Luftbildaufnahme von Remda
Bildrechte: GDI-Th, Freistaat Thueringen, TLVermGeo

Landkreis Saalfeld-Rudolstadt Remda

Der Ort gehört zur Stadt Remda-Teichel im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Die Bedeutung seines Namens geht laut Professor Udolph auf einen Sumpf zurück.

Remda ist ein Bestandteil weiterer Ortsnamen, die zur Gemeinde Remda-Teichel gehören: Altremda, Kirchremda und Sundremda. Seit dem 14. Jahrhundert wurde der Ort auch Stadtremda genannt, da er Stadtrecht erhalten hatte.

Bei den älteren historischen Belegen gibt es noch keine Differenzierung; die in der folgenden ersten Auflistung genannten Namen können daher nicht sicher zugeordnet werden.

Historische Belege:

  • (775-779) (Kopie 12. Jh.): in tribus villulis Remnidi (UB Kloster Fulda Nr. 125 S. 189; Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 131)
  • (815): (Kopie Mitte 12. Jh.) Remmidi (Breviarium sancti Lulli)
  • 1133: Remede (UB Paulinzelle Nr. 12 S. 16)
  • 1153: Remede (UB Paulinzelle Nr. 24 S. 33)
  • 1163: Otto de Remide (UB Paulinzelle Nr. 28 S. 37)
  • 1217: de … Remedhe (UB. Erfurt I Nr. 81 S. 42)
  • 1281: de Rhemda (Avemann, Kirchberg UB Nr. 38 S. 35)
  • 1286: civitas Remede (Fischer/Elbracht, S. 43)
  • 1313: in MarcRemde (Diplom. et script. I S. 788)
  • 1326: Remde (UB Paulinzelle Nr. 186 S. 188)
  • 1328: in Remde (UB Paulinzelle Nr. 199 S. 201)
  • 1333: zu Rembde (Reitzenstein, S. 149)
  • 1348: Remda (Diplom. et script. I S. 233)
  • 1358: Stat Remde (Fischer/Elbracht, S. 43)
  • 1367: Remde (UB Paulinzelle Nr. 254 S. 244)
  • 1458: Rembda (Werneburg, S. 34)
  • 1481: Stad Remde (Fischer/Elbracht, S. 43)
  • 1512: Stattremda (Fischer/Elbracht, S. 43)

Altremda

  • 1099: Altenrembda (WerneburgS. 34; Quelle?)
  • 1296: Aldenremede (Fischer/Elbracht, S. 10)
  • 1299: in Altenremda (Historia Schwarzburg S. 41)
  • 1348: Alten Remda (Diplom. et script. I S. 233)
  • 1400: Alden Rembde (Fischer/Elbracht, S. 10)
  • 1512: Alden Remda (Fischer/Elbracht, S. 10)

Kirchremda

  • 1326: Kyrchremda (Fischer/Elbracht, S. 33)
  • 1367: Kerchremde (Fischer/Elbracht, S. 33)
  • 1481: Kerch Remde (Fischer/Elbracht, S. 33)
  • 1512: Kirchremda (Fischer/Elbracht, S. 33)

Sundremda

  • 1288: in Suntrembde (Ayrmann, Sylloge S. 271)
  • 1296: Suntremede (Fischer/Elbracht, S. 47)
  • 1326: in villa Svnt Remde (UB Paulinzelle Nr. 186 S. 188)
  • 1348: in Suntremde (UB Paulinzelle Nr. 217 S. 217)
  • 1358: zu Sundrembda (Dipl. et script. I S. 214)
  • 1417: Sundremde (Fischer/Elbracht, S. 47)
  • 1512: Sundtremda (Fischer/Elbracht, S. 47)

In der Beurteilung der Grundform ist sich die Forschung weitgehend einig. Nur der erste Beleg Remnidi macht etwas Probleme, weil eine Buchstabenfolge -mn- sonst nicht noch einmal auftaucht. Aber man darf wohl annehmen, dass sich dahinter die Schreibung von ca. 815 Remmidi verbirgt.

Daher ist man sich sicher, dass einer der zahlreichen Ortsnamen mit dem Suffix (Anhängsel) -ithi, einem altgermanischen Bildungselement, vorliegt und etwa von einer Grundform *Ram-ithi auszugehen ist. Dieses Element habe ich an anderer Stelle ausführlicher vorgestellt. In Ortsnamen bedeutet es so viel wie: Das, was im ersten Teil des Ortsnamens steht, ist hier auffällig oder häufig vorhanden, so etwa *Gron‑ithi/Grohnde (da ist es grün), Eschede (da stehen Eschen), *Lind‑ithi/Oster‑, Westerlinde (da stehen Linden) usw.

Dadurch entsteht für Remda aus *Ramithi die Frage: Was verbirgt sich hinter Ram-? Dazu sind verschiedene Vorschläge gemacht worden:

Fischer/Elbracht denken an eine Ableitung von althochdeutsch (h)raban "Rabe" und glauben an eine Bedeutung "Ort, wo Raben vorkommen".

A. Werneburg glaubt an einen Zusammenhang mit dem Flussnamen Renne oder Rinne, an der Remda liegt.

H. Walther verbindet den Ortsnamen unter Hinweis auf schleswig-holsteinische Ortsnamen wie Rammsee und Ramstedt und einem weiteren Ramstedt bei Algesdorf (Kr. Schaumburg) mit einem schwedischen Dialektwort ram "Sumpf, feuchte Wiese".

Von diesen Vorschlägen ist H. Walthers Gedanke sicherlich der beste, denn hraban "Rabe" verlangt nach einem Ausfall des -b-, wodurch zunächst Formen wie Ramnithi, Remnithi entstehen müssten, die jedoch, wie oben gesagt, nur einmal auftauchen.

Der Flussname Renne oder Rinne bleibt fern, denn ein -m-, das man für den Ortsnamen benötigt, ist darin nicht zu entdecken.

Siedlung am Sumpf

Geht man von einem Ansatz *Ram-ithi aus und verbindet diesen mit dem schwedischen Wort ram, so passt eigentlich alles zusammen. Es wäre dann an eine Grundbedeutung "Ort, Siedlung am Sumpf, an einer feuchten Stelle" zu denken. Das passt gut zu den übrigen -ithi-Namen.

Wahrscheinlich kann man noch einen weiteren Ortsnamen hinzufügen: In meinem Beitrag zu den Ortsnamen des Magdeburger Landes habe ich Ramstedt bei Colbitz (Ohrekreis), 1238 Fr. de Ramstede, 1247 Fr. de Ramstede, behandelt und zu niederdeutsch râmsche, raemsen, rêmsen, mittelniederdeutsch ramese "Bär(en)lauch" gestellt. Das kann man machen, aber der Vergleich mit den übrigen Ramstedt-Namen spricht eher für die hier vorgeschlagene Deutung.

Dass nordgermanische Wörter in mitteldeutschen Ortsnamen begegnen, ist kein Wunder. Das beste Beispiel dafür ist die Rhön, deren Name nur über skandinavische Wörter wie das isländische Wort hraun für "steiniger Boden, Lava", fär. reyn, dän. røn "Steinbank am Meeresgrund" gut erklärt werden kann.

Später wurden für die verschiedenen Ortsteile Zusätze erforderlich, wobei Altremda und Kirchremda für sich selbst sprechen. In Sundremda steckt ein altes hochdeutsches Wort Sund(en) "Süden", was auch einwandfrei passt, denn Sundremda ist der südlichste Ortsteil.

Literaturangaben: "Die Ortsnamen des Kreises Rudolstadt"
von R. Fischer und K. Elbracht, Halle 1959

"Die Ortsnamen auf -ithi",
von J. Udolph; in: "Probleme der älteren Namenschichten", Heidelberg 1991, S. 110f

"Ortsnamen des Magdeburger Landes"
von J. Udolph; in: "Magdeburger Namenlandschaft". Orts- und Personennamen der Stadt und der Region Magdeburg, Halle 2004, S. 38-91

"Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts"
von H. Walther, Berlin 1971, S. 287

"Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens"
von A. Werneburg, Nachdruck Köln-Wien 1983, S. 34

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 09. November 2017 | 11:10 Uhr