Herrentag in Leipzig Zwischen Saufkultur und Anti-Männertag
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09. Mai 2024, 18:32 Uhr
Das Klischee des Herrentags sind Gruppen betrunkener Männer, die mit einem Bollerwagen durch die Gegend ziehen. Auch wenn die Bollerwagentour für viele eine geliebte Tradition ist, wollen andere gerade dem entgehen. In Leipzig finden sich dabei viele Beispiele für beide Lager.
An der Neuen Linie, mitten im Leipziger Auwald, steht das "Caracan". Viele die an einem schönen Tag zum Cospudener See möchten, fahren an dem Ausflugslokal mit dem Fahrrad vorbei. Wer einen Zwischenstopp macht, kann hier halten, um etwas zu essen oder ein Bier zu trinken. Das Lokal hat seit sieben Jahren geöffnet und soll laut Inhaber Raul Barriuso ein weltoffener Ort mit guter Küche sein.
Raul erzählt, dass sie seit der Eröffnung 2017 auch immer am Herrentag geöffnet hatten. Leider hätten sie aber in den vergangenen Jahren viele schlechte Erfahrungen mit betrunkenen Männern gehabt: "Am Männertag sind immer wieder besoffene Typen hier gewesen, die sich unangenehm verhalten haben. Es kam auch immer wieder vor, dass sich einige sexistisch oder rassistisch verhalten haben. Darauf haben wir keinen Bock, wir sind ein Ort, an dem sich alle wohl fühlen sollen."
Der Anti-Männertag für alle
Aus diesen Gründen veranstalten sie in diesem Jahr den Anti-Männertag. Dabei seien Männer nicht ausgeschlossen, ganz im Gegenteil, erklärt Raul. Sie wollen, dass das gemeinsame Feiern im Vordergrund stehe: "Jeder kann zu uns kommen, egal ob Mann oder Frau, aber wir wollen keine Machos." Zu ihrem Anti-Männertag veranstalten sie ein Konzert mit einer lateinamerikanischen Band und verschiedenen DJs.
Jeder kann zu uns kommen, egal ob Mann oder Frau, aber wir wollen keine Machos.
Saufen auf der Sachsenbrücke
Wenn man vom Caracan aus mit dem Fahrrad die Neue Linie Richtung Clara-Zetkin-Park fährt, ist man nach wenigen Minuten an der Sachsenbrücke. Hier treffen sich viele, die anlässlich des Herrentages mit dem Bollerwagen losziehen wollen. Es wird Schlager gehört, Bier getrunken und man sieht Männer die oberkörperfrei rumlaufen. Eine Gruppe Männer sagt, dass der Tag für sie Tradition habe: "Bier trinken, ein bisschen asozial sein und den Tag ohne Frauen genießen - dafür ist der Tag doch da?"
"Gegendemo" - aber friedliche Koexistenz
An der Sachsenbrücke sind auch Lisa und Michelle. Für sie ist der Tag nicht nur etwas für Männer: "Das ist quasi eine Gegendemo. Wir lassen die Männer heute mal in Ruhe, wollen aber auch trinken und unseren Spaß haben." Deswegen haben sie sich auch verkleidet, das sei dann wie eine Maske, meint Lisa. Der Tag sei für sie so etwas wie ein Freifahrtsschein, an dem man sich danebenbenehmen könne.
MDR (lev)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | Sachsenspiegel | 09. Mai 2024 | 19:00 Uhr