Ein Kunde in einem Gebrauchtwagenzentrum
In Sachsen-Anhalt haben im ersten Halbjahr 2022 deutlich weniger gebrauchte Autos ihren Besitzer gewechselt als noch im Vorjahr. (Archivbild) Bildrechte: IMAGO / Sven Simon

Markt eingebrochen Gebrauchtwagen: Immer teurer und schwerer zu bekommen

25. Juli 2022, 16:43 Uhr

In Sachsen-Anhalt wechseln immer weniger Gebrauchtwagen die Besitzer. Weil Neuwagen schwer zu bekommen sind, steigt die Nachfrage nach Gebrauchten – das Angebot sinkt derweil jedoch. Das wiederum treibt die Preise in die Höhe. Der ADAC rechnet vorerst nicht damit, dass die Situation sich entspannt. Private Käufer und Verkäufer von gebrauchten Autos sollten sich deshalb Hilfe von Experten holen.

Der Markt für Gebrauchtwagen in Sachsen-Anhalt ist deutlich eingebrochen. Wie der Landesverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes mitteilte, sind im Juni 2022 mit rund 11.000 Besitzumschreibungen mehr als ein Viertel weniger gebrauchte Autos verkauft worden als noch im Vorjahr. Im Juni 2021 waren es demnach etwa 15.000.

Nach Angaben des Landesverbandspräsidenten Thomas Peckruhn zeigt eine Jahreszwischenbilanz des Gebrauchtwagenmarktes Einbußen von 15 Prozent. Am stärksten sei der Verkauf von gebrauchten Diesel-Pkw zurückgegangen: Von etwa 25.000 Wagen im Vorjahr auf etwa 20.000 im ersten Halbjahr 2022. Das entspreche einem Minus von 23 Prozent. Benziner hätten einen Rückgang von 14 Prozent verbucht, von rund 51.000 Verkäufen auf etwa 44.000.

Der Verkauf von Elektroautos habe sich dagegen von 265 im vergangenen Jahr auf 624 in diesem Jahr mehr als verdoppelt. Auch Plug-in-Hybride seien fast doppelt so häufig verkauft worden.

Neuwagen sind kaum noch lieferbar

Peckruhn sagte, die Nachfrage nach Gebrauchtwagen sei groß, das Angebot von jungen gebrauchten Autos, die erst wenige Jahre in Benutzung sind, jedoch zu klein. Auf dem Neuwagenmarkt gebe es derzeit sehr wenige Zulassungen. Zudem würden Autohersteller ihre Modellpalette "im kleinen Bereich" ausdünnen. Das trage dazu bei, dass auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt Mangel entstehe.

Der ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt beobachte diese Entwicklung ebenfalls, sagte Sprecherin Christine Rettig MDR-SACHSEN-ANHALT. "Wir wissen, dass der Neuwagenmarkt so gut wie leergefegt ist", erklärte Rettig. Neue Autos seien, wenn überhaupt, nur mit langen Lieferzeiten verfügbar.

Wir wissen, dass der Neuwagenmarkt so gut wie leergefegt ist.

Christine Rettig ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt

"Wenn Sie ein Fahrzeug brauchen, weil Sie Pendler sind – und in Sachsen-Anhalt gibt es sehr viele Pendler – dann werden Sie für diese Übergangszeit auf einen jungen Gebrauchten zurückgreifen müssen." Genaue Zahlen habe der ADAC nicht. Aber man beobachte bundesweit, dass weniger Fahrzeuge zur Verfügung stünden.

Preise für Gebrauchtwagen steigen

Dass die Nachfrage nach Gebrauchtwagen größer ist als das Angebot, führt laut Rettig wiederum zu höheren Preisen. Nach Angaben des ADAC sind die Preise für gebrauchte Autos bereits 2020 und 2021 deutlich gestiegen. Zudem verzeichnen Gebrauchtwagenhändler Rettig zufolge ebenfalls steigende Kosten, beispielsweise für Personal, die sie an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben.

Rettig sagte, es sei wahrscheinlich, dass der Markt vorerst angespannt bleibe. Dazu würden neben den Lieferschwierigkeiten für Neuwagen die unsichere politische Situation, Gasknappheit, Ölknappheit, steigende Energiepreise und Ungewissheit, wie die Spritpreise sich entwickeln, beitragen. "Im Moment ist es eine sehr fragile Situation, die man schwer einschätzen kann", sagte Rettig.

Das sollten Käufer und Verkäufer von Gebrauchtwagen beachten

Wer aktuell ein gebrauchtes Auto kaufen wolle, solle die Angebote vergleichen, um nicht auf überhöhte Preise reinzufallen, erklärte Rettig. Dafür gebe es im Internet zahlreiche Vergleichsportale. Ein genauer Blick sei besonders wichtig, wenn man den Wagen über das Internet oder eine Privatperson kaufe anstatt bei einem Händler. Zudem könne ein Gebrauchtwagencheck helfen, mögliche versteckte Mängel aufzudecken.

Auch, wer ein gebrauchtes Fahrzeug verkaufen will, sollte sich laut Rettig am besten auf Experten verlassen. Das bedeute, das Auto entweder zu einem Händler zu bringen oder über ein seriöses Portal anzubieten. So erfahre man am besten, welcher Preis aktuell üblich sei und welche Mängel angezeigt werden müssten. Zudem sei es wichtig, Garantie und Haftung mitzubedenken. Dafür biete unter anderem der ADAC Informationen und Musterverträge.

dpa, MDR (Maren Wilczek)

6 Kommentare

Chris Casablanca am 26.07.2022

Unsere Automobilindustrie ist Herzkrank. Und unsere jetzige Regierung, besonders die Grünen, Thema Verbrenner-Verbot und Energiewende, ist wie die Verweigerung von 1. Hilfe. Wodurch haben wir Deutschen die letzten Jahrzehnte gelebt und Wohlstand geschaffen ? Die Automobilindustrie ! Und jetzt wird sie geopfert und begraben. Und was alles noch verrückter macht, wir sparen nicht einmal CO2 dadurch ein, um das grossartige Ziel, das Weltklima zureden, zu erreichen.

ralf meier am 26.07.2022

Gebrauchtwagen werden immer teurer ? Keine Panik, das läuft alles wie geplant und von den Wählern in der letzten Wahl bestellt.

Siehe dazu: n-tv 16.07.2022: 'Durch neue EU-Abgasnorm - VW erwartet deutlich höhere Preise für Verbrenner'
Zitat: 'Verbrennerfahrzeuge würden durch die aufwendigere Abgasreinigung um jeweils 3000 bis 5000 Euro teurer, sagte er der "Welt am Sonntag". "Bei einem Kleinwagen sind diese Mehrkosten kaum aufzufangen." Einstiegspreise bei 10.000 Euro werde es künftig nicht mehr geben.'

hilflos am 25.07.2022

Das geht doch schon eine ganze Weile nach oben. Als die Verpflichtung der Gebrauchtwagengarantie für gebrauchte vom Händler eingeführt wurde, gab es keine billigen mehr. Zu "billige" gingen nach Osteuropa oder sonst wo hin. Dem deutschen Bürger wurde das als Vorteil verkauft, aber letztlich gibt es nichts mehr für jugendliche Schrauber mit kleinem Geldbeutel oder für Leute die es auch nicht so fette haben.

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