Mann mit kurzen grauen Haaren und Nickelbrille sitzt in einem braunen Sakko vor einem großen Bücherregal 10 min
Leitet das Leipziger Verlagshaus Faber & Faber seit 1990 – der Verleger und Lektor Michael Faber Bildrechte: imago images/Gerhard Leber

Verlag Faber & Faber Nach Insolvenz: Leipziger Verleger fordert Unterstützung für die Branche

07. November 2023, 15:13 Uhr

Nach Bekanntwerden der Insolvenz des Leipziger Traditionsverlags Faber & Faber hat sich dessen Leiter zu den Gründen geäußert. Michael Faber macht dafür unter anderem einem veränderten Buchmarkt verantwortlich. Gleichzeitig sieht er die Politik in der Pflicht, die Verlagsbranche strukturell zu unterstützen.

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"Verlage müssten wie Theater behandelt werden", mit diesen Worten hat sich der Leipziger Verleger Michael Faber zur derzeitigen Situation der unabhängigen Verlage geäußert. Diese brauchen nach Ansicht Fabers eine strukturelle Förderung zum Überleben – ähnlich der Theaterförderung im Land.

Ein Verlag mit ca. 20 neuen Titeln im Jahr könne mit der entsprechenden Auflagengröße mehr als 100.000 Leserinnen und Leser erreichen, sagte Michael Faber im Gespräch mit MDR KULTUR. "Das ist mehr als etwa ein Stadttheater oder eine Landesbühne jemals erreichen werden. Diese werden aber als relevant eingestuft und mit zig Millionen jedes Jahr öffentlich bezuschusst, wohingegen der Verleger alles auf eigene Rechnung organisiert, bei einem hundertprozentigen ökonomischen Risiko."

Verlage müssten wie Theater behandelt werden.

Michael Faber, Leiter des Leipziger Faber & Faber-Verlags

Konzentration auf dem Buchmarkt

Dieses Risiko werde durch eine anhaltende Konzentration im Buchhandel verschärft, so Michael Faber weiter. "Die Buchhandlungslandschaft in vielen deutschen Großstädten wird von großen Ketten wie Thalia, Hugendubel, Osiander und anderen dominiert. Listungen im dortigen Sortiment sind erst bei größeren Umsatzerwartungen überhaupt möglich. Das können wir nicht mehr bedienen."

Cover eines Buchs mit einer in rotes Licht getauchten Kohlebaggerschaufel vor blauem Hintergrund mit der Aufschrift "Clemens Meyer, "Stäube"
Der Leipziger Faber & Faber-Verlag brachte neben Büchern von Christoph Hein, Volker Braun und Werner Mittenzwei auch Clemens Meyers Roman "Stäube" heraus. Bildrechte: Faber & Faber Verlag GmbH

Dieser Trend zur Übernahme inhabergeführter Buchhandlungen durch die großen Ketten setzt sich mittlerweile auch in mittelgroßen Städten fort. Jüngstes Beispiel, sagt Michael Faber, ist Nordhausen. "Dort hatten wir noch bis letztes Jahr das eigentümergeführte Buchhaus Rose, mit dem wir kontinuierlich Umsätze machten. Das ist jetzt plötzlich eine Filiale von Thalia. Damit hat diese Stadt mit annähernd 45.000 Einwohnern nur noch zwei Buchhandlungen – beide von Thalia."

Insolvenz nach mehr als 30 Jahren

Die Entwicklungen auf dem Buchmarkt kombiniert mit einer durch Pandemie, Kriege und gestiegene Preise verunsicherten Bevölkerung haben dazu geführt, dass das Verlagshaus Faber & Faber nun Insolvenz beantragen musste.

Verlagsleiter Michael Faber hofft dennoch, dass sich eine Perspektive für sein Unternehmen ergibt. Konkrete Pläne nannte er dabei nicht. In der jetzigen Situation dürfe es keinen Plan B geben, so Michael Faber weiter, "weil ich sonst Kraft absorbiere, die notwendig ist, um das Verfahren zum bestmöglichen Ergebnis gerade für die geistigen Urheber zu führen."

Leipziger Traditionshaus schließt

Der Verlag Faber & Faber wurde 1990 von Michael Faber und seinem Vater Elmar in Berlin gegründet. Im Zuge der Buchmesse im Frühjahr 1994 eröffneten sie den Standort Leipzig. Ein Jahr später siedelten sie sich komplett in Leipzig an. Damit wollten Faber und Faber nach eigenen Angaben ein "Zeichen gegen die Ausblutung des ehedem wichtigsten deutschen Verlagsstandorts" setzen.

Bis zuletzte brachte Faber & Faber ca. 20 neue Titel im Jahr heraus – insbesondere Kunstbücher, belletristische Werke in bibliophiler Ausstattung und Originalgrafiken.

Quelle: MDR KULTUR (Ellen Schweda, Bettina Baltschev), Faber & Faber Verlag GmbH, Börsenblatt / Redaktionelle Bearbeitung: tmk

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 07. November 2023 | 08:40 Uhr

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