Oswald Achenbach (1827-1905): Vesuvlandschaft | 1881, Öl auf Leinwand, Inv.-Nr.: 706 4 min
MDR KULTUR-Kunstredakteurin Ulrike Thielmann über die Ausstellung "Ans Licht gebracht" der Kunstsammlung Gera. Bildrechte: Kunstsammlung Gera
4 min

Ausstellungen aus dem eigenen Depot bilden das Herzstück der Museumsarbeit. So verhält es sich auch bei der Kunstsammlung Gera, die ihre neue Schau unter dem Titel "Ans Licht gebracht" aus eigenen Beständen bestreitet.

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Ausstellung Kunstsammlung Gera bringt Schätze aus dem Depot ans Licht

18. Februar 2024, 04:00 Uhr

Ausstellungen aus ihrem eigenen Depot oder Archiv bilden das Herzstück der Museumsarbeit. So verhält es sich auch bei der Kunstsammlung Gera, die ihre neue Schau unter dem Titel "Ans Licht gebracht" aus eigenen Beständen bestreitet. Zu sehen gibt es Werke von Künstlern wie Lucas Cranach d. Ä. oder Paul Gaugin.

Wo Berge Rauch ausstießen, waren im 19. Jahrhundert Maler nicht weit. Und so hielt auch der Landschaftsmaler Oswald Achenbach 1881 den Vesuv stattlich und groß in Öl fest. Ein Bild, an dessen glanzvoller akademischer Malweise man in Geras Orangerie nicht vorbeikommt.

Der Blick des Publikums schweift über den erhabenen Golf von Neapel – die Geschichte des Bildes ist indessen so problembehaftet wie die deutsche Geschichte.

"Das Bild befindet sich schon seit 1953 in unseren Beständen", erzählt Holger Saupe, Leiter der Kunstsammlung Gera, "als enteignetes Kunstgut einer 'Republikflüchtigen', wie das damals hieß. Da war es aber noch nicht in unserem Besitz. Nach dem Mauerfall konnten wir, mit Unterstützung des Landes Thüringen, diesen Bestand, den wir 'Sammlung Behrens-Weise' benennen, erwerben."

Das A und O der deutschen Landschaftsmalerei

In der Ausstellung in Geras Orangerie findet sich zudem ein Kleinformat von Oswald Achenbachs älteren Bruder Andreas, scherzhaft gemeinsam mit seinem Bruder oft als das "A und O der deutschen Landschaftsmalerei" bezeichnet.

Schiffe auf einem Gemälde mit Goldrahmen
Andreas Achenbach (1815-1910): Segelboote in Seenot | o. J., Öl auf Leinwand Bildrechte: Kunstsammlung Gera

Andreas Achenbachs "Segelschiffe in Seenot" von 1845 offenbart das dramatische Naturgeschehen bereits in impressiver Malweise.

Beide Bilder gehören zu jenen Schätzen, die die Kunstsammlung Gera jetzt eindrucksvoll aus ihrem Depot heraus präsentiert, vom Mittelalter bis zur Gegenwart, vom Altarbild "Postersteiner Kreuzigung" von Lucas Cranach d.Ä. bis hin zu einer Deutschland-Installation des Otto-Dix-Preisträgers Jan Brokof aus dem Jahr 2012. Rund 11.000 Objekte umfasst die Sammlung.

Ausstellungsobjekt: Ein kleines Haus aus Holz, darüber ein Vogel mit ausgebreiteten Schwingen aus Holz.
Jan Brokof (*1977): Deutschlandhaus | 2010, Holz, Lackfarbe Bildrechte: Kunstsammlung Gera

Und eine "Bretonische Landschaft" von Paul Gaugin, ein Mittelformat, ist auch zu sehen. Das Bild stammt aus der "Sammlung Niescher", jenen 500 Kunstwerken, welche die Erbengemeinschaft der Kunstsammlung Gera für die nächsten acht Jahre als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt.

Eine Landschaft auf einem Gemälde mit Goldrahmen.
Paul Gauguin (1848-1903): Bretonische Landschaft, | o. J., Öl auf Leinwand, Sammlung Niescher Bildrechte: Kunstsammlung Gera

Geras Malerfamilie Reinhold

Natürlich darf auch Geras Malerfamilie Reinhold nicht fehlen, mit den Landschaftsmalern sowie Brüdern Friedrich und Heinrich, letzterer ein sogenannter "Deutsch-Römer" – von Goethe geschätzt!

Astrid Lindinger von der Kunstsammlung Gera wählte einige graphische Blätter aus dem Bestand aus und betont: "Nicht nur von Goethe wurde er geschätzt, auch von Friedrich Schinkel. Dieser hatte Blätter aus dem Nachlass von Heinrich Reinhold erworben und hat in wunderbaren Briefen an seine Frau geschrieben, dass er etwas ganz Besonderes erworben hat, nämlich Skizzen von Heinrich Reinhold."

Zeichnung eines Baumes
Heinrich Reinhold (1788-1825): Pinie | 1823, Bleistift Bildrechte: Kunstsammlung Gera

Dix kommt!

"Ans Licht gebracht" ist die letzte Sonderausstellung, die Gera in der Orangerie für die nächsten Jahre zeigt. Im Herbst wird die zweiflügelige Anlage im Rokoko-Stil komplett zum Dix-Museum, um den großen Sohn der Stadt angemessen zu würdigen. Die Dix-Stiftung in Vaduz hat dies für ihre Dauer-Leihgaben eingefordert.

Fast zum Null-Etat gönnt sich daher die Kunstsammlung Gera nun eine letzte beschwingte Sonderschau in der Orangerie aus eigenen Beständen. Denn der Umbau für Dix wird teuer. Räume für wechselnde Kunstausstellungen muss der Stadtrat erst neu beschließen, wahrscheinlich nach der Oberbürgermeisterwahl im Mai.

Quelle: MDR KULTUR (Ulrike Thielmann), Redaktionelle Bearbeitung: op

Die Ausstellung "Ans Licht gebracht"
Sonderausstellung

18. Februar bis 20. Mai 2024

Kunstsammlung Gera / Orangerie
Orangerieplatz 1, 07548 Gera

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr
Montag geschlossen

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 16. Februar 2024 | 13:10 Uhr

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