Schokoladenfestival "Love, Peace and Chokolade" auf Schloss Rochsburg
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05. August 2023, 19:27 Uhr
Zum sechsten Mal treffen sich Chocolate Makers aus ganz Europa und den USA zum "Eurobean Chocolate Festival" - auf Schloss Rochsburg nördlich von Chemnitz. Das Festival war 2015 eine verrückte Idee eines einzelnen Schokoladenmachers, Patrick Walter aus Rochsburg. Mittlerweile kommen die Aussteller aus 17 Ländern zum Festival.
Ich treffe Schokoladenmacher Patrick Walter vor seiner Manufaktur im Hof des Schlosses Rochsburg. Schon am Sonnabendvormittag sind hier viele Besucher des "Eurobean Chocolate Festival 2023" zu treffen.
Angefangen hat die süße Geschichte von Schloss Rochsburg 2009 in Mittelamerika, genauer in Belize, erzählt mir Patrick Walter. Auf einer Radreise habe er einen Kakao-Bauern kennengelernt, der seine Bohnen gern in Europa verkaufen wollte. Kurze Zeit später stand ein ganzer Container mit den Kakaobohnen hier, erzählt er mir lachend.
"Allerdings hatte ich mir das mit dem Kakao-Vertrieb leichter vorgestellt. Das ging daneben", lacht er. Also habe er mit seiner Frau kurzerhand 2012 eine eigene Manufaktur auf der Rochsburg gegründet. "Wir sind einfach an den Start gegangen", sagt er. "Die Kunden haben schnell verstanden, was wir wollen: hochwertige Schokolade, fair gehandelt und hier veredelt."
Festival mit Warteliste
Drei Jahre nach dem Start seiner Manufaktur hatte Patrick Walter die Idee zu einem Schokoladenfestival. "Ich habe 2015 andere Schokoladenmacher angerufen und sie gebeten, zu meinem Festival ins Nirgendwo zu kommen." Fünf von ihnen seien 2015 seinem Ruf auf die Rochsburg gefolgt. "Mittlerweile muss ich Wartelisten führen, weil ich gar nicht mehr alle Interessenten unterbringe." Anfragen kämen aus ganz Europa, mittlerweile auch aus Fernost, erzählt er mir.
Planung und Vorbereitung des Festivals stemmt Patrick Walter mit seiner Familie. "Aber auch die Gemeinde zieht richtig mit. Das ist nicht selbstverständlich", betont er. "Dazu kommen 40 freiwillige Helferinnen und Helfer, sonst liefe hier gar nichts."
Wie zum Beweis kommt einer der Helfer mit Walkie-Talkie vorbei und klärt eine organisatorische Frage. Gleich darauf klopft ein Aussteller Patrick, wie ihn hier alle nennen, zur Begrüßung lachend auf die Schulter. Meinen Eindruck, dass es familiär und gleichzeitig hoch professionell zugeht, bestätigt Patrick. "Das mögen die Leute an unserem Festival", sagt er.
Süße Versuchungen aus 17 Ländern
Schokoladenmacher aus 17 Ländern tummeln sich an diesem Wochenende auf der Rochsburg. Ich muss für meinen Artikel eine Auswahl treffen, die der Vielfalt der Angebote und Geschichten annähernd gerecht werden kann, fürchte ich. Also wähle ich Urgestein und Newcomer...
Ich treffe Julia Zotter vom gleichnamigen, mehrfach preisgekrönten Unternehmen aus der Steiermark. Sie ist von Anfang an beim Festival in Rochsburg dabei. "Es ist das beste Schokoladenfestival der Welt, zumindest Europas", schwärmt sie. "Man sitzt zusammen, trifft Freunde und keine Konkurrenten. Und auch das Publikum ist fachkundig und interessiert." Das mache das Festival so einzigartig und spannend.
Es ist das beste Schokoladenfestival der Welt, zumindest Europas.
Zu den Newcomern zählt Corinna Camacho Angeles von der Schokoladenmanufaktur "Dos Estaciones", die sie erst 2020 im oberbayerischen Beilngries gegründet hat. "Ich war schon als Besucherin hier, jetzt stelle ich mich erstmals vor."
Sie habe gemeinsam mit ihrem Partner die Liebe zur Kakao in Peru gefunden. "Jetzt verarbeiten wir ausschließlich Kakaobohnen von einer bestimmten Farm." Daher könne sie sicher sein, dass der Handel fair zugehe.
Den Preis für die Schokolade im Supermarkt zahlen andere
Mit "Inkota" ist auch eine Organisation beim Festival vertreten, die keine Schoklade herstellt. Sie hat ein politisches Programm und setzt sich für Menschenwürde und Nachhaltigkeit der Kakaobäuerinnen und -bauern ein. Das passe gut zum Konzept des Festivals, sagt "Inkota"-Projektmitarbeiterin Keshia Acheampong. Hier soll auch gezeigt werden, wie es bei der Industrieproduktion von Schokolade zugeht.
"Mehr als 1,5 Millionen Kinder arbeiten zur Zeit auf den Kakao-Plantagen in Afrika", rechnet sie nüchtern vor. "Wir setzten uns für faire Preise ein, die bei den Menschen dort ankommen." Durchschnittlich acht Cent des Preises einer Schokoladentafel würden die Bäuerinnen und Bauern verdienen, wenn man einen Preis von 86 Cent pro 100 Gramm zugrunde lege.
Am Sonntag kann man sich noch einmal durch die Schokoladenvielfalt schlemmen, mit den Kindern spielen, Märchen hören, Freunde und Schokoladenmacher treffen und die Burg genießen.
Am Montag beginnen für Patrick Walter bereits wieder die Vorbereitungen für das Schokoladenfestival 2024. Bevor er wieder im Festivalgetümmel verschwindet, frage ich ihn noch, wie er sich fühlt zwischen den internationalen Schokoladenmachern und in den gut gefüllten Gängen. "Einfach glücklich", sagt er und lacht.
MDR (tfr)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 04. August 2023 | 13:30 Uhr