Bundeswehr Nur der Kommandant guckt oben raus: Leopard-Panzer trainieren Fahren unter Wasser
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03. Mai 2023, 20:42 Uhr
Eine Premiere gab es am Mittwoch in Bad Salzungen bei der Bundeswehr: Erstmals sind Leopard-2-Kampfpanzer der neuesten Version A7V unter Wasser gefahren. Für Außenstehende mag das wenig aufregend sein, für die Besatzungen der Panzer war es das durchaus: Für viele der an der Übung beteiligten Soldaten des Panzerbataillons 393 aus Bad Frankenhausen war es die erste Fahrt unter Wasser.
Wer den Film "Das Boot" oder ähnliche Marine-Streifen gesehen hat, mag sich beim Anblick der Panzer hier an Bilder aus solchen Filmen erinnert fühlen. Der Kommandant sitzt oben im schmalen Turm und gibt Befehle. Vor dem Turm ragt ein Geschütz aus dem Wasser und hinten schäumt das Wasser.
Doch hier in dem kleinen Gewässer auf dem Übungsplatz der Bundeswehr bei Bad Salzungen sind keine U-Boote unterwegs, sondern die neuesten Panzer der Bundeswehr: Leopard 2 A7V. Sie gehören zum Panzerbataillon 393 in Bad Frankenhausen. Eine Kompanie des Bataillons übt hier auf ihrem früheren Standort mit einigen ihrer Kampfpanzer die Durchquerung eines Gewässers. Eine Premiere auch für die Bundeswehr, wie der stellvertretende Kompaniechef Alexander - sein Nachname darf laut Bundeswehr-Sicherheitsvorschriften nicht genannt werden - erläuert:
Das ist grundsätzlich schon mal was Besonderes, weil der Leopard 2 A7V ja erst im Oktober 21 in die Truppe eingeführt wurde, wir das erste Bataillon waren, die den übernommen haben von der Industrie und das bis jetzt hier noch nicht stattgefunden hat, dass der 2A7V Unterwasserfahren gemacht hat.
Auch für viele Soldaten der Kompanie ist die Übung hier eine Premiere: Sie sind noch nie mit einem Panzer unter Wasser gefahren. Darauf wurden sie von Vorgesetzten und Ausbildern tagelang vorbereitet - mit Schwimmtraining in der Schwimmhalle, das Aussteigen aus einem havarierten Panzer trainieren, das Atemgerät richtig benutzen. Denn wenn der Leopard unter Wasser stehenbleibt und nicht mehr weiterkommt, müssen sie den Koloss verlassen. Das Atemgerät ermöglicht ihnen die Sauerstoffzufuhr unter Wasser.
Die Leopard-Panzer sind für das Fahren unter Wasser ausgelegt - bis zu einer maximalen Wassertiefe von vier Metern. Die ist durch technische Gegebenheiten bedingt: Für die Unterwasserfahrt wird auf der Luke des Kommandanten eine Art Schornstein wasserdicht aufgeschraubt. Der ist etwa drei Meter hoch. Oben an seiner Spitze sitzt der Kommandant, der seinen Fahrer durchs Wasser dirigiert. Denn der sitzt unten im Panzer und kann seine Kameras, die ihm sonst einen Blick auf das Gelände ermöglichen, nicht nutzen.
Der Zusatzturm hat auch noch eine zweite Funktion: Durch ihn wird Luft für den Motor angesaugt. Denn die Ansaugöffnungen hinten am Panzer müssen für die Unterwasserfahrt dicht verschlossen werden.
Der Kommandant oben im Turm kann bei einer Fahrt schon seekrank werden - denn die Bewegungen und Schwankungen des Panzers bei der Fahrt wirken sich in einigen Metern Höhe noch stärker aus, wie Kommandant Oberfeldwebel Leo berichtet:
Aufgrund des hohen Sitzpunktes, den man hat, ist das natürlich erstmal etwas beunruhigend.
Für Leo war es die erste Unterwasserfahrt mit einem Panzer. Es mache Spaß, "der Panzer funktioniert", sagt er.
Grundsätzlich sei der Panzer wasserdicht, betonen die Panzerleute. Dennoch: Für Havarien stehen immer Taucher bereit, die der Besatzung aus dem Panzer helfen. Normalerweise machen das Pioniertaucher der Bundeswehr, doch hier in Bad Salzungen sind Polizeitaucher im Einsatz sowie Spezialisten der DRK-Wasserwacht. Auch für sie ist das kein alltäglicher Einsatz, wie sie berichten. Zumal sie nicht nur den Panzerleuten an die Oberfläche helfen sollen, sondern auch noch den havarierten Panzer zum Abschleppen vorbereiten sollen. Das bedeutet: Unter Wasser dicke Stahltrossen an einem zweiten Panzer befestigen, der den Havaristen aus dem Wasser zieht.
Bei der Übung in Bad Salzungen läuft indes alles reibungslos. Immer wieder fahren Panzer an einem Ende ins Gewässer hinein und kommen nach ein, zwei Minuten am anderen Ufer wieder heraus. Stabsgefreiter Jonas, er ist Richtschütze, macht das auch zum ersten Mal.
Es war ein sehr interessantes Gefühl, vor allem im Panzer. Man hat einen kleinen Druck auf dem Ohr. Aber im Prinzip ist es ähnlich, als wenn man normal mit dem Panzer fährt.
MDR (dr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 03. Mai 2023 | 19:00 Uhr
Harka2 am 05.05.2023
Niemand will hier die Leistungen anderer herunterreden, es ist aber nur so, dass Unterwasserfahrten bei modernen Kampfpanzern nicht wirklich etwas neues oder auch nur besonderes sind. Allein schon der ABC-Schutz verlangt nach hermetischer Dichtheit der Fahrzeuge. Wenn aktuelle Panzer daran scheitern würden, wären sie nicht einsatzfähig.
MDR-Team am 05.05.2023
Ich fand die Übung tatsächlich spannemd, weil ich meine drei Jahre Wehrdienst bei der NVA-Volksmarine abgeleistet habe. Ubd in meiner Familie habe ich selbst zwei ehemalige NVA-Panzerleute, die mir von ihren Unterwasserfahrten mit T54 und 55 erzählt haben und z.B. davon, dass die Fahrer manchmal schon nach der Hälfte des Flusses bis zur Brust im Wasser saßen. Unterwasserfahrten sind für jeden Panzermann eine Herausforderung, würde ich mal sagen. MfG Dirk Reinhardt
emlo am 05.05.2023
Es handelt sich hier um eine Übung! Dass man bei einer Übung das Risiko zusätzlich minimiert, indem man die genannten Kräfte hinzuzieht, finde ich völlig in Ordnung. Dass es, wenn es hart auf hart kommt, auch ohne diese zusätzliche Absicherung gehen muss, und auch wird, steht doch gar nicht zur Debatte.