9. Dezember 1895 Max Schwimmer, seine Werke und seine Geschichte

(1895-1960)

05. Dezember 2005, 16:22 Uhr

Der am 9. Dezember 1895 in der Familie eines Buchbinders geborene Max Schwimmer stammt aus Leipzig Lindenau.Schon früh zeigte sich sein künstlerisches Talent. der Volksschule bezog der zeichnerisch Interessierte ein Lehrerseminar in Leipzig Connewitz, wo er als "Talent", als "trefflicher Einzelgänger" auffiel, "der den Rahmen einer brav lernenden Schülerschar sprengte" und die Förderung seines Seminarleiters genoss.

Expressionistischer Künstler

Später durchlief er eine mehrjährige Schulamtszeit im erzgebirgischen Obersaida und in Marienberg, bevor er sich 1920 an der Universität Leipzig als Student der Philosophie und Kunstgeschichte immatrikulierte. In dieser Zeit begann er, nach Zeichen- und Malversuchen in der Lehrerausbildung, mit umfangreicher künstlerischer Tätigkeit. 1922 zeigte die Galerie Schames in Frankfurt am Main und in der Kunsthalle Mannheim seine erste Einzelausstellung. Im selben Jahr heiratet Schwimmer Eva Götze und wird ein Jahr später zum ersten, 1925 zum zweiten, und 1934 zum dritten Mal Vater.

Er fand Anschluss an die antibürgerlich orientierten Leipziger Bohème der Kabarett-Szene, die von Hans Reimann, Erich Weinert, von Slang und Ringelnatz dominiert wurde. Sein zeichnerisches Talent sprach sich herum zumal er nicht zögerte, auch zum Nulltarif zu arbeiten. Er verdingte sich in Kabaretts und linken Zeitschriften, arbeitete für den "Drachen", in der "Retorte" und zählte sich zu den "Expressionisten". In der linkssozialistischen "Leipziger Volkszeitung" setzte er mit seinen politischen Karikaturen und seinen Illustrationen für Reportagen Maßstäbe für die damalige Zeitungsarbeit.

Der Autodidakt wird selbst zum Lehrer

Mit Hilfe Johannes R. Bechers gelang es Schwimmer, sich in linken Kunstkreisen zu etablieren. Er kam mit Herwarth Waldens Berliner "Sturm"-Szene in Berührung, möglicherweise mit Oskar Kokoschka, Georg Grosz, und einigen Künstlern der "Brücke", deren Werke er studierte. In Leipzig indes waren seinem "Aufstieg" Grenzen gesetzt. Die von Klinger-Epigonen verwaltete Kunstszene blieb "expressionistischem Revoluzzertum" im Grunde verschlossen. Der autodidaktische Künstler lebte von der Hand in den Mund, bis er 1926 als Lehrer in die Leipziger Kunstgewerbeschule eintrat, was ihn vor der schlimmsten Armut bewahrte.

Die Nationalsozialisten entfernen ihn 1933 sofort aus seinem Lehramt der Kunstgewerbeschule in Leipzig und diffamierten seine Werke als "entartete Kunst". 1933 trennt sich das Ehepaar Schwimmer, die offizielle Scheidung erfolgt 1936. Schwimmer verdient sein Geld mit Illustrationen für Bücher und Zeitschriftenromane; Unterstützung erhielt er vom dänischen Kunsthändler Peter Hattesen in Flensburg, zu dem etwa 70 käuflich erworbene Aquarelle gelangten, ferner illustrierte Schwimmer Postkarten und Briefe. 1939 wird Scheimemr zuM Militärdienst eingezogen und im Leipziger Sanitärhilfsdienst eingesetzt. Zwischen 1941 war 1945 ist Schwimmer im Militärdienst; Wohnung und Atelier gingen im Kriege verloren. 1943 heiratet Schwimmer zum zweiten Mal, Ilse, genannt Ilske, Naumann. Sie ziehen 1944 zusammen nach Wohlbach im Vogtland.

Hochschullehrer nach dem Krieg

Erst nach Kriegsende findet sein Talent Anerkennung. Organisiert in der KPD ernennt man Schwimmer, der inzwischen Professor ist, 1946 zum Direktor der Kunstgewerbeschule, dem der Prorektorenposten an der "Staatlichen Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe" folgt. 1951 gerät der unbequeme Künstler in eine von Moskau aus geschürte, im Kolleg heftig geführte Formalismus-Debatte, die sein Lehramt beschädigt. Schwimmer geht nach Dresden an die Hochschule für Bildende Künste, wo er zum Leiter der Graphikabteilung avanciert.

Sein künstlerischer Ruf indes ist weit in die Welt hinaus geeilt, die Buch-Illustrationen zu Heine, Goethe, Balzac, Fontane, Tucholsky, Villon, Rimbaud, Beaumarchais bezeugen seinen internationalen Rang als Zeichner. Der Dichter Hermann Hesse, selbst ein vortrefflicher Maler, hat in einer kurzen Brief-Notiz Schwimmers Stil, den er anhand von Goethes "Tagebuch" - Illustration studieren konnte, treffend beschrieben: "Dem schmetterlingsleichten, so graziösen wie souveränen Linienspiel Ihrer Zeichnungen zu folgen ist Freude und Trost. Möge viel von der Freude und Heiterkeit, die diese Blätter ausstrahlen, zu Ihnen zurückklingen."

Max Schwimmer, in seinem Lande hoch geehrt und verehrt, stirbt am 12. März 1960 in Leipzig. Sein Nachlass umfasst 72 Gemälde, 1.494 Aquarelle, 1.880 Zeichnungen, 2.335 Buchillustrationen und 30 Gouachen.