Ilm-Kreis Stadtilm

Stadtilm hat - wie Oberilm und Ilmenau - den Namen vom Fluss Ilm erhalten, der durch den Ort fließt. Die Kleinstadt mit ihren etwa 4.800 Einwohnern liegt rund 30 Kilometer südlich von Erfurt am Übergang des Thüringer Waldes zum Thüringer Becken.

Historische Belege für den Ortsnamen Stadtilm

Aufgelistet nach Wolfgang Kahls Handbuch "Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer" und anderen Quellen. Eine genaue Zuweisung der einzelnen Belege ist allerdings schwierig, weil Ilmenau, Oberilm, Stadtilm und der Fluss Ilm zunächst kaum zu trennen sind. Erst seit dem 13. Jahrhundert werden die einzelnen Orte durch Zusätze wie Stadt- und Ober- genauer gekennzeichnet.

  • 1114 (Fälschung, 12. Jh.): villa Ilmine
  • 1199-1227 (Kopie): in Ilmene
  • 1234: Ilmene
  • 1286: (von) Ilmene
  • 1273: in Ilmina, Variante Ilmena
  • 1274: in oippido Ilmene
  • 1396: Ilmen
  • 1441: Stadtilmen

Historische Belege für den Ortsnamen Oberilm

  • 1280: versus Obern Ilmene

Historische Belege für den Ortsnamen Ilmenau:

  • 1234: Ilmene
  • 1273: Ilmena
  • 1274: in oppidum Ilmene
  • 1279: in Ilmen
  • 1329: Ilmene
  • 1343: Ilmena
  • 1350: Ylmene
  • 1398: Ilmen
  • 1403: Ylmen

 Historische Belege für den Flussnamen Ilm

... nach Elfriede Ulbrichts "Das Flußgebiet der Thüringischen Saale" und anderen Quellen

  • 1029 (nach Dobenecker Fälschung): Ylmeum (Quelle unklar)
  • 1186: Ilmina
  • 1266: Hilmna (!)
  • 1269: Ylmina
  • 1378: Ylmenaw, Ilmena
  • 1587: Die Ilmen

Grundlage aller Namen ist der Flussname Ilm. Man schwankt zwischen einer Verbindung mit althochdeutsch elm "Ulme" (das deutsche Wort Ulme kommt nicht in Frage, es ist aus dem Lateinischen entlehnt) und einer vorgermanischen Deutung aus *El-mina o.ä. für "die Fließende". Die daraus entstandene Form wurde dann später an das Wort für die "Ulme" angeglichen.

Die zweite Möglichkeit ist deshalb vorzuziehen, weil der Flussname nicht allein steht, sondern etliche Parallelen zu anderen Gewässern aufweist. Das betrifft sowohl den Namen als Ganzes wie auch die Bildung mit einem Element *-min-, *-men-, zum Teil auch *-man-.

Gewässernamen-Parallelen für den Fluss Ilm

1. Der Fluss Ilm in Bayern zum Beispiel bei Bad Gögging, Belege: 820/21: Ilma, 887-895: ad ilminam, 912-932 (Kopie 11. Jh.): Ilmim, 1322: Ilme. Gebietsname: 765-767 (Kopie 824): in locis … Ilmine. Ortsname Ilmendorf nahe Ingolstadt, 821: ad Ilme vico; Ortsname Ilmmünster in Bayern, 912/932: ad monasterium Ilmina.

2. Die Ilmenau als Nebenfluss der Elbe, zum Beispiel: 10. Jh.: inde Elmanam, 1013: Elmenau.

3. Elmen(a), verschwundener Flussname aus der Gegend südlich von Magdeburg, lebt als Name weiter in Salzelmen, Belege: 1124: Elmen, 1197: in Elmen, 1221 (K. 15. Jh.): in villa Elmene (nach Inge Bilys "Ortsnamenbuch des Mittelelbegebietes").

4. Almuonė, Almenas, Elmone: Gewässernamen im Baltikum, ein Beleg lautet: 1325: Elmone.

Grundlage dieser und vieler weiterer Gewässernamen in Europa wie Aller (< *Alara), Ola in Weißrußland, Allia in Latium, Alme in Westfalen, Alle, alternativ Alna (mit Ortsname Allenstein), Elz (*Alantia), Elsenz (*Alisontia), Ilse mit Ilsenburg, Ahle und vieler anderer mehr ist eine anzunehmende alte Wurzel *el-/*ol-"fließen", zum Beispiel in litauisch, lettisch aluots "Quelle", lit. alGti "vom Wasser überschwemmt werden", almeti "unaufhörlich strömen".

Im zweiten Teil steckt das alte Partizip ‑meno, -mina und ähnliche, zum Beispiel in lateinischen Wort femina "Frau", zu *dhē-mina, eigentlich "die Säugende, Stillende". Dieses Element ist in zahlreichen Gewässernamen Deutschlands und Europas bezeugt. Es wurde schon verschiedentlich behandelt und erläutert.

Hier nur eine kleine Auswahl:

  • Akmena in Litauen
  • Almana, Nebenfluss der Lippe, 1075: Almana
  • Alme, Nebenfluss der Exter, 1359: Almina
  • Almenas im Bezirk Utena in Litauen
  • Aumance in Frankreich
  • Almstedt, Ortsname bei Hildesheim, 1151 in Almenstad, Almenstide und so weiter, liegt an der Alme, wahrscheinlich entwickelt aus *Almana; *Aumana in Ohne, Nebenfluss der Wipper, mit Landschaftsname Ohmfeld und Ohmgebirge, 9. Jahrhundert pagus Onfelt
  • Blume, Ortsname bei Hann. Münden, 1329: Blomena, 1333: Blomena
  • Falmana, Fulmana
  • *Galmina; Germania, Ortsname in Thrakien, von einem Gewässernamen *Germana(s)abgeleitet
  • Germona, Gewässername in Litauen
  • Glimina
  • *Helmana in Helme, linker Nebenfluss der Unstrut, mit Helmegau, 749 Helmanausw.
  • Ilse, rechter Nebenfluss der Oker, mit Ortsname Ilsenburg, 995: Elsina, 1003: Ilsina; *Imina zu Ihme (in Hannover)
  • Limene, Limonia, Lac Léman und weitere Namen
  • Swalmana, Swulmana; Warmana, Warmenau; Wermana,Wulmana

Die Ilm kann somit als "die (schnell) Fließende" verstanden werden. Das Alter kann nur geschätzt werden, aber auf jeden Fall entstand der Name weit vor Christi Geburt.

Literatur "Geographische Namen in Deutschland"
von Dieter Berger
Mannheim usw. 1993
S. 141f

"Deutsches Gewässernamenbuch"
von Albrecht Greule
Berlin/Boston 2014
S. 240

"Ortsnamen der Kreise Arnstadt und Ilmenau"
von R. Fischer
Halle (Saale) 1956
S. 42

"Deutsches Ortsnamenbuch"
hrsg. von Manfred Niemeyer
Berlin-Boston 2012
S. 287f

"Unsere ältesten Flußnamen"
von Hans Krahe
Wiesbaden 1964
S. 36,67,68,69

"Suffixbildungen in alten Ortsnamen Nord- und Mitteldeutschlands"; in: "Suffixbildungen in alten Ortsnamen"
von Jürgen Udolph
Uppsala 2004
S. 151f

"Das Flußgebiet der Thüringischen Saale"
Elfriede Ulbricht
Halle 1957
S. 244, 257

"Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts"
von Hans Walther
Berlin 1971
S. 237

"Zuflüsse zur unteren Elbe (von Seege und Stecknitz bis zur Mündung)"
bearb. von Jürgen Udolph (= Hydronymia Germaniae, Reihe A, Lfg. 16)
Stuttgart 1990
S. 174ff.