Leipziger Kult-Treff Bowlingtreff wird Naturkundemuseum: Das sagt der Museumsleiter zu den Plänen
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12. April 2024, 14:44 Uhr
2029 soll es soweit sein: Der Bowlingtreff Leipzig soll das neue Domizil des Naturkundemuseums werden. Es könnten dann viel mehr Exponate gezeigt und Besucher empfangen werden. Wir haben mit Museumsdirektor Ronny Leder darüber gesprochen.
Zwei bedeutende Leipziger Projekte können gewinnen
Der Bowlingtreff in Leipzig ist seit 1997 geschlossen und verwaist. Für Ronny Leder, Direktor des Leipziger Naturkundemuseums, ist der Bau ideal als neues Domizil für seine Exponate. Diese müssen in absehbarer Zeit umziehen, weil sie nicht mehr am Traditionsstandort in der Lortzingstraße bleiben können.
Die ehemalige höhere Bürgerschule Leipzigs ist marode, sie als Museumsstätte zu sanieren, wäre zu teuer. "Wenn man so will, verbinden sich zwei in der Vergangenheit mitunter etwas stiefmütterlich behandelte Objekte zu einer Einheit: das Naturkundemuseum und der Bowlingtreff", erklärte der Paläobiologe – Studium der Biologie und Geologie – in der Leipziger Volkszeitung zu dem Projekt. Der Umzug würde eine neue Ära des Museums einleiten. Die dann rund 3.500 Quadratmeter Ausstellungsfläche würden "deutlich mehr Möglichkeiten" eröffnen als bisher.
Wenn man so will, verbinden sich zwei in der Vergangenheit mitunter etwas stiefmütterlich behandelte Objekte zu einer Einheit: das Naturkundemuseum und der Bowlingtreff.
Räume im Naturkundemuseum nicht mehr zeitgemäß
"Das, was hier präsentiert wird, ist noch nicht mal ein Prozent dessen, was in der Sammlung tatsächlich vorhanden ist", sagt Leder im MDR-Magazin "Umschau". Der jetzige Bau in der Lortzingstraße sei zudem auch nicht sehr einladend. "Dieses empfangende Momentum fehlt hier", so Leder. "Komm rein und fühle mich wohl", sei nicht gegeben. Zudem seien die Ausstellungsräume nicht mehr zeitgemäß. "Wenn man sich andere Naturkundemuseen anguckt und die weltweiten Standards, da braucht es deutlich mehr Höhe und deutlich mehr Breite, um die großen Themen, die wirklich tollen Themen auch adäquat präsentieren zu können", erklärt der Museumsdirektor. Deswegen hoffe er auf den Bowlingtreff, "den neuen Sehnsuchtsort".
Das, was hier präsentiert wird, ist noch nicht mal ein Prozent dessen, was in der Sammlung tatsächlich vorhanden ist.
Bowlingtreff bietet auf drei Etagen unterirdisch Platz und mehr Möglichkeiten
Die unterirdischen Hallen am Leuschnerplatz bieten auf drei Etagen Platz. Bis zu 16 Meter tief sollen Besucher dann eine Reise in die Erdgeschichte unternehmen können. "Erstmal runter in die Erdgeschichte ab. Also man geht bis in den Ursprung des Lebens und dann steigt man langsam wieder auf", blickt Leder in die Zukunftspläne des Naturkundemuseums.
Besuchern und Besucherinnen sollen dann auch die erste Tiefseeexpedition der Welt, die Ende der 1890-er Jahre von einem Leipziger Zoologie-Professor geleitet wurde, virtuell miterleben können. "Es ist so, als wäre man direkt auf dem Boden der Tiefsee, umgeben von Wasser. Man wird dann von einem Juwelenkalmar angeschwommen oder von einer Staatsqualle und kann mit dieser auch spielen und kommunizieren", erklärt der Museumsdirektor. Dies soll KI gesteuert erfolgen, die virtuellen Lebewesen mit den Begegnungen gefüttert werden. "Wenn Besucher mehrfach kommen, können da auch Beziehungen bestehen", so der Paläobiologe.
Deutlich mehr Besucher möglich
Nicht nur mehr Exponate könnten ausgestellt, sondern auch mehr Besucher und Besucherinnen im Bowlingtreff empfangen werden können. Derzeit ist nach Aussagen Leders Schluss, wenn 50 Gäste gleichzeitig in der Dauerausstellung sind. "Wenn 50 Leute drin sind, heißt das unten an der Kasse: Einlassstopp. Gehen zehn raus, dürfen zehn wieder rein", erklärt er in der Umschau.
Rund 80.000 Gäste seien im letzten Jahr ins Naturkundemuseum gekommen. Das sei unter diesen Umständen "bemerkenswert". 2024 sei sogar noch eine deutliche Steigerung zu verzeichnen. "Das Potenzial dieses Naturkundemuseums ist gewaltig mit dem neuen Haus, wenn es entsprechend auch mit der Infrastruktur passt. Da werden wir weit weit über 200.000 Besucher haben", sagt der Museumsdirektor. Einen Wermutstropfen gibt es bei aller Euphorie. Ein Bau- und Finanzierungsbeschluss der Stadt liegt noch nicht vor und werde laut Informationen der LVZ "bis Sommer 2024 angestrebt".
MDR (cbr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 09. April 2024 | 20:15 Uhr