Nach umstrittenem Silvestervideo Merz und Söder fordern Ablösung von Verteidigungsministerin Lambrecht

03. Januar 2023, 21:22 Uhr

Zu Silvester veröffentlichte Christine Lambrecht ein Video auf Instagram, in dem sie im Lärm von Feuerwerk und Böllern auch über den Krieg in der Ukraine spricht, dabei kaum zu verstehen ist. Viele User kritisierten das Video in den sozialen Netzwerken. Unionspolitiker fordern ihren Rücktritt, zur Seite springt ihr nun zumindest die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP.

Die Vorsitzenden der beiden Unionsparteien haben eine Ablösung von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht gefordert. "Wie lange will sich der Bundeskanzler das eigentlich noch anschauen?", sagte CDU-Chef Friedrich Merz im Gespräch mit dem "Münchner Merkur" (Mittwochsausgabe). Seit dem Silvestervideo schüttele ganz Deutschland nur noch den Kopf, Verteidigungsexperten weltweit seien sprachlos, Lambrecht sei in der Aufgabe "vollkommen überfordert".

Auch der CSU-Vorsitzende Markus Söder verlangte einen schnellen Wechsel an der Spitze des Verteidigungsministeriums. "Frau Lambrecht klebt fester an ihrem Amt als mancher Klimakleber auf der Straße", sagte Söder derselben Zeitung. "Die Ministerin muss endlich zurücktreten – oder entlassen werden. Der Bundeskanzler hat Frau Lambrecht berufen, er muss dieses Personalproblem nun auch lösen." Söder klagte, aus "der großen Hoffnung der Zeitenwende ist eine der größten Enttäuschungen Deutschlands geworden – auch wegen Christine Lambrecht".

Strack-Zimmermann: Ministerin nicht an diesem einen Video messen

Die Vorsitzende des Bundestags-Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann forderte, das Urteil über Lambrecht an deren Reformwillen zu knüpfen. "Die Ministerin sollte man nicht daran messen, ob ein Video geglückt oder weniger geglückt ist, wenngleich die richtige Kommunikation nach innen und außen besonders in diesen Zeiten natürlich sehr wichtig ist", sagte sie den Funke-Zeitungen.

"Die Ministerin wird sich daran messen lassen müssen, wie weit sie willens und in der Lage ist, die Bundeswehr zu reformieren", sagte Strack-Zimmermann.

Mit ihrem am Wochenende über Instagram verbreiteten Video hatte Lambrecht zum wiederholten Male große Kritik auf sich gezogen. Sie bilanziert darin das Jahr 2022, ihre Worte gehen aber mehrfach im Pfeifen von Raketen und explodierenden Böllern unter. Das Jahr habe alle vor unglaubliche Herausforderungen gestellt, sagt Lambrecht. Und: "Mitten in Europa tobt ein Krieg. Und damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte. Viele, viele Begegnungen mit interessanten, mit tollen Menschen." Die Bundesregierung wollte das Video nicht kommentieren.

dpa,AFP (kar)

Der frühere NATO-General und Generalleutnant a.D. Erhard Bühler 64 min
Bildrechte: MDR / Erhard Bühler

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 02. Januar 2023 | 12:30 Uhr

56 Kommentare

dimehl am 05.01.2023

Wenn man das Bild, welches dem Beitrag vorangestellt wurde, betrachtet, könnte man meinen, dass der Rücktritt schon beschlossene Sache sei.
Es fällt mir nicht nur in diesem Fall und schon längere Zeit auf, dass manche Menschen auf Bildern in ÖR-Medien eher unvorteilhaft aussehen und manche natürlich nicht.
Aber vielleicht ist das ja auch nur eine "seltsame Empfindung" oder nur "gefühlt" ... ;-)

wo geht es hin am 05.01.2023

Sicher. Stellt sich nur die Frage: wer ist "man"?
Ich würde da eher Scholz dazurechnen, wenn der von "guter Arbeit" bei Lambrecht spricht. Die Realität sieht nämlich leider ganz anders aus. Die kann man dann zum Selbstschutz natürlich ausblenden - ändert aber nichts an der Realität.

wo geht es hin am 05.01.2023

Keine Angst - die Vorbereitungen laufen. Ich habe auch hier kein Problem mit Ausländern, die sich integrieren und sich anpassen. Genauso wie ich das im Ausland für mich selbst als selbstverständlich empfinde. Daher ist Ihr "Rat" zur Vorsicht in meinem zukünftigen Gastgeberland vollkommen haltlos. Die ist eher hier in Deutschland angebracht, wie die Ereignisse zum Jahreswechsel deutlich gemacht haben.
PS: Da ich in meiner zukünftigen Heimat schon jetzt viele Freunde habe - die schütteln alle nur ungläubig mit dem Kopf, was hier in Deutschland so alles abläuft und können meine Entscheidung absolut nachvollziehen. Und bald werde ich mir diese Schmierenkomödie hier in Deutschland aus sicherer Entfernung nur noch mitleidig ansehen - allerdings hält sich mein Mitleid mit Leuten wie Ihnen dann arg in Grenzen - aber auch Sie werden früher oder später bemerken, daß Sie auf das falsche Pferd gesetzt haben. Aber vielleicht ahnen Sie es auch schon und wollen es sich nur nicht eingestehen?

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