Sömmerda Haßleben

Haßleben ist eine Gemeinde im Landkreis Sömmerda. Es handelt sich laut Professor Udolph um einen in Thüringen sehr häufigen -leben-Ortsnamen. Haßleben hat im Ursprung die Bedeutung "Besitz, Eigentum der Hahstein".

Historische Belege:

  • 874: Hastinesleba (Mainzer Urkundenbuch I, Nr. 158)
  • 876 Hastinesleba (MGH DLdDt Nr. 170 S. 240)
  • 1247 Cunradus de Hastensleiben (UB Pforte I Nr. 122 S. 146)     
  • 1249 Conradus de Hastensleybin (UB. Erfurter Stifter I Nr. 296 S. 175)
  • 1267 Rudegerus de Hastungislebin (Bathe)
  • 1303 in capis ville Hassingisleiben … Hastingesleben (Bathe)
  • 1322 Syffridus de Hastinsleybin (Bathe)
  • 1345 Hastinsleybin (Bathe)
  • 1396 die Hasessleibin marke (Bathe)
  • um 1450 Hastensleben (Bathe)
  • 1506 Haszleben (Bathe)
  • 1848 Haßleben (Huhn 2,1031)

Zur Bedeutung des Ortsnamens:

Es handelt sich hier wieder um einen der in Thüringen und Sachsen-Anhalt häufigen -leben-Ortsnamen vor uns. Sie enthalten ein Grundwort, das nicht auf das Deutsche beschränkt ist, es gehört zu gotisch laiba "Überbleibsel, Rest", althochdeutsch leiba, altsächsisch lēva "Rest, Erbe, Nachlaß", altfriesisch lâva "Hinterlassenschaft, Erbe, Erbrecht", altenglisch lâf "Hinterlassenschaft, Erbe", altnordisch leif "Überrest", im Altdänische bedeutet kununglef "Krongut".

Man sieht darin eine Bedeutung "Hinterlassenschaft, Erbe". Im ersten steht immer ein alter Vorname im sogenannten Genitiv Singular, entweder auf -n-(Uthleben, alt Odenleve) oder auf -s- (Aschers-s-leben, Ascher-s-leben).

Bei Haßleben, dass erst in junger Zeit seine heutige Lautgestalt Haß- erreicht hat, muss man aufgrund der ältesten Formen von einer Form Hastenes- oder Hachstenes- ausgehen. Heute neigt man in der Forschung einer Grundform *Hāhsteines-leve zu und sieht darin einen - leider sonst nicht belegten - Vornamen Hah-stein. Demnach darf man von einer ursprüngliche Bedeutung "Besitz, Eigentum des Hahstein" ausgehen.

Literaturangaben: "Die Ortsnamen auf -leben, Manuskript, ohne Ort, ohne Jahr", S. 116f. von M. Bathe

"Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts", Berlin 1971, S. 269. von H.Walther

"Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens", Nachdruck Köln-Wien 1983, S. 41. von A. Werneburg

"Die Ortsnamen auf –leben – Versuch einer Typologie und Analyse, in: Namenkundliche Informationen 95/96", 2009, S. 225f. von G. Winkler


Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 21. Dezember 2017 | 11:10 Uhr