Bühne", schreibt Christian Muggenthaler auf der Website "Die deutsche Bühne".

Gerade in Zeiten, in denen wir permanent darüber diskutieren, was normal heißen soll, passt dieses Stück wunderbar. Dabei verlässt sich die Regisseurin Julia Prechsel ganz auf den prägnanten Text und überzeichnet die gnadenlose Dorfgemeinschaft noch mit fratzenhaften Masken. So beweist die Magdeburger Produktion, dass sich unsere Gesellschaft noch nicht aus diesem Teufelskreis befreit hat. Im Juni wird die Inszenierung zum letzten Mal zu sehen sein.

Eine Person wird zwischen zwei Wänden eingeklemmt. Rechts und links von ihm halten sich Personen mit grotesken Masken an einem Gitter fest.
Kleine Gemeinschaften können schnell auch einengend werden. Bildrechte: Katrin Ribbe

Weitere Informationen "Jagdszenen" von Martin Sperr

Adresse:
Kammer 1 im Schauspiel Haus
Otto-von-Guericke-Straße 64
39104 Magdeburg

Dauer: 105 Minuten, keine Pause

Termine:
9. Juni, 19:30 Uhr

Tanz in Dessau: "Duplexity" am Anhaltischen Theater

Erneut hat das Publikum in Dessau die Möglichkeit, sein Tanz-Ensemble von einer anderen persönlicheren Seite kennenzulernen. Denn am Anhaltischen Theater sind Tänzerinnen und Tänzer nicht nur Marionetten für fremde Choreografien, bereits zum fünften Mal zeigen sie in einem gemeinsamen Abend eigene Arbeiten. In "Duplexity" wird es dabei auch sehr persönlich, denn die Ensemble-Mitglieder beschäftigen sich in ihren Arbeiten mit dem Körper. Cristiana Rauccio beschäftigt sich in ihrem Solostück "#performance" mit der körperlichen Selbstausbeutung, Leonor Campillo erarbeitet eine Drag Show, inspiriert von Pedro Almodóvars Film "High Heels" und Martin Anderson analysiert die Eigenheiten seiner Kolleginnen und Kollegen.

Die acht Tanzstücke überraschen immer wieder mit Bildern und Formationen. Kritiker Joachim Lange zeigt sich in der "Mitteldeutschen Zeitung" überzeugt: "Es ist ein Abend, der in seiner Bruchstückhaftigkeit ein abwechslungsreiches und unterhaltendes Ganzes ergibt. Alle können als Tänzer überzeugend leisten, was sie als Choreografen von sich selbst und den anderen verlangen."

Eine Person in einem schwarzen Body deutet auf eine Gruppe in gleicher Kleidung, die sich synchron zur Seite neigen.
In den Stücken beschäftigt sich das Dessauer Tanz-Ensemble mit sich selbst. Bildrechte: Claudia Heysel

Weitere Informationen "Duplexity"
Junge Choreograf*innen #V

Adresse:
Altes Theater
Am Alten Theater 13
06844 Dessau-Roßlau

Termine:
1. Juni, 19 Uhr
2. Juni, 18 Uhr

Oper in Magdeburg: "Sieg der Schönheit" von Georg Philipp Telemann

Aus Liebe heiraten – das ist auch in Europa noch ein ziemlich junger Standard. Doch der Traum einer liebevollen Ehe reicht weit zurück. Die Oper "Gensericus oder Der Sieg der Schönheit" erzählt von diesem Ideal: Als der Vandalenkönig Rom eingenommen hat, wollte er seine Leute mit den dortigen Frauen verheiraten. Er hatte durchaus im Sinn, dass das liebevolle Beziehungen für die Zukunft sein sollten, doch die Frauen hatten keine Lust darauf. Für den Dichter Christian Heinrich Postel und den Komponisten Georg Philipp Telemann war das die perfekte Geschichte für eine Oper voller Liebeslyrik.

Darin geht auch die neue Inszenierung von Kai Anne Schumacher am Theater Magdeburg voll auf, schreibt der Kritiker Roland Dippel begeistert auf der Website "Die deutsche Bühne". Die Ausstattung von Lisa Däßler und Valerie Hirschmann spiele mit der Antike oder dem Barock, doch die Produktion weise auch in unsere Gegenwart, wo die Beziehung von Frauen und Männern immer noch diskutiert wird. Das Ensemble schaffe es wunderbar, Zwischentöne in den schmalzigen Arien zu finden. "Ein wunderbarer Abend also mit Herz, dieser Barockoper bestens angemessener großer Klappe und einer Utopie von Emanzipation", resümiert Dippel.

Auf einer bläulich beleuchteten, weitgehend leeren Bühne stehen mehrere Personen in bunten, barockartigen Kostümen, davor sitzt ein Orchester.
Musikalisch begleitet wird die Telemann-Oper von der erfahrenen Akademie für Alte Musik Berlin. Bildrechte: Andreas Lander

Weitere Informationen "Sieg der Schönheit" von Georg Philipp Telemann

Adresse:
Opernhaus
Universitätsplatz 9
39104 Magdeburg

Dauer: 205 Minuten, eine Pause

Termine:
1. Juni, 19:30 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | 30. April 2024 | 18:00 Uhr

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