Bonobos Pan paniscus in ihrem natürlichen Lebensraum in der Demokratischen Republik Kongo
Zwei Bonobos unterstützen sich in ihrem natürlichen Lebensraum im Kokolopori-Bonobo-Reservat bei der Fellpflege. Bildrechte: IMAGO / Pond5 Images

Wissen-News Bonobos kooperieren wie Menschen auch mit fremden Gruppen

18. November 2023, 16:59 Uhr

Die im Kongo-Regenwald beheimateten Bonobos pflegen - ähnlich dem Menschen - auch mit fremden Gruppen starke Kooperationen. Das unterscheidet sie grundlegend von Schimpansen, die fremde Gruppen regelrecht bekriegen. Das ist das Ergebnis einer großen Feldstudie mit deutscher Beteiligung.

Nicht nur wir Menschen, sondern auch die zu unseren nächsten Verwandten zählenden Bonobos (Pan paniscus) sind in der Lage, starke kooperative Beziehungen zu anderen Gruppen aufzubauen und Ressourcen gruppenübergreifend zu teilen. Das ist das Ergebnis einer in der Fachzeitschrift Science veröffentlichten Studie von Forschern der Harvard University in den USA und des Deutschen Primatenzentrums in Göttingen.

Die Studienautoren stellten bei ihren Feldforschungen unter freilebenden Bonobo-Gruppen im Kokolopori-Bonobo-Reservat in der Demokratischen Republik Kongo fest, dass die gruppenübrgreifenden Interaktionen nicht zufällig abliefen. Vielmehr war es so, dass Individuen, die innerhalb ihrer Gruppe besonders gern kooperierten - etwa bei der Fellpflege oder beim Futtertausch - auch bevorzugt mit ähnlich gelagerten Mitgliedern anderer Gruppen interagierten, die sich auch eher revanchierten. Studien-Autor und Harvard-Professor Martin Surbeck bezeichnet solche Verbindungen als "Schlüsselaspekte der Zusammenarbeit", die auch in menschlichen Gesellschaften zu beobachten sind.

Für Surbeck und Studien-Mitautor Liran Samuni deutet die soziale Offenheit bei Bonobos als den nächsten Verwandten des Menschen darauf hin, dass die menschliche Kooperationsbereitschaft älter sein könnte, als bislang angenommen. Bisherige Modelle der menschlichen Evolution waren davon ausgegangen, dass Gruppenfeindseligkeit und Gewalt der menschlichen Natur entstammen und erst Kultur und soziale Normen Gruppenkooperationen ermöglicht haben. Diese Annahme war maßgeblich durch Beobachtungen von Schimpansen (Pan troglodytes) geprägt worden. Bei diesen bislang viel besser untersuchten nahen Verwandten des Menschen begegnen sich verschiedene Gruppen überwiegend feindselig. Tödliche Aggressionen bis hin zu regelrechten Kriegen sind dabei keine Seltenheit.

(dn)

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