Ein Patient übt das Gehen unter Anleitung einer Therapeutin an einer Stange.
Mit gezielten Übungen kann die Genesung nach einer OP schneller erfolgen. Bildrechte: Colourbox.de

Tipps von der Ärztin Was man vor und nach der OP selbst tun kann

11. Oktober 2023, 17:04 Uhr

Wer operiert werden muss, hat oft viele Sorgen und Ängste. Die Größte: Ob die Operation ohne Komplikationen verlaufen wird. Doch genauso wichtig ist es, wie es danach weitergeht und wie schnell man wieder fit ist. Gerade bei planbaren OPs können Patienten und Patientinnen einiges tun, um danach schnell wieder auf die Beine zu kommen.

Orthopädische Operationen, wie zum Beispiel der Gelenkersatz an Hüfte oder Knie, kommen häufig vor. Doch nicht immer ist nach der OP sofort wieder alles in Ordnung. Die Beweglichkeit ist noch nicht wieder vollständig da und auch die Schmerzen halten weiter an. Einen häufigen Grund dafür sehen Orthopäden und Physiotherapeuten in mangelnder Muskulatur.

Durch schmerzbedingte Schonhaltungen vor der Operation kommt es zur Sarkopenie – dem Verlust von Muskelmasse. Schon nach einem Tag Bettruhe können ältere Menschen unter Umständen bis zu fünf Prozent ihrer Muskeln verlieren. Gehen sie dann geschwächt in die OP, kann das danach zum großen Problem werden.

Gut vorbereitet: Schon vor der OP fit werden

"Wenn man nur rumsitzt vor einer Operation, bildet sich die Muskulatur zurück. Das heißt, aktiv bleiben, solange es geht. Die Zeit nutzen bis zur Operation. Entweder mit Spaziergängen oder kleinen Gymnastikübungen – je nachdem, was noch möglich ist. Auch eine gute Physiotherapie kann helfen, um die Muskulatur vorzubereiten", sagt Dr. Christina Lemhöfer, Leiterin des Instituts für Physikalische und Rehabilitative Medizin am Uniklinikum Jena.

Aktiv bleiben, solange es geht. Die Zeit nutzen bis zur Operation. Entweder mit Spaziergängen oder kleinen Gymnastikübungen – je nachdem, was noch möglich ist.

Dr. Christina Lemhöfer, Leiterin Institut für Physikalische und Rehabilitative Medizin am Uniklinikum Jena

Vorab mit Gehhilfen trainieren

Disabled Man Using Crutches To Walk
Die Benutzung von Gehhilfen kann schon vor der OP trainiert werden. Bildrechte: imago images / Panthermedia

Im Gegensatz zur Rehabilitation widmet sich die sogenannte Prähabilitation der Zeit vor einer Operation. Dazu kann auch ein Training mit Gehhilfen gehören. Das kann bei einem Gelenkersatz helfen, nach dem Eingriff schneller wieder auf die Beine zu kommen. Wer schon vor der OP damit laufen lernt, dem fällt es hinterher leichter.

Oberarme stärken

Außerdem ist es sinnvoll, die Oberarmmuskulatur zu trainieren. Sie ist wichtig, um das Körpergewicht später halten zu können. Dazu reicht es schon, regelmäßig mit einer vollen Wasserflasche zu trainieren. Dabei einfach eine Flasche in die Hand nehmen, den Arm nach hinten abspreizen und den Unterarm ein paar Mal Richtung Körper beugen und wieder locker lassen. Anschließend die Seite wechseln, mehrmals täglich wiederholen.

Lunge stärken mit gezieltem Atemtraining

Je länger man nach einer Operation im Bett liegen muss, umso höher ist das Risiko für eine Lungenentzündung. Doch auch für die Funktion der Lunge kann etwas getan werden. "Wir können die Lunge trainieren und auch den Atemfluss", erklärt Dr. Christina Lemhöfer.

Sie empfiehlt das Training mit einem Triflow-Gerät. Es besteht aus drei Röhrchen, in denen leichte kleine Bälle sind. Zum Üben wird über ein Mundstück Luft angesogen. Es ist über einen Schlauch mit den Röhrchen verbunden. Beim tiefen Einatmen sollten zwei der Bälle nach oben "schweben". Das kann so oft geübt werden, bis es gelingt. "Man kräftigt die Einatmung, die Bauchatmung und sorgt so dafür, dass sich die Lunge wieder richtig entfalten kann nach der Operation", erklärt Dr. Lemhöfer. Das Triflow-Gerät einfach beim Vorgespräch der Operation zum Üben mit nach Hause geben lassen.

Nach der OP: Hilfe suchen bei Schmerzen

Viele Patienten haben nach einer Operation Angst vor Beschwerden und das meist zurecht. Denn häufig kommt es nach einem Eingriff zu Wundschmerzen. "Wichtig ist, dass man äußert, dass man Schmerzen hat", sagt Dr. Christina Lemhöfer: "Man muss nicht auf die Zähne beißen, man kann sich ein Schmerzmittel geben lassen. Das sollte man auch recht frühzeitig tun, damit man nicht erst ein hohes Schmerzlevel hat." Auf einer Schmerzskala von null (kein Schmerz) bis zehn (maximaler Schmerz) sollte bei drei in Ruhe und bei fünf unter Belastung um ein Schmerzmittel gebeten werden.

Helfen können auch Kühlpads, die das Gewebe etwas runterkühlen. Dr. Lemhöfer empfiehlt außerdem ein Elektrotherapiegerät, ein sogenanntes Tens-Gerät, das die Schmerzweiterleitung unterdrückt. Auch die Wundheilung lässt sich positiv beeinflussen: Dafür in der Zeit vor der Operation auf Alkohol und Zigaretten verzichten. Das konnten Studien belegen.

Auch die Psyche ist für den Genesungsprozess wichtig

Genauso wichtig wie Muskeltraining und Atemübungen ist die innere Einstellung vor einer Operation. Eine Studie konnte zeigen, dass Patienten nach einer Herz-OP deutlich schneller wieder fit im Alltag wurden, wenn sie auch eine psychische Begleitung in der Zeit vor der Operation bekamen.

In Gesprächen wurden sie aufgefordert, sich eine positive Zeit nach der Operation vorzustellen. Sich Ziele zu setzen, die sie danach erreichen möchten. Eine Ursache für große Ängste sehen die Studienleiter darin, dass die Risiken einer Operation häufig viel zu hoch eingeschätzt werden. Deshalb wurden die Patienten mit ausführlichem Informationsmaterial über jeden Schritt der Operation aufgeklärt. So konnten viele Sorgen und Unsicherheiten genommen werden. Verglichen mit Patienten ohne psychologische Betreuung konnten die Studienteilnehmer das Krankenhaus im Durchschnitt fünf Tage früher verlassen. 

Tipp Wichtig ist auch nach einem Eingriff schnell wieder aus dem Bett aufzustehen. Denn wer lange liegt, bekommt häufiger Komplikationen.

MDR (jvo)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 27. April 2023 | 21:00 Uhr

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