Zwei Kinder beim Zähneputzen
Wann putzt man am besten die Zähne - vor oder nach dem Essen? Bildrechte: imago/BE&W

Der Redakteur | 25.09.2023 Zähneputzen: Vor oder nach dem Essen?

25. September 2023, 21:42 Uhr

Diana Wegmann aus Erfurt hat Diskussionen in der Familie - was stimmt denn nun? Sollte man vor dem Essen oder nach dem Essen seine Zähne putzen? Unser Redakteur Thomas Becker ist der Frage nachgegangen.

Prof. Dr. Christoph Benz ist Präsident Bundeszahnärztekammer und natürlich auch selbst Zahnarzt. Seine Empfehlungen decken sich mit den Branchentipps, die in der Initiative proDente gebündelt werden. Vor allem abends ist es sinnvoll, sich nach dem Essen die Zähne zu putzen, wobei man das nicht mit "sofort nach dem Essen" verwechseln sollte. Dieses "sofort" ist nämlich genau das Morgenproblem.

Wir haben wenig Zeit, essen Marmelade und trinken Orangensaft. Dieser Säureangriff auf die Zähne würde bei sofortigem Putzen nach dem Essen dazu führen, dass der leicht "angeweichte" Zahnschmelz Schaden nimmt. Eine halbe Stunde Abstand zum Essen reicht aber, dann hat sich die Mundflora wieder normalisiert und das Zähneputzen schadet den Zähnen nicht mehr, so Prof. Benz.

Welche Zahnpasta ist die richtige?

Wenn wir regelmäßig mit fluoridhaltigen Zahncremes putzen, dann können die Zähne ein Leben lang halten. Eine zweite wichtige Säule ist die Professionelle Zahnreinigung, wie Prof. Benz betont. Dass wir als Deutschland im Bereich Zahngesundheit in der Champions League spielen, hat eben auch diesen Grund. Vor einigen Jahrzehnten trat das Thema Zahnerhalt noch hinter das Zähneziehen im Alter zurück.

Es war üblich, für die Prothese Platz zu schaffen. Dafür gibt es aus heutiger Sicht keinen Grund mehr. Es sei denn, man hat jahrzehntelang vieles falsch gemacht. Zum Beispiel mit einer Zahnpasta, die einen zu hohen RDA-Wert hat. Dieser Wert ist wie die Korngröße beim Schleifpapier. Er sollte zwischen 35 und 70 liegen, der niedrige Wert ist eher etwas für die elektrische Zahnbürste. Ist der Wert über 70, wird zu viel Zahn abgeschliffen.

Der RDA-Wert steht leider nicht immer auf der Verpackung, ist aber für jede Zahncreme zu finden im Netz.

Prof. Dr. Christoph Benz Präsident Bundeszahnärztekammer

Außerdem gilt: Nicht nur die Zähne sollten geputzt werden, sondern auch die Zunge braucht Pflege. Extra Reinigungsgeräte gibt es auch dafür, so eine Art Schaber, der die Beläge und Bakterien entfernt, die quasi im "Wartezimmer" sitzen auf dem Weg zum Zahn und außerdem für schlechte Luft sorgen. Stichwort Mundgeruch.

PZR - professionelles Putzen mit Beratung

Auch beim normalen Zähneputzen kann man viel falsch machen. Das Scheuern quer über die ganze Kauleiste ist nicht sinnvoll. Vielmehr solle man sich einen alten Rippen-Heizkörper vorstellen. Wenn man diesen entstauben will, würde man auch von oben nach unten bzw. unten nach oben wischen. Das wäre auch die Empfehlung für das Zähneputzen, nämlich immer zu Kaufläche hin "auswischen". Mit der elektrischen Zahnbürste geht das besser als mit der Handzahnbürste, sagt Prof. Benz, aber perfekt werde es erst durch die PZR.

Wie oft diese durchgeführt werden sollte, hängt auch davon ab, was man so isst und trinkt. Entsprechend angepasst sind die persönlichen Putzempfehlungen des Zahnarztes. Er sieht, wo die Schwachstellen sind, die über die Zeit zu Problemzonen werden können.

Hundertprozentig sauber wird es leider nicht mit dem Zähneputzen, nicht einmal bei mir. Deswegen ist Professionelle Zahnreinigung einfach wichtig.

Prof. Dr. Christoph Benz Präsident Bundeszahnärztekammer

Wie sinnvoll sind Mundspülungen und Bleaching?

Mit medizinischen Mundspülungen sollte man es nicht übertreiben. Für ein gutes Gefühl in Abständen ja, sagt Prof. Dr. Christoph Benz, aber nicht täglich und schon gar nicht als Ersatz fürs Zähneputzen. Die Bakterienflora im Mund müsse nicht laufend verändert werden. Auch nicht, damit die Zähne weißer werden. Hier ist - wenn man es für nötig erachtet - der Zahnarzt der erste Ansprechpartner.

Zwar ist das Bleichen der Zähne besser als sein Ruf, aber es gibt Ausschlusskriterien und Risiken, die die Stiftung Warentest hier zusammenfasst: Link. Prof. Benz betont dabei, dass hier mit Sauerstoff gearbeitet wird, der die Moleküle zerstört, die die Farbe erzeugen. Es komme nichts in den Zahn rein und auch nichts heraus. Etwas Geld kostet das strahlend weiße Lächeln allerdings: Mit einem mittleren dreistelligen Betrag muss man beim Spezialisten rechnen. Der sorgt auch dafür, dass alle Zähne hinterher den gleichen Weiß-Ton haben.

Von Mittelchen zur Selbsthilfe rät Prof. Benz ab, vor allem dann, wenn es sich um Zahncremes handelt, die mit einem zu hohen RDA-Wert ausgestattet zum Schleifpapier werden. Was weg ist, kommt nicht zurück. Noch nicht. Die Zahnforschung ist aber schon ein ganzes Stück vorangekommen bei der Frage eines nachwachsenden Zahnersatzes, der aus "programmierten" eigenen Stammzellen heranwächst. Ob es diese Dritten aber schon in zehn Jahren gibt oder erst in 20, das weiß nicht einmal die Zahnfee.

MDR (ask/ls)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 25. September 2023 | 16:40 Uhr

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